Aufarbeitung

Nach dem Bekanntwerden von Gewalt- und Missbrauchsvorwürfen in der katholischen Kirche 2010 und in der Folgezeit meldeten sich auch im Bereich der Evangelischen Landeskirche und Diakonie Menschen, die Opfer von Gewalt und Missbrauch in evangelischen Heimen und Einrichtungen geworden waren.

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl von Aufarbeitungsprojekten und Berichten dazu.

Landeskirchliche Aufarbeitungsstudie “Auf!”
Aufarbeitungsstudie der EKD und Diakonie
Forum für Betroffene der Landeskirche und Diakonie in Württemberg
Standards zur Aufarbeitung aus dem Dialogprozess
Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission

Landeskirchliche Aufarbeitungsstudie “Auf!”

Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hat unter dem Titel “Auf! – Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch in Einrichtungen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg 2021” eine Studie beauftragt, die Fälle von Missbrauch in den 1950er und 1960er Jahren im Bereich der Evangelischen Seminare, des Hymnus-Chores und des Esslinger Freizeitgeländes „Dulkhäusle“ untersuchen sollte - mit dem Ziel, aus strukturellen Fehlern der Vergangenheit für Gegenwart und Zukunft zu lernen. Die renommierte Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm führte diese auf drei Jahre angelegte Studie durch. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der Herbsttagung der württembergischen Landessynode 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Zusammenfassung des Berichts von Dr. Harald Haury und Simone Korger

Im Folgenden finden Sie eine Zusammenfassung des Berichts, den Dr. Harald Haury und Simone Korger von der Universitätsklinik Ulm vor der Synode hielten:

Im ersten Teil des Projektes sei es darum gegangen, die historischen Fallzusammenhänge zu rekonstruieren, Missbrauch begünstigende Strukturen zu identifizieren und zu klären, ob und wo es Mitwisser gab, so Dr. Harald Haury.

Wer war Alfred Zechnall?

In der kritischen Vorstellung des Missbrauchstäters Alfred Zechnall stellte Haury dessen pietistische Sozialisation heraus, die sich in seinem weiteren Lebenslauf niederschlug. Während des Zweiten Weltkrieges in der Bibelarbeit mit Schülern engagiert, sei ihm bald die Verantwortung für das Vorbereitungsjahr in der Seminarstiftung übertragen worden. Bis 1966 habe Zechnall junge Männer auf das Landesexamen vorbereitet. Gleichzeitig sei er im Evangelischen Jungmännerwerk engagiert gewesen und habe schon seit 1950 quasi als Geschäftsführer des Hymnus-Knabenchores agiert. Die verschiedenen Berührungspunkte mit jungen Männern habe Zechnall für sexuelle Übergriffe ausgenutzt. 21 Personen hätten im Verlauf der Studie von Übergriffen berichtet, bei 18 weiteren seien Übergriffe als gesichert anzunehmen. Die Art der Übergriffe reiche von Schlägen aufs nackte Gesäß über Veranlassung zum Baden und Duschen in Zechnalls Anwesenheit, bis hin zu Hotelübernachtungen im Bett von Zechnall beziehungsweise seines Fahrers, gegen den später ein Strafverfahren wegen homosexueller Kuppelei angestrengt wurde.

Strukturen und Faktoren, die sexualisierte Gewalt begünstigen

Bei den von den Übergriffen Zechnalls Betroffenen sei ihre religiös-autoritäre, pietistisch-konservative Erziehung auffällig. Er habe für die Übergriffe Jungen aus sozial unterlegenen, ländlichen Familien ausgewählt, von denen viele ihren Vater im Krieg verloren hätten. Er gehe, so Haury, von einer planvollen Auswahl der Jugendlichen aus. So seien Jungen gewählt worden, die es gewohnt gewesen seien zu gehorchen und kaum oder keinerlei sexuelle Aufklärung erfahren hätten. Ihre Herkunft aus einkommens- und statusschwachen Familien habe begünstigt, dass die Wahrscheinlichkeit eines öffentlichen Aufbegehrens unwahrscheinlich war.

Die Betroffenen seien sehr unterschiedlich mit den Übergriffen umgegangen. Während es bei einem kleineren Teil zu lebenslangen Belastungen gekommen sei, habe eine Mehrheit geäußert, dass die Übergriffe ohne große Wirkung auf ihr weiteres Leben geblieben seien. Er erkläre sich dieses Ergebnis mit drei Faktoren, so der Historiker: Zum einen müsse man in der hierarchisierten Gesellschaft damals bei solchen Übergriffen mit Verdrängungsmechanismen rechnen. Gleichzeitig seien die Betroffenen nur für recht kurze Zeit den Übergriffen ausgesetzt gewesen. Schließlich berichteten einige Betroffene von ihrer religiösen Entwicklung als Emanzipationsprozess, im Zuge dessen sie eine neue Handlungsmacht erlebt hätten. Diese könnte auch zu einer konstruktiven Verarbeitung beigetragen haben.

Scheinbar entlastende Aussagen zugunsten Zechnalls dürften nicht überbewertet werden. Dieses Phänomen sei bekannt und sei Teil der Strategie der Täter. Sie machen sich durch enge Kontakte und Unterstützung von Angehörigen unentbehrlich und erschweren so eine Aufklärung der Übergriffe. Positive Erinnerungen an Zechnall seien daher gut möglich, würden die Vorwürfe gegen ihn aber nicht entlasten.

Wer wusste sonst Bescheid?

Dass die Aufklärung der Mitwisserschaft sich weitaus schwieriger gestaltet habe als die Rekonstruktion der Übergriffe Zechnalls, wurde im folgenden Teil des Berichts deutlich. Haury wies nach, dass Zechnall in Kirche und Verbänden „exzellent“ vernetzt war. Zu seinem Netzwerk zählten unter anderen Landesbischof Theo Sorg, Willi Lauk, Leiter der Geschäftsstelle des Landes-Jungmännervereins, und Prälat Rolf Scheffbuch, langjähriger Vorsitzender der Ludwig-Hofacker-Vereinigung. Mit ihnen sei er nicht nur über gemeinsame Gremien verbunden gewesen, sondern habe ein Karrerienetzwerk und mit einigen von ihnen auch enge Freundschaften gepflegt. Eine Mitwisserschaft von diesen Freunden und Bekannten sei schriftlich zwar schwer nachzuweisen, jedoch gebe es eine Vielzahl von mündlichen Aussagen, die nahelegten, dass die Vorwürfe gegen ihn durchaus bekannt gewesen sein, meinte Haury. In den Forschungen zur Studie habe ihn ein Gesprächspartner darauf hingewiesen, dass solche Angelegenheit nur mündlich verhandelt worden seien – zwar auch, um Missstände abzustellen –, aber eben auch, um Kompromittierung zu vermeiden. Es sei insgesamt sehr unwahrscheinlich, „dass niemand Kenntnis von Verdachtsmomenten bekommen haben soll“.

Pietistisch-konservative Frömmigkeit als befördernder Faktor

In den Fällen der sexualisierten Gewalt durch Zechnall gehe es zugleich um problematische Züge des damaligen pietistischen Glaubensmilieus. Von den Übergriffen Zechnalls Betroffene berichteten gleichzeitig von der Erfahrung geistlichen Missbrauchs. Diesen hätten sie in einem Biblizismus erlebt, der kritisches Denken unterband und zu Sünden- und Verdammungsangst führte, im Brechen des kindlichen Willens mit psychischen und physischen Mitteln sowie einem verklemmten Umgang mit Sexualität. Im Jungmännerwerk, in dem sich Zechnall viel bewegte, seien Frauen als nachgeordnet und unterlegen wahrgenommen worden und es habe eine gewisse Großzügigkeit gegenüber homophilen Tendenzen gegeben. Diese sei mitunter als lässliche Sünde wahrgenommen worden.

Schlussfolgerung für die Gegenwart

Bevor sich Haury den Schlussfolgerungen zuwandte, erwähnte er, dass sich mehrere Menschen mit Fällen sexualisierter Gewalt an die Verantwortlichen der AUF!-Studie gewandt hätten, die nichts mit dem Fall Zechnall zu tun gehabt hätten. Diese Fälle hätten auf das Fortdauern der Problematik hingewiesen, das zerstörerische Potential von sexualisierter Gewalt gezeigt und die Notwendigkeit geeigneter Resonanzräume verdeutlicht. Die AUF!-Studie habe hier nur als Not-Anlaufstelle dienen können.

In seinen Schlussbemerkungen wies Haury darauf hin, dass die Übergriffe Zechnalls nicht ohne seine konservativ-pietistischen Netzwerke möglich gewesen wären. Netzwerke seien zwar wichtig, aber auch problematisch, weil sie der Verwischung von Verantwortung Vorschub leisteten. Stattdessen bräuchte es eine präzise Zuordnung von Verantwortlichkeit und ein Ethos der Transparenz. Zweitens helfe sexuelle Aufklärung, um sexuelle Grenzüberschreitungen als solche benennen zu können. Drittens mahnte er zur Vorsicht, Religion und Sexualität obsessiv zu vermengen. Das führe zwar nicht unausweichlich zur sexualisierten Gewalt, ließe sich aber für die Ausübung von sexualisierter Gewalt ausnutzen. Zuletzt warnte er, dass kein kirchliches Milieu gegen das Vorkommen sexualisierter Gewalt gefeit sei. Es gelte, Risikokonstellationen zu erkennen und nach Möglichkeit zu entschärfen. Für das Erkennen solcher problematischen Konstellationen sei Prävention ein wichtiger Faktor.

Partizipation ermöglichen und Personalressourcen ausbauen

Simone Korger, die als Psychologin am zweiten Teil der AUF!-Studie mitarbeitete, widmete sich in ihrem Vortrag zunächst der Frage, was für wirksame Präventionsmaßnahmen notwendig sei. Um wirksam vor sexualisierter Gewalt zu schützen, brauche es

  • eine Risiko- und Potenzialanalyse, in der mögliche Gefahrensituationen identifiziert werden
  • die Festlegung von Präventionsmaßnahmen und die Formulierung von Leitbildern, die Grenzverletzungen nicht tolerieren
  • die Erstellung eines Interventionsplanes, der konkrete Ansprechpersonen definiere
  • Aufarbeitung von vorgefallenen Grenzverletzungen, Schlussfolgerungen zu treffen, die den Schutz von Kindern und Jugendlichen nachhaltig verbessern.

Ziel des zweiten Teils der AUF!-Studie sei es gewesen, Schutzkonzepte aus verschiedenen Einrichtungen, die zum Tatzeitpunkt teilweise mit Zechnall in Verbindung standen, zu evaluieren. In einer quantitativen Untersuchung habe man sich mit einem Fragebogen an möglichst alle Beschäftigten der Einrichtungen gewandt und diese mit einem qualitativen Studienteil, in dem einzelne Mitarbeitende befragt wurden, ergänzt. Evaluiert habe man die Schutzkonzepte der Seminare in Blaubeuren und Maulbronn, des Hymnus-Chores in Stuttgart, des Evangelischen Jugendwerks in Calw, der Evangelischen Jugend in Stuttgart und des CVJMS in Esslingen.

Anhand der Fragebögen habe man Aussagen verschiedenen Dimensionen zuweisen können: Kommunikation, Partizipation, Verhaltenskodex, Risiko- und Potentialanalyse, Prävention-Intervention und Aufarbeitung sowie Haltung und Rollen.

Die Auswertung des Bereiches Kommunikation habe ergeben, dass ein guter Austausch mit der „eigenen Gruppe“ viele Probleme lösen könne und eine Auswahl an Ansprechpersonen sich positiv auswirke. Anzugehen sei, dass Kinder und Jugendliche angstfreie Gesprächskontexte vorfinden, in denen sie sich nicht erst spät melden. Im Bereich der Partizipation wurde als Stärke der bestehenden Konzepte festgestellt, dass Kinder und Jugendliche bereits über direkte Kommunikation einbezogen würden – auch auf formellen Wegen, wie zum Beispiel Schülervertretungen in Gremien. Weiterentwicklung benötige es noch in der zeitlichen Kapazität für Partizipation. Auch hier brauche es eine unhierarchische Beteiligung von Jugendlichen an Entscheidungen.

Als Stärke der Verhaltenskodexe haben die Befragten formuliert, dass sie klare Regeln für akzeptables und nicht-akzeptables Verhalten formulierten und dass durch einen Maßnahmenkatalog nachvollziehbar sei, welche Konsequenzen ein Verstoß habe. Gleichzeitig gebe es eine gewissen Flexibilität, wenn von Regeln im Ausnahmefall abgewichen werden müsse. Die Befragten sahen noch Verbesserungsmöglichkeiten für Situationen, in denen Regeln schwer zu kontrollieren seien, wie zum Beispiel bei Nachdiensten. Handlungsanweisungen im Falle von Verdachtsfällen müssten verständlicher formuliert werden.

Unter „Miteinander“ seien Rückmeldungen zusammengefasst, die als Stärke von Gemeinschaften die vertrauensvolle familiäre Atmosphäre heraushoben und diese gleichzeitig beispielsweise Kontrolle gegenüber Privatsphäre, Aushandlungen von Nähe-Distanz-Verhältnissen, Traditionen und Gruppenzwänge als Risikofaktoren benannten.

Es sei positiv hervorzuheben, dass in allen Einrichtungen Selbstverpflichtungserklärungen vorhanden seien. Die Befragten hätten als Stärken dieser Erklärungen formuliert, dass sie klare Handlungsvorgaben und damit Sicherheit böten sowie ein Maß an Objektivität bei Entscheidungen. Bei Interventionsprozessen hätten die Befragten die Nähe von Betroffenen und Beschuldigten als problematisch erlebt. An mancher Stelle fehle es außerdem an klaren Handlungsempfehlungen. Zudem sei die personelle Kapazität an vielen Stellen zu gering.

Die Einrichtungen hätten in Folge der Befragungen individuell Rückmeldungen zu den jeweiligen Schutzkonzepten bekommen und Überarbeitungen und Verbesserungen bereits teilweise implementiert, so Korger. Im Hinblick auf die Landeskirche formulierte die Psychologin folgende Empfehlungen:

  • Aufstockung personeller Ressourcen in den Einrichtungen
  • Ermöglichung regelmäßiger Re-Evaluationen (intern/extern)
  • Schaffung von Ansprechstellen zur Beratung im Interventionsprozess und zur Unterstützung von Betroffenen
  • Schaffung niederschwelliger Kontaktmöglichkeiten für Betroffene von sexualisierter Gewalt
  • Weiterentwicklung von sexueller Prävention in der Personalauswahl und Verantwortung (Thematisierung von Kinderschutz in Bewerbungsgesprächen, Verhaltenskodexe, Selbstverpflichtungserklärungen, regelmäßige Fort- und Weiterbildung sowie Präventionsmaßnahmen, Angebot und Supervision und Intervision bei erhöhter beruflicher Belastung)
  • in Hinblick auf den Umgang mit Verdachtsfällen: Klärung des Verdachts in getrennten Gesprächen für Betroffene und Beschuldigten, Prüfung der Notwendigkeit einer strafrechtlichen Verfolgung, Prüfung weitere Maßnahmen nach Sachverhaltsklärung wie zum Beispiel Kündigung sowie Begleitung des Prozesses durch Fachberatungsstellen.

Vertrauen über transparente und ehrliche Aufklärung zurückgewinnen 

Während der Aussprache ging Haury auf die Fragen der Synodalen ein und stellte in Aussicht, dass ein Nachweisapparat mit Fertigstellung der Studie geliefert werde. Zur Kritik an einem sehr vagen Netzwerkbericht in seinem Vortrag merkte er an, dass durch die Untersuchungen sehr wohl klar geworden sei, dass es sich bei den Verbindungen Zechnalls nicht nur um gemeinsame Gremienmitgliedschaften gehandelt habe, sondern persönliche Freundschaften nachgewiesen werden könnten. Er ermutigte die Synodalen, die Aufarbeitung mutig und transparent voranzutreiben. Ein Rechtsanwalt, der in der Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt bei den Regensburger Domspatzen mitgearbeitet hat, habe berichtet, dass das Renommee der Domspatzen und die Identifikation der Regensburger mit dem Chor deswegen wiederhergestellt werden konnte, gerade weil die Menschen von der offenen Aufarbeitungsarbeit mitbekommen hätten. Vertrauen zurückzugewinnen sei nur über eine transparente und ehrliche Aufklärung möglich.

ForuM-Studie

Die unabhängige ForuM-Studie, "Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland", wurde am 25. Januar 2024 veröffentlicht. Hier finden Sie die Stellungnahmen der Kirchenleitung, eine Zeitleiste zur Aufarbeitung, Intervention und Prävention und einen Abkündigungstext des Landesbischofs für die Kirchengemeinden. Kirchengemeinden finden hier Materialien für die Arbeit vor Ort.

Detaillierte Informationen zur Studie finden sie unter www.forum-studie.de

Hintergrund

Ende 2020 hat der Forschungsverbund ForuM (Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland) mit einer breit angelegten unabhängigen Studie zum Thema sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche seine Arbeit aufgenommen. Die Ergebnisse werden am 25. Januar 2024 veröffentlicht.

ForuM ist ein unabhängiges Forschungsprojekt. Es umfasst ein Metaprojekt sowie mehrere Teilprojekte. Beteiligte Institutionen sind die Hochschule Hannover, die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, die Bergische Universität Wuppertal, die Freie Universität Berlin, das Institut für Praxisforschung und Projektberatung München, das Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim sowie die Universität Heidelberg.

Das Forschungsprojekt wurde von der evangelischen Kirche mit ihren 20 Landeskirchen beauftragt. Die Kosten belaufen sich auf ca. 3,6 Millionen Euro. Alle 20 Landeskirchen beteiligten sich an der Finanzierung.

Aufgrund der erwartbaren Komplexität der Ergebnisse wird es im Anschluss notwendig sein, sie in einem längeren Prozess auszuwerten. Dabei werden viele unterschiedliche Akteurinnen und Akteure eingebunden: Eine zentrale Rolle bei der Auswertung und Rezeption der Ergebnisse spielt das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland). In ihm arbeiten Betroffenenvertreterinnen und -vertreter und kirchliche Beauftragte zusammen.

Unabdingbar ist die Einbindung der gesamten evangelischen Kirche und ihrer Mitglieder, der Synoden aller Landeskirchen und ihrer Bildungseinrichtungen sowie anderer Akteure.

ForuM-Bulletin

Das ForuM-Bulletin der EKD informiert Sie über den aktuellen Stand der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie. Der Newsletter erscheint etwa alle sechs Wochen. Mit ihm bleiben Sie immer informiert, was das Beteiligungsforum beschlossen hat, was sich in den Landeskirchen tut und welche neuen Einsichten gewonnen wurden.

Ein Abonnement können Sie auf der Seite der EKD abschließen: https://www.ekd.de/bulletin-84802.htm

Betroffenenforen der Landeskirche und Diakonie

Die württembergische Landeskirche hat sich bei der Beteiligung von sexualisierter Gewalt Betroffener dafür entschieden, in loser Folge Betroffenenforen zu veranstalten, bei denen Mitglieder der Kirchenleitung mit Betroffenen im Gespräch sind. Diese Foren finden zum Schutz der Privatsphäre unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Standards zur Aufarbeitung aus dem Dialogprozess der UBSKM

Über 150 Personen haben sich zwei Jahre lang an diesem Prozess beteiligt – darunter Betroffene sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend, Vertreter*innen von Institutionen sowie unabhängige Aufarbeitungsexpert*innen. Auf Initiative der Unabhängigen Bundesbeauftragten gegen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen (UBSKM), Kerstin Claus, des Betroffenenrates bei der UBSKM und der Unabhängigen Kommission des Bundes zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs haben alle gemeinsam den Praxisleitfaden erarbeitet.

Dieser Praxisleitfaden beschreibt Standards für die Betroffenenbeteiligung bei institutionellen Aufarbeitungsprozessen.

Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission

Die unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie tritt in eine neue Phase ein. Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommissionen (URAKs) nehmen bundesweit ein Jahr nach der Veröffentlichung der Aufarbeitungsstudie „ForuM“ in den kommenden Wochen ihre Arbeit auf. Insgesamt neun Kommissionen, die in regionalen Verbünden über landeskirchliche Grenzen hinweg errichtet wurden, werden künftig Fälle sexualisierter Gewalt quantitativ erheben, Strukturen analysieren, den Umgang mit betroffenen Personen evaluieren und Kirche und Diakonie zu weiteren notwendigen Maßnahmen beraten. Die Einrichtung der Kommissionen geht zurück auf eine gemeinsame Erklärung zwischen der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie Deutschland, unter direkter Mitwirkung des Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der EKD. In dieser Erklärung wurde Ende 2023 ein Standard festgelegt, der nun Grundlage für die Arbeit der Kommissionen ist.

Die URAKs setzen sich zusammen aus Betroffenen, Expertinnen und Experten, die gesellschaftliche Verantwortung tragen, sowie Vertreterinnen und Vertretern der Landeskirchen und Landesverbände der Diakonie. Um die Unabhängigkeit der Aufarbeitungskommissionen zu gewährleisten, dürfen nur weniger als die Hälfte der Mitglieder Beschäftigte der evangelischen Kirche oder der Diakonie sein oder einem ihrer Gremien angehören. Die Mitglieder aus dem Kreis der Betroffenen werden durch die Betroffenenvertreterinnen und -vertreter selbst benannt. Externe Experten und Expertinnen werden unabhängig durch die jeweiligen Landesregierungen benannt.

Die württembergische URAK nahm ihre Arbeit am 27. März 2025 auf. Katharina Binder ist deren Geschäftsführerin. Die Kommissionsmitglieder wurden am 28. März im Rahmen der Synodaltagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode vorgestellt.

In allen Kommissionen ist die direkte Beteiligung betroffener Personen zentral. Deshalb wurden im Zuge der Vorbereitungen in allen Verbünden betroffene Personen zu einem Forum eingeladen, bei dem über die Kommission und ihre Aufgabe informiert wurde. Aufbauend auf diesem Forum für Betroffene fanden Workshops statt, aus denen dann Betroffenenvertretungen entstanden. Aus den Betroffenenvertretungen werden wiederum Mitglieder in die URAKs entsandt. Diese tragen Informationen zur Arbeit der URAKs direkt wieder ein in die jährlichen Foren für betroffene Personen, die dem Austausch und der Vernetzung dienen.

Weiteres zum Thema:

Beteiligungsforum der EKD

Das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt ist das Modell der Betroffenenpartizipation. Dort werden alle Fragen, die sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie betreffen, von Betroffenenvertretern und -vertreterinnen mit kirchlichen Vertretern und Vertreterinnen gemeinsam bearbeitet.

Unabhängige Aufarbeitungskommission der Bundesregierung Im Auftrag der Unabhängigen Kommission

Im Auftrag der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs erstellte Marlene Kowalski eine Fallanalyse. Basis dieser Analyse sind schriftliche Berichte von Betroffenen an die Kommission sowie vertrauliche Anhörungen. In die Fallanalyse sind insgesamt 65 Fälle eingeflossen.

Am 27. Juni 2018 fand das 3. Öffentliche Hearing der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs statt. Das Hearing widmete sich dem Thema „Kirchen und ihre Verantwortung zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“. 

Kontakt

Ursula Kress

Beauftragte für Chancengleichheit im Evangelischen Oberkirchenrat. Ansprechperson bei sexualisierter Gewalt

Heidehofstraße 20

70184 Stuttgart

0711 2149572

Ursula.Kress@elk-wue.de

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