| Gesellschaft

"Ein Zeichen der Mitmenschlichkeit"

Ungebrochene Nachfrage bei württembergischen Vesperkirchen

Die Nachfrage bei den Vesperkirchen in Württemberg ist ungebrochen groß: Rund 148.000 Gäste wurden in der allmählich zu Ende gehenden Vesperkirchensaison 2016/2017 bislang gezählt. Die meisten Verantwortlichen berichten von einer im Vergleich zum Vorjahr stabil gebliebenen Besucherzahl. Bisher hatten 22 Vesperkirchen geöffnet. Fünf weitere laufen noch oder starten erst. Den Auftakt machte am 7. November 2016 die Biberacher Vesperkirche. Als letzte wird die Vesperkirche in Esslingen am 2. April 2017 ihre Pforten schließen. Dann werden in Württemberg insgesamt 531 Tage Vesperkirche zusammengekommen sein.

Die Mutter aller Vesperkirchen ist die Stuttgarter Leonhardskirche.EMH/Monika Johna

„Wir haben eindeutig mehr ältere arme Gäste“, sagt Diakon Peter Heilemann von der Tübinger Vesperkirche. Auch Ursula Göggelmann aus Reutlingen stellt eine Strukturveränderung in Richtung armer Senioren fest. Zum Vesperkirchenklientel gehören mittlerweile auch alleinerziehende Mütter. „Viele Menschen sind froh, wenn ihr Geldbeutel für einen kurzen Zeitraum entlastet wird“, weiß Bärbel Greiler-Unrath, Diakonin in der Nürtinger Vesperkirche.

Das ehrenamtliche Engagement für die Vesperkirchen ist auch in dieser Saison sehr hoch. Insgesamt 4.550 Menschen haben bisher gespült, Kuchen gebacken, Vesperbeutel gepackt oder sich Zeit für ein Gespräch genommen. Auch Spender und Sponsoren sind eine wichtige Säule, denn in der Regel finanzieren sich die Vesperkirchen durch Spenden. Lediglich die Kosten für die Räume und die leitenden Pfarrer und Diakone werden zum Teil von den Kirchengemeinden übernommen.

Das Angebot in den Vesperkirchen geht weit über das Essen hinaus. Es reicht von Fußpflege und Handmassage über Friseur, Nähstube, Gesprächskreis und Kulturprogramm bis hin zu Rechts- und Sozialberatung. In vielen Vesperkirchen bringen Ehrenamtliche das Essen zu den Besuchern an den Tisch. „Unsere Gäste können sich keinen Restaurantbesuch leisten. Sie genießen das sehr und sagen, das sei wie Urlaub für sie“, sagt Kirchengemeinderätin Heide Mattheis aus Rottenburg.



Die Preise für eine Mahlzeit bewegten sich zwischen kostenlos bzw. auf Spendenbasis wie in Horb und Rottenburg und 1,50 Euro wie in Giengen, Heidenheim, Ludwigsburg und Mutlangen. Die einzelnen Vesperkirchen dauern unterschiedlich lang: Sechs Tage lang gehen die Bopfinger und die Biberacher Vesperkirche, in Nürtingen sind es drei Wochen. Die Stuttgarter Vesperkirche heißt zwischen Januar und März sieben Wochen lang ihre Gäste willkommen.

Den Verantwortlichen für die Vesperkirchen geht es darum, einen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen verschiedener Schichten begegnen können und einsame Personen die Möglichkeit haben, sich zwanglos unter die Leute zu begeben. „Die Menschen, die zu uns in die Vesperkirche kommen, sollen in einem würdevollen Rahmen Gemeinschaft erfahren und einander auf Augenhöhe begegnen“, wünscht sich Corinna Pavel aus Aalen. „Mit unserer kleinen Kraft können wir nicht alles verändern. Aber wir setzen ein Zeichen der Mitmenschlichkeit, der Toleranz und des Respekts gegenüber jedem Geschöpf Gottes“, sagt der Stuttgarter Diakoniedekan Klaus Käpplinger.


1995 öffnete die erste Vesperkirche in Stuttgart ihre Türen. Ihr Gründer ist der inzwischen verstorbene Stuttgarter Diakoniepfarrer Martin Friz. Die Idee hat sich schnell weiterverbreitet. Ein Jahr später begann die Ulmer Vesperkirche, kurz darauf folgten Göppingen und Aalen-Wasseralfingen. Die Reutlinger Vesper-kirche hat in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum gefeiert.

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