Für Personen, die von sexualisierter Gewalt, Missbrauch oder sexuellen Grenzverletzungen im Bereich der Evangelischen Landeskirche in Württemberg betroffen sind oder solche in ihrer Vergangenheit erlebt haben, bietet die Landeskirche Hilfe in Form von Gesprächen und individuellen Unterstützungen an.
Ebenso gibt es externe Beratungs- und Anlaufstellen zur Unterstützung.
Auf dieser Seite finden Sie konkrete Informationen für die individuelle Aufarbeitung sowie in aktuellen Notsituationen.
Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hat zur Aufarbeitung in ihrem Verantwortungsbereich eine Unabhängige Kommission für die Gewährung von Leistungen in Anerkennung des erlittenen Leids eingesetzt. Sie übernimmt damit Verantwortung für das Leid, das Menschen, die als Kinder oder Jugendliche durch Mitarbeitende der württembergischen Landeskirche oder Diakonie durch sexualisierte Gewalt erfahren haben und gewährt „Leistungen in Anerkennung des erlittenen Leids“.
Die von der Evangelischen Landeskirche eingesetzte Kommission besteht aus drei Mitgliedern:
Wolfgang Vögele, Vorsitzender der Kommission
Vorsitzender Richter am Landgericht a.D.
Katja Leonhardt
Dipl.-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin, EMDR-Therapeutin, Spezielle Traumatherapie (DeGPT), ehemals angestellte Therapeutin für von sexualisierter Gewalt betroffenen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der Fachberatungsstelle Lilith e.V.
Hans Fischer
Diakon, ehemaliger Leiter von Jugendhilfeeinrichtungen der Diakonie.
Die Mitglieder der Unabhängigen Kommission sind nicht an Weisungen z. B. der Evangelischen Landeskirche, des Diakonischen Werkes Württemberg oder einer Mitgliedseinrichtung des Diakonischen Werks Württemberg gebunden.
Wenn Sie Kontakt mit der Unabhängigen Kommission aufnehmen möchten, wenden Sie sich bitte an:
Ev. Oberkirchenrat
Geschäftsstelle der Unabhängigen Kommission
Frau Ursula Kress
Postfach 10 13 42, 70012 Stuttgart
T: +49 (0) 711 21 49 – 572
E-Mail: ursula.kress
Ein Antrag auf Leistungen in Anerkennung des erlittenen Leids ist schriftlich unter Verwendung des dafür vorgesehenen Antragsformulars zu stellen. Der Antrag ist an die Geschäftsstelle der Unabhängigen Kommission zur Gewährung von Leistungen in Anerkennung des Leids an Betroffene sexualisierter Gewalt zu richten.
Die Geschäftsstelle mit den Ansprechpartnern bzw. den Ansprechpartnerinnen der Evangelischen Landeskirche und des Diakonischen Werks stehen auch für Beratung und Unterstützung bei der Antragstellung zur Verfügung.
Ein Antrag auf Leistungen in Anerkennung des erlittenen Leids ist schriftlich unter Verwendung des dafür vorgesehenen Antragsformulars zu stellen. Der Antrag ist an die Geschäftsstelle der Unabhängigen Kommission zur Gewährung von Leistungen in Anerkennung des Leids an Betroffene sexualisierter Gewalt zu richten.
Die Geschäftsstelle mit den Ansprechpartnern bzw. den Ansprechpartnerinnen der Evangelischen Landeskirche und des Diakonischen Werks stehen auch für Beratung und Unterstützung bei der Antragstellung zur Verfügung.
Im März 2025 wurde die EKD-Anerkennungsrichtlinie einstimmig vom Rat der EKD beschlossen. Aktuell werden in den Landeskirchen die Vorbereitungen zur Umsetzung ab dem 01.01.2026 getroffen.
Betroffene und die individuellen Folgen rücken in den Mittelpunkt, Kombimodell bei der Anerkennungsleistung
Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat eine Anerkennungsrichtlinie für Betroffene sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie beschlossen. Die Richtlinie, die ermöglichen soll, dass Anerkennungsleistungen für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie bundesweit künftig nach einheitlichen Standards festgelegt werden, wurde am 21. März vom Rat einstimmig verabschiedet. Zuvor hatte bereits die Kirchenkonferenz, in der die 20 Landeskirchen der EKD vertreten sind, der Richtlinie zugestimmt.
„Wir legen mit der neuen Richtlinie die Grundlage, um endlich den nicht hinnehmbaren Zustand zu beenden, dass Anerkennungsverfahren für ähnliche Taten in verschiedenen Landeskirchen zu verschiedenen Ergebnissen führen. Betroffene Personen haben dies völlig zu Recht kritisiert“, stellt Bischöfin Kirsten Fehrs, Ratsvorsitzende der EKD, klar. Die neue Richtlinie wurde auf Wunsch der Synode der EKD im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt mit Betroffenen und weiteren Expertinnen und Experten erarbeitet.
Die Richtlinie enthält zahlreiche Verbesserungen für Betroffene von sexualisierter Gewalt. Dazu gehört, dass die Anerkennungsleistungen künftig in einem Kombimodell erfolgen: Basis ist die individuelle Leistung, die die Menschen mit ihren individuellen Situationen in den Mittelpunkt stellt. Sie orientiert sich an der Tat und den individuellen Traumaspätfolgen für Betroffene und bewirkt, dass sie als Personen mit ihren jeweiligen spezifischen Erfahrungen gesehen und gehört werden. Für diese individuellen Leistungen gibt es keine Obergrenzen. Zusätzlich gibt es künftig eine pauschale Leistung in Höhe von 15.000 Euro in Fällen von strafbaren Taten. Diese wird auch gezahlt, wenn der Straftatbestand bereits verjährt ist. Insgesamt wird mit der Reform die Höhe der Anerkennungsleistungen steigen.
Weitere wichtige Ergebnisse sind ein Gesprächsrecht für Betroffene, die über das erfahrene Unrecht im geschützten Raum und mit Begleitung berichten können, sofern sie das möchten. Das Setting bestimmen die Betroffenen selbst. Hinzu kommen einheitliche Regelungen zur Zusammensetzung der Anerkennungskommissionen. Künftig müssen die Kommissionen aus externen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen bestehen. Mindestens ein Mitglied muss die Befähigung zum Richteramt haben. Die Mitglieder dürfen nicht bei Kirche oder Diakonie beschäftigt sein.
Die Umsetzung der Richtlinie erfolgt in den Landeskirchen und Landesverbänden der Diakonie. Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland: „Es kommt nun vor allem auf eine einheitliche und flächendeckende Umsetzung der Standards der Richtlinie an. Ziel ist es, das neue System nach Möglichkeit bereits bis zum 1. Januar 2026 in den Verbünden zu starten. Wir werden mit allen verantwortlichen Personen hierfür die notwendigen Entscheidungen veranlassen. Mit vereinten Kräften und einem klaren Ziel kommen wir so einem einheitlichen Vorgehen einen großen Schritt näher.“
Beteiligungsforum: Reform ist großer Durchbruch
Die Sprecherinnen und Sprecher des Beteiligtenforums Sexualisierte Gewalt (BeFo) werten die Reform als Durchbruch bei Anerkennungsleistungen. Detlev Zander, Sprecher der Gruppe der betroffenen Personen im Beteiligungsforum, sagt: „Bisher gibt es in Deutschland keine so weitgehende Anerkennung des erlittenen Leides und ihrer Traumaspätfolgen durch sexualisierte Gewalt. Die neue Richtlinie ist das Ergebnis intensiver Verhandlungen, die durch vehementes Einfordern und der Forderung nach zügiger Umsetzung durch das Beteiligungsforum geführt wurden.“
Nancy Janz, Sprecherin der Betroffenengruppe im Beteiligungsforum, betont, dass mit der Richtlinie eine Vielzahl an Verbesserungen für betroffene Personen erreicht worden ist: „Für mich ist es ein großer Erfolg, dass es für die individuellen Leistungen keine Obergrenze mehr gibt. Mit der Reform wird die Höhe der Anerkennungsleistungen insgesamt deutlich steigen. Hinzu kommt, dass endlich auch nicht-verjährte Fälle in den Kommissionen behandelt werden können und Betroffene sexualisierter Gewalt ein Gesprächsrecht haben, wenn sie es wünschen.“
Dorothee Wüst, Sprecherin der kirchlichen Beauftragten im Beteiligungsforum, weist auf die Bedeutung des gemeinsamen Vorgehens von Kirche und Diakonie hin: „Die Anerkennungsrichtlinie schafft eine neue Einheitlichkeit. Egal ob Fälle aus dem kirchlichen oder diakonischen Kontext kommen, sie können vor die Anerkennungskommissionen gebracht und dort nach einheitlichen Standards bearbeitet werden. In der Umsetzung ist hierbei auch auf einen guten Einbezug der Jugendverbände zu achten.“
Janz und Zander, Sprecherin und Sprecher der Gruppe der Betroffenen im Beteiligungsforum, nehmen die Landeskirchen und diakonischen Landesverbände in die Pflicht, die Reform konsequent und schnell umzusetzen: „Das Beteiligungsforum wird diesen Prozess eng begleiten. Als Betroffenen-Vertretenden gehen wir davon aus, dass die Planungen und Umsetzung bis zum 1.1.2026 stehen.“
Die Richtlinie und weitere Informationen zur Anerkennungsrichtlinie sind unter www.ekd.de/anerkennungsrichtlinie abrufbar.
Der Landeskirche in Württemberg ist es ein Anliegen, dass sexualisierte Gewalt aufgeklärt und aufgearbeitet wird. Daher empfiehlt sie bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung die Einschaltung der Strafverfolgung, damit ein Ermittlungs- und Strafverfahren eröffnet werden kann. Bei Umständen, die gegen eine Anzeige sprechen, werden die weiteren Möglichkeiten mit einer externen Beratungsstelle geklärt.
Unabhängig davon kann bei einer (vermuteten) Amtspflichtverletzung von Kirchenbeamt/innen und Pfarrer/innen auch ein kirchliches Disziplinarverfahren eingeleitet werden. Die belastenden und entlastenden Umstände sind hier zu ermitteln und entsprechende Beweise zu erheben.
Die Möglichkeiten der Ermittlung sind bei beiden Verfahren unterschiedlich.
Im Juni 2025 wurde bekannt gegeben, dass “die im Bundeshaushalt vorgesehenen Mittel [...] nicht ausreichen, um alle bisher eingegangenen Anträge zu bewilligen. Nach derzeitiger Prognose können Erstanträge mit dem Eingangsdatum ab dem 19. März 2025 nicht mehr bewilligt werden."
Weitere Informationen können der Seite des Fonds entnommen werden.
Die Stiftung Anerkennung und Hilfe war ein befristetes Hilfesystem für Menschen, die als Kinder und Jugendliche in der Zeit vom 23. Mai 1949 bis zum 31. Dezember 1975 in der Bundesrepublik Deutschland bzw. vom 7. Oktober 1949 bis zum 2. Oktober 1990 in der DDR in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder der Psychiatrie Leid und Unrecht erfahren haben.
Es gibt verschiedene Gründe, warum Sie sich vor einer Kontaktaufnahme mit der Ansprechstelle der Landeskirche scheuen können.
Die unabhängige zentrale Anlaufstelle.help wurde für diese Zwecke eingerichtet. Hier erhalten Sie Unterstützung.
Beauftragte für Chancengleichheit im Evangelischen Oberkirchenrat. Ansprechperson bei sexualisierter Gewalt
Heidehofstraße 20
70184 Stuttgart
Assistenz im Büro für Chancengleichheit und in der Ansprechstelle sexualisierte Gewalt
Heidehofstraße 20
70184 Stuttgart