Vor 70 Jahren ordiniert - Rückblick auf ein langes Leben als Pfarrerin
Pfarrerin i.R. Dr. Marion Schwarze kam 1977 von Berlin nach Württemberg
Pfarrerin i.R. Dr. Marion Schwarze blickt auf ein langes Leben als Pfarrerin zurück; im Oktober 2023 feierte sie das 70jährige Jubiläum ihrer Ordination. In Berlin hatte sie bereits jahrelang in verschiedenen Gemeinden gearbeitet; in Württemberg musste sie erst einmal eine Prüfung beim Oberkirchenrat ablegen. Zuerst war sie in Stuttgart Degerloch Gemeindepfarrerin, danach in Bächlingen in Hohenlohe.
Heute erzählt sie schmunzelnd von den Anfängen in der württembergischen Landeskirche. Damals gab es erst einmal Hürden: Marion Schwarze hatte 1956 in Berlin schon als 26-Jährige eine große Kirchengemeinde geleitet; in Württemberg stand zunächst eine Prüfung vor dem Oberkirchenrat an. Danach konnte sie 1977 ihre Pfarrstelle in Stuttgart-Degerloch in der Heilig-Geist-Kirche antreten.
Der lange Weg ins Pfarramt
Ihr Vater, selbst Pfarrer, hatte sie vor der Berufswahl gewarnt: „Die lassen dich höchstens als Sekretärin arbeiten.“ 1930 in Danzig geboren, machte sie 1948 in Berlin Abitur, überlegte sich sogar, Mathematik zu studieren. Aber das Theologiestudium erschien ihr sinnvoller, auch für den seelischen Wiederaufbau, den das Land vor sich hatte. Sie studierte zunächst an der Kirchlichen Hochschule in Berlin, dann in Erlangen evangelische Theologie und Philosophie. 1953 legte sie ihr erstes Theologisches Examen ab, 1955 das zweite, 1954 promovierte sie in jüdischer Religionsgeschichte, im Nebenfach Orientalistik und Pädagogik. „Das Pfarramt ist ein Überzeugungsberuf“, erklärt sie, „ich wollte nicht irgendwann einmal gezwungen sein, als Theologin zu arbeiten, nur weil ich nichts anders gelernt habe.“ Deshalb schloss sie ihr Parallelstudium mit Promotion ab. Das Judentum habe sie schon immer interessiert, erzählt sie, auch als Pfarrerin reiste sie später einmal pro Jahr nach Israel.
Mit ihren Abschlüssen stand ihr auch der Diplomatische Dienst offen, sie entschied sich aber für die Kirche. Frauen wurden dort seit 1953 ordiniert; Marion Nordmann, damals noch unverheiratet, begann 1956 ihren beruflichen Weg im Pastorenamt in der Gemeinde Zum guten Hirten in Berlin. Von 1956 bis 1961 betreute sie zusammen mit drei Pfarrkollegen dort ca. 50.000 Kirchenmitglieder.
Eine ihrer ersten Aufgaben damals war es, Konfirmanden und Konfirmandinnen vorzubereiten: „Ich hatte 100 Konfirmanden, heute unvorstellbar. Allein im Gottesdienst die Konfirmandensprüche richtig zuzuordnen, war eine Herausforderung.“ Die Gemeinde reagierte positiver auf sie als junge Frau im Pfarramt als einige Kollegen. In die Berliner Zeit fiel auch eine Premiere: Als erste Frau überhaupt sprach sie 1956 das Wort zum Sonntag, nach einem Konzert auf der Waldbühne. Sie wurde zwar falsch, mit dem Namen einer Sängerin, angesagt. Doch sie ließ sich nicht beirren und sprach, wie auch später immer bei ihren Predigten, frei. „Es ging gut, aber so etwas wollte ich nie wieder machen. Ich brauche ein Gegenüber, möchte sehen, wie es reagiert.“
Für Pastorinnen galt auch in Berlin damals eine Zölibatsklausel: Mit der Heirat wurden die Rechte des geistlichen Standes suspendiert. 1958 heiratete Marion Nordmann, und hätte eigentlich nicht mehr als Gemeindepfarrerin arbeiten dürfen. Mit einer Sondergenehmigung amtierte sie bis 1961. Danach war sie bis 1971 bei der Inneren Mission und später im Diakonischen Werk tätig, wo sie das neu entstandene diakonische Jahr betreute. Danach kehrte sie, nachdem das Gesetz aufgehoben worden war, ins Pfarramt zurück und arbeitete in verschiedenen Berliner Gemeinden.
Von Berlin nach Hohenlohe
Als ihr Mann 1977 Technischer Direktor beim Südfunk in Stuttgart wurde, stellte sie einen Antrag auf Übernahme in die württembergische Landeskirche. Dafür war eine Prüfung im Oberkirchenrat notwendig; dass sie nach so vielen Dienstjahren in Berlin eine Prüfung ablegen musste, erschien ihr befremdlich. 1977 trat sie ihre erste württembergische Pfarrstelle in der Heilig-Geist-Kirche in Stuttgart-Degerloch an. Doch es zog sie aufs Land – was andere als Strafversetzung angemutet hätte, war für Marion Schwarze genau das Richtige. In Stuttgart hatte sie sich nie richtig wohl gefühlt. Nachdem die drei Kinder Abitur gemacht hatten, entschloss sie sich, sich auf die Pfarrstelle in Bächlingen zu bewerben, weil ihr Hohenlohe von früheren Reisen bekannt war.
Frühe Verbindungen zu Württemberg
Verbindungen zu Württemberg gab es schon früh in ihrem Leben: 1947 reiste sie mit einem amerikanischen Militärzug aus West-Berlin zur Erholung nach Süddeutschland. Eine Woche verbrachte die junge Marion Nordmann auf der Comburg, besuchte Schwäbisch Hall und Langenburg. „Die Landschaft, die Kultur, und sich endlich einmal sattessen zu können – das war wie das Paradies auf Erden“, erinnert sie sich heute. Mit einem Rucksack voller Falläpfel für die Familie kehrte sie nach West-Berlin zurück. 1950 begleitete sie eine Berliner Mädchenfreizeit nach Kirchberg an der Jagst; 1958 war mit ihrer Berliner Gemeinde „Zum Guten Hirten“ Schwäbisch Gmünd das Reiseziel.
In Württemberg war vieles anders
Der Pfarrdienst in Württemberg brachte einige Umstellungen für Pfarrerin Schwarze mit sich. Zuerst in Degerloch, dann ab 1981 in Bächlingen führte sie etwa den Familiengottesdienst ein, wie sie ihn aus Berlin schon kannte. Von dort war sie es auch gewöhnt, nach dem Segen ein Kreuzzeichen zu machen, und wurde in Württemberg dafür erst einmal kritisiert.
Zu Weihnachten war der Gottesdienst an Heilig Abend üblich, er war der bestbesuchte überhaupt. In Württemberg feierte man damals nur an den Weihnachtstagen Gottesdienste; mit der neuen Pfarrerin änderte sich das. Für eine Taufe in Bächlingen hatte sie für jeden Täufling einen eigenen Taufspruch. Der Dekan, der zur Visitation kam, wunderte sich darüber – für Marion Schwarze selbstverständlich. Andere Regeln stellte sie in Frage: „Wann fängt die Nacht an?“ erkundigte sie sich, als die erfuhr, dass man sich abmelden musste, wenn man als Pfarrerin eine Nacht nicht im Pfarrhaus verbringen würde.
Der schönste Beruf der Welt
Woher hat sie ihre Berufung genommen? Es sei der schönste Beruf der Welt, ist sie sich heute noch sicher, er umfasse alles: Leben und Tod, Krankheit und Unterricht, alle Schichten der Gesellschaft. Schon mit 12 oder 13 Jahren habe sie Gottesdienste erlebt, die sie geprägt haben. „Ich hatte keine ‚Erleuchtung‘ oder Ähnliches, es war immer selbstverständlich da, ich dachte:‘ Das ist mein Zuhause, dafür möchte ich sorgen.‘“
Das tat sie auch noch, nachdem 1995 der Ruhestand für sie begonnen hatte: Anderthalb Jahre betreute sie evangelische Christen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Rhodos.
Nach der Rückkehr nach Deutschland nahm sie ihre alte Leidenschaft für Weihnachtskrippen wieder auf: Sie sammelte weiter und lieh sie für Ausstellungen aus. Jetzt sind sie in einem Museum in Amlishagen untergebracht; für das nächste Jahr ist nach einer Renovierung die Wiedereröffnung geplant. In den letzten Jahren verbrachte sie dort die Weihnachtstage und beantwortete die Fragen der Besucher. „Die Menschen wissen wenig“, stellt sie fest, über Weihnachten ebenso wie über Ostern, was ihr bei Ausstellungen von Objekten einer zweiten großen Sammelleidenschaft für Passionsgegenstände klar wurde. Und: „Die Leute kommen auch mit ihren Problemen zu mir, ich habe vor der Krippe viele seelsorgerliche Gespräche geführt.“ Aus ihren Erfahrungen ist dies auch künftig die Hauptaufgabe der Kirche: Die Seelsorge müsse man stärken, sagt sie.
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