| Landeskirche

FAQ: Was hat es eigentlich mit Pfingsten und Himmelfahrt auf sich?

Pfarrer Dan Peter beantwortet typische Fragen

Warum heißt Pfingsten „Pfingsten“? Wie gehören Pfingsten und Himmelfahrt zusammen? Was hat es mit den Flammen auf den Köpfen der Apostel auf sich? Und was bedeutet die Sache mit den vielen Sprachen? Pfingsten gehört zu den erklärungsbedürftigeren kirchlichen Festen: Pfarrer Dan Peter, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, gibt Antworten.

Flammen sind in der Pfingstgeschichte das zentrale Bild für den Heiligen Geist.Bild: Pixabay / Sbox

Woher kommt der Name Pfingsten?

Der Name Pfingsten kommt von dem griechischen Wort pentekosté, der fünfzigste, hier: 50 Tage nach Ostern. Im Englischen hört man das noch ganz stark, da heißt Pfingsten Pentecost.

Dan Peter, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
Foto: Thomas Rathay

Was bedeuten die Flammen auf den Köpfen der Apostel, von denen die Bibel erzählt?

Schon im Alten Testament wird Gottes Erscheinen mit bestimmten Zeichen angekündigt, Sturm, Nebel oder eben auch Feuer. In der Pfingstgeschichte heißt es im Neuen Testament, dass in dem Raum, in dem sich die Apostel versteckt und zurückgezogen hatten, zuerst ein lautes Brausen zu hören war und dann Flämmchen über ihren Köpfen tanzten, also dass Gott direkt mit ihnen Kontakt aufnimmt und sie auf die Straße treibt.

Wie muss man sich das vorstellen: Konnten die Apostel wirklich plötzlich in Sprachen sprechen, die sie vorher nicht kannten?

Ja, das Pfingstwunder war ein Sprachenwunder. Die Apostel konnten die Menschen, die sich in Jerusalem zum Fest eingefunden hatten, in ihren jeweiligen Muttersprachen anreden. Es war eine Umkehrung der babylonischen Sprachverwirrung. Mit dem Bau eines gigantischen Turms in Babylon wollten Menschen den Himmel erreichen und sich weltweit einen Namen machen. Doch plötzlich verstanden sie sich nicht mehr und der Turmbau kam zum Erliegen. An Pfingsten schenkte Gott den Aposteln die Fähigkeit, Menschen anzusprechen, egal woher sie stammten. Alle sollen den Himmel erreichen können.

In der Bibel ist in der Apostelgeschichte vom Pfingsttag die Rede – aber damals gab es Pfingsten doch noch gar nicht – was ist also damit gemeint?

Damals wurde in Jerusalem gerade das Laubhüttenfest „Schawuot“ gefeiert. Das war das erste Erntedankfest im Jahreslauf des Volkes Israel. In Israel gab es mehrere Ernten im Jahr, aber die erste Ernte im Frühjahr war die wichtigste. Deshalb hat man in diesem Fest die Erinnerung an die Wüstenwanderung des Volkes verbunden mit dem Dank für die Ernte, also dafür, dass Gott etwas fürs Leben geschenkt hat.

Welche Auswirkung hatte das Pfingst-Erlebnis auf die junge christliche Gemeinde?

Ob das die Gründung der Gemeinde war, darüber wird in der Theologie diskutiert, aber im Grunde war das der Startschuss. Neben den Jüngern und den engsten Vertrauten Jesu fühlten sich jetzt plötzlich tausende Menschen von Gott angesprochen. Sie verstanden, um was es ging, als Jesus gekreuzigt wurde und auferstanden ist. Petrus, der sich vorher versteckt hatte, war jetzt plötzlich in der Lage, zu den Menschen zu sprechen und ihnen zu erklären, was es mit Jesus auf sich hatte.

Was bedeutet Pfingsten heute für die Kirche?

Zunächst mal die Erinnerung an den Startschuss. Aber es soll die Menschen auch darauf hinweisen, dass ihnen heute die gleiche Kraft und Nähe Gottes zur Verfügung steht. Und ein weiterer Aspekt: Die Apostel wussten nicht, ob die Menschen die christliche Botschaft positiv oder negativ aufnehmen würden. Sie mussten sich regelrecht überwinden, rauszugehen und die Menschen mit der Botschaft von Jesus vertraut zu machen. Das Pfingstfest soll die Christen auch heute ermutigen, nicht nur unter sich zu bleiben, sondern das Evangelium zu verbreiten.

Auf welche Aspekte des Glaubens heute weist Pfingsten hin?

Bei uns ist manchmal eine Sache unterbelichtet: Wir denken immer an das kleine Baby Jesus zurück, das feiern fast alle an Weihnachten mit der Familie in einem großen Fest. Aber wir vergessen oft, dass es in der Heilsgeschichte Gottes mit der Menschheit um mehr geht als um den Anfang und die Geburt Jesu, sondern dass es ums Leben und Sterben geht und auch darum, dass wir uns mitten im Leben auf die Kraft Gottes besinnen können und die auch in Anspruch nehmen dürfen.

Was hat es mit den Zeitintervallen bei Pfingsten und Himmelfahrt auf sich?

Der Abstand von Ostern zu Himmelfahrt sind 40 Tage. Zwischen Ostern und Pfingsten liegen 50 Tage. Also sind es zehn Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Für die Jünger Jesu war diese Zeit, wie die Bibel sie erzählt, wie eine Achterbahnfahrt: Am Karfreitag ist Jesus zum großen Leid der Jünger gestorben, dann ist er auferstanden und ihnen begegnet. Bei dem Erlebnis, an das das Himmelfahrtsfest erinnert, mussten sie ihn wieder loslassen. Und zehn Tage später erleben sie dann, dass Jesus in ganz neuer Weise präsent ist und mit ihnen durchs Leben geht. Christen sind durch Christus mit dem Himmel verbunden und durch die Ausgießung seines Geistes hat sich Gott mit den Menschen verbunden.

Was feiern die Christen eigentlich an Christi Himmelfahrt?

An Christi Himmelfahrt feiern Christen, dass Jesus den Himmel für die Menschen geöffnet hat. An einer Stelle des Neuen Testaments sagt Jesus: „Ich gehe Euch voraus“. Christen glauben daran, dass Jesus in sich Mensch und Gott ganz und gar verbindet. Indem Gott Jesus zu sich nimmt, nimmt er also zugleich die Menschheit neu an. Daraus, dass Jesus vorausgegangen ist, schöpfen Christen die Hoffnung, auch in den Himmel aufgenommen zu werden.

Gibt es einen inhaltlichen Bezug zwischen Himmelfahrt und Pfingsten?

Die Jünger haben nach Himmelfahrt zunächst mal gedacht: Jetzt sind wir verlassen. Laut der biblischen Pfingstgeschichte erlebten sie dann: Nein, wir sind nicht verlassen, der Himmel bricht in unsere Welt ein. Und wir können Christus zur Welt, zu den Menschen bringen.



Schon gewusst?

Grafik: elk-wue.de

Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt@elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen.

Kirchensteuer wirkt!

Mehr News

  • Datum: 02.11.2024

    TV-Tipp: Plötzlich Stiefmutter von drei Kindern

    In Marica Schroeter Francesevics Haushalt leben vier Kinder – drei Stiefkinder und ein leibliches Kind. Trotz großer Bedenken ließ sie sich aus Liebe zu ihrem Mann auf diese Familienkonstellation ein. Darüber spricht sie mit „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 31.10.2024

    25 Jahre Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigung

    Am Reformationstag vor 25 Jahren wurde die ökumenische Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigung unterzeichnet. Aus diesem Anlass erinnert Oberkirchenrat Dr. Jörg Schneider an die Bedeutung der Erklärung und weist auf die bleibende Aufgabe ökumenischer Gemeinschaft hin.

    Mehr erfahren
  • Datum: 30.10.2024

    Michael Schofer über die Arbeit im VCP Württemberg

    Podcast des Innovationstages #gemeindebeigeistert: Michael Schofer vom Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder Württemberg e.V. (VCP) im Gespräch mit Nabil Atassi über die Pfadfinderarbeit, in der Kinder und Jugendliche Natur erleben und gefördert werden.

    Mehr erfahren
  • Datum: 30.10.2024

    Zum 200. Todestag von Christian Gottlob Pregizer

    Der vor 200 Jahren verstorbene Christian Gottlob Pregizer war ein württembergischer Pfarrer, der die freudige Religiosität des für immer erlösten Sünders in das Zentrum seiner Verkündigung stellte. Eine bis heute bestehende pietistische Gruppierung trägt seinen Namen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 29.10.2024

    Landesbischof Gohl am Reformationstag in Sulz

    Am Reformationstag am 31. Oktober predigt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in der Stadtkirche In Sulz am Neckar. Gohl erinnert dabei an den historischen Moment an der Schlosskirche Wittenberg 1517, wie und aus welchen Beweggründen Martin Luther die Reformation auslöste.

    Mehr erfahren
  • Datum: 29.10.2024

    Inspiration und Vernetzung

    Rund 200 Haupt- und Ehrenamtliche haben beim „Gründergeist-Gipfeltreffen“ einen Tag voller Inspiration und Vernetzung erlebt. Die Veranstaltung der badischen und württembergischen Landeskirchen befasste sich mit neuen, ergänzenden Formen von Kirche.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.10.2024

    Herzensanliegen: Trost im Glauben

    In der Videoserie der EKD Menschen geben Einblick in ihre Erfahrungen und machen Lust, den eigenen Herzensanliegen nachzuspüren und Worte dafür zu finden. In diesem Filmausschnitt erzählt Susanne über den Verlust ihres Partners und wie sie Trost im Glauben gefunden hat.

    Mehr erfahren
  • Datum: 24.10.2024

    „Das Gebet für den Frieden ist der Anfang allen Tuns“

    Friedenspfarrer Stefan Schwarzer und die Ev. Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK-Württemberg) setzen sich für eine differenzierte und umfassend empathische Auseinandersetzung mit dem Ukraine-Krieg und dem Konflikt im Nahen Osten ein.

    Mehr erfahren
  • Datum: 24.10.2024

    Über die landeskirchliche EHZ-Bibliothek

    400.000 Bücher und andere Medien – ihr riesiger Bestand macht die landeskirchliche EHZ-Bibliothek zur größten wissenschaftlich-theologischen Bibliothek in der EKD. Sabine Kreitmann, Leiterin des Möhringer Standorts, gibt Einblicke in die Arbeit der EHZ-Bibliothek.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.10.2024

    Forum Digitalisierung - jetzt anmelden

    Melden Sie sich jetzt an zum 12. Digitalisierungs-Forum am 11.11. - diesmal in Ulm. Das Thema: „Social Media mit Botschaft“. Programm: Neues Sinnfluencer-Netzwerk, Keynote, Projektvorstellungen, Workshops und viel Austausch. Anmeldeschluss: 30. Oktober.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.10.2024

    Die Ehrenamtsarbeit der Kirchengemeinde Neuffen

    Podcast des Innovationstages #gemeindebeigeistert: Frieder Siegloch spricht mit Nabil Atassi über die Evangelische Gemeinde in Neuffen, die seit mehr als 25 Jahren vielfältige ehrenamtliche Projekte erarbeiten, beispielsweise Konzerte, Comedy und mehr ...

    Mehr erfahren
  • Datum: 21.10.2024

    Stiftskirche Tübingen wird „Leer_raum“

    Die Tübinger Stiftskirchengemeinde hat für fünf Wochen (bis 24. November) in der Stiftskirche alle Bänke entfernt und so eine riesige leere Fläche geschaffen um auszuloten, wie sich dies auf das Erleben von Gottesdiensten, Konzerten und anderen Veranstaltungen auswirkt.

    Mehr erfahren
Mehr laden