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Erste ökumenische Visite

Vertreter aus elf Kirchen weltweit besuchen die Landeskirche und geben Feedback

Landesbischof Frank Otfried July hat Vertreterinnen und Vertreter aus zwölf Kirchen weltweit in die württembergische Landeskirche eingeladen und sie um ihren „Blick von außen“ gebeten.  Es ist die erste ökumenische Visite der Landeskirche. Sie beginnt am Montag, 29. April, und dauert eine Woche an.

Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July hat Gäste aus aller Welt zur ersten ökumenischen Viste nach Württemberg eingeladen.EMH/Gottfried Stoppel

Die Gäste kommen aus Indonesien, Georgien, Südafrika, der Slowakei und aus Frankreich, aus Korea,  Slowenien, Argentinien, Brasilien und zwei aus Rumänien. Eine Teilnehmerin aus Kamerun hat für die Visite kein Visum bekommen, sagt der Verantwortliche für die Außenbeziehungen der württembergischen Landeskirche Kirchenrat Klaus Rieth. 

Bei der Auswahl der Gäste spielten das ausgeglichene Verhältnis von Männern und Frauen, von Ordinierten und Nicht-Ordinierten sowie das Alter eine Rolle, betont Rieth und verweist darauf, dass die Gäste überwiegend aus Partnerkirchen der Landeskirche sowie der mit ihnen verbundenen Missionswerke und dem Gustav-Adolf-Werk kommen.  

Zu den Gästen zählt Putu Chris Susanto von der evangelischen Kirche in Bali (GKPB)priv. / EMH

Das tanzende Kreuz

Einer dieser Gäste ist Putu Chris Susanto, ein Pädagoge an der Universität Dhyana Pura, die zur evangelischen Kirche in Bali (GKPB) gehört. Neben seinem Lehrauftrag führt er die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit und Partnerschaften der Universität. „Das Symbol unserer Kirche ist das tanzende Kreuz. Es steht für die Dynamik im Christentum“, sagt Susanto. Ein Zeichen auch der kontextuellen Theologie, die dort betrieben wird, die balinesische Symbole und Gebräuche im Unterricht, der Liturgie oder auch der Architektur übernimmt. "Der traditionelle Tanz und die Gamelan-Musik werden in der balinesischen Kultur auch zur Anbetung genutzt“, sagt Susanto. Christen sind eine Minderheit in Bali, das überwiegend vom Hinduismus geprägt ist. 13.000 Mitglieder hat die GKPB, deutlich weniger als ein württembergisches Dekanat. Dennoch unterhält sie 65 Gemeinden und 17 Missionsposten auf der Insel.

Auf eine langjährige Partnerschaft verweist Godfrey Ralph Cunningham, Präsident der Moravian Church in Südafrikapriv. / EMH

Godfrey Ralph Cunningham ist seit 2016 Präsident der Moravian Church in Südafrika. „Wir gehören zur lutherischen Familie und unterscheiden uns in der Lehre nicht groß“, sagt er. Aber die kirchlichen Strukturen seien in Württemberg viel ausgeprägter. Cunningham hat seinen Schwerpunkt in den Bereichen Diakonie und Entwicklung. Er weist aber auch drauf hin, dass die Moravian Church in Südafrika großen Wert auf Gesang und Liturgie sowie auf Evangelisation legt. Beide Kirchen verbindet eine langjährige Partnerschaft, die sich auch im Austausch von Pfarrern zeige.

„Meine Arbeit verbindet Liturgie, Kunst und Menschrechte“, sagt die Theologin und Juristin Lusmarina Campos Garcia von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Brasiliens (IECLB)priv. / EMH

Erste Kirchenpräsidentin als „starke Botschaft der Hoffnung“ 

Die Theologin und Juristin Lusmarina Campos Garcia ist Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche Brasiliens (IECLB), die von deutschen Einwanderern gegründet wurde und inzwischen rund 700.000 Mitglieder umfasst. „Meine Arbeit verbindet Liturgie, Kunst und Menschrechte“, betont sie. Garcia  gehört dem Vorstand des Nationalrats christlicher Kirchen im Bereich Rio de Janeiro an und ist Mitglied im Staatsrat von Rio de Janeiro, wo sie sich für Religionsfreiheit einsetzt.  Sie hat lange Jahre eng mit dem Lutherischen Weltbund (LWB) und dem Ökumenischen Rat der Kirchen zusammengearbeitet und die 10. Vollversammlung des LWB in Stuttgart (2010) mit vorbereitet.  Die im vergangenen Herbst erfolgte Wahl von Silvia Genz als erste Präsidentin der IECLB sieht sie als „starke Botschaft der Hoffnung in einem Land, in dem Gewalt gegen Frauen und Femizid zunimmt“. Derzeit setze sich die ihre Kirche zudem stark mit der wachsenden Spaltung der brasilianischen Gesellschaft auseinander, betont Lusmarina Campos Garcia.

Die Studentenpfarrerin an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Comenius-Universität in Bratislava, Erika Valková-Krištáková, vertrtitt die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Slowakeipriv. / EMH

Erika Valková-Krištáková kommt von der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Slowakei und ist Studentenpfarrerin an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Comenius-Universität in Bratislava. Ihre Kirche hat etwas mehr als 300.000 Mitgliedern. Das sind knapp sechs Prozent der Bevölkerung, damit ist ihre Kirche die zweitgrößte in der Slowakei. Zur größten, der römisch-katholischen Kirche, zählen sich 62 Prozent der slowakischen Bevölkerung. „Ich freue mich auf die Visite, den Blick über den Tellerrand und neue Impulse“, sagt Valková-Krištáková und verweist auf die gemeinsame Partnerschaft ihrer Kirche mit der Württembergischen Landeskirche und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. In der Zusammenarbeit mit beiden Kirchen habe sie „einiges Schöne“ erlebt, vor allem in den Bereichen Ökumene und Mission. Die drei Kirchen verbinde der Wunsch, den Menschen zu einer persönlichen und lebendigen Beziehung zu Gott zu verhelfen.

Der orthodoxe Priester Bogdan Ivanov von der rumänisch-orthodoxen Erzdiözese Vad, Feleac und Cluj unterrichtet Kirchengeschichte an der orthodoxen Theologischen Fakultät sowie christliche Ethik und Moral an der juristischen Fakultät „Dimitrie Cantemir“ in Clujpriv. / EMH

„Kein Schmelztiegel-Dialog“

Der orthodoxe Priester Dr. Bogdan Ivanov von der rumänisch-orthodoxen Erzdiözese Vad, Feleac und Cluj unterrichtet Kirchengeschichte an der orthodoxen Theologischen Fakultät sowie christliche Ethik und Moral an der juristischen Fakultät „Dimitrie Cantemir“ in Cluj. Seine Diözese zählt zu den größten der rumänisch-orthodoxen Kirche und pflegt seit 25 Jahren eine ökumenische Partnerschaft mit der Württembergischen Landeskirche. Ivanov erwartet bei der Visite einen „Dialog der Wahrheit“. Den definiert er so: „Ein echter religiöser Dialog ist nur ein zwischen Personen mit fest zum Ausdruck gebrachten Identitäten möglich. Das Ziel eines Dialoges ist es, die Wahrheit zu finden und der Welt zu zeigen. Ein Schmelztiegel-Dialog ist gegen das Evangelium.“   

Elysé Pangu Mayanga von der Evangelischen Kirche in Ost-Montbéliard (Frankreich) zeigt sich von der kirchlichen, geographischen und kulturellen Vielfalt der Gäste-Gruppe beeindrucktpriv. / EMH

Er hat in Bangui in Zentralafrika, in Paris an der Sorbonne und in Straßburg studiert und ist seit 1984 Pfarrer der Evangelischen Kirche in Ost-Montbéliard (Frankreich): Elysé Pangu Mayanga. Im vergangenen Jahr wurde er für fünf Jahre als kirchlicher Inspektor eingesetzt. Pangu Mayanga zählt zu seinen Schwerpunktinteressen die Exegese des Neuen Testamentes, die Soziologie des Protestantismus in Europa und den interreligiösen Dialog. Er verweist auf die Geschichte der Partnerschaft beider Kirchen, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht und freut sich darauf, über eine gemeinsame Vision von Europa zu sprechen.

Sonia Skupch kommt von der Iglesia Evangélica del Rio de la Plata, die sich auf die Länder Argentinien, Paraguay und Uruguay verteiltpriv. /EMH

„Mehr Vertrauen, weniger Angst“

Die Iglesia Evangélica del Rio de la Plata ist eine vereinigte Kirche zwischen Lutheranern und Reformierten mit deutschem Hintergrund. Sie umfasst 27.000 Mitglieder, verteilt auf 45 Gemeinden mit 220 Predigtplätzen in den Ländern Argentinien, Paraguay und Uruguay. Die Gemeindesprachen sind Spanisch, Deutsch und Portugiesisch. Zu den 62 Pfarrerinnen und Pfarrern dieser Kirche zählt Sonia Skupch. „Unsere politische und wirtschaftliche Situation ist weniger stabil als die deutsche. Dennoch können wir uns diakonisch engagieren“, sagt Skupch. „Auch wenn wir nicht so viele Sicherheiten haben wie andere Kirchen können wir mit wenig viel tun. Vielleicht kann man von uns lernen, mehr Vertrauen und weniger Angst vor der Zukunft zu haben.“ 

Leon Novak, Pfarrer der evangelischen Kirche in Slowenien, ist begeisterter Motorradfahrer und auch als Seelsorger für Motorradfahrer, Gefängnisseelsorger und Koordinator für die Arbeit mit der Polizei aktivpriv. / EMH

Magister Leon Novak ist Pfarrer der evangelischen Kirche in Slowenien, die knapp 8.500 aktive und zahlende Mitglieder umfasst, die zu 14 Kirchengemeinden gehören. Neben seiner Arbeit als Gemeindepfarrer engagiert er sich als Seelsorger für Motorradfahrer, als Gefängnisseelsorger, Koordinator für die Arbeit mit der Polizei und ist im Vorstand des Aufsichtsrats der Evangelischen  Kirche in Slowenien sowie Mitglied des Rats der christlichen Kirchen in Slowenien. „Als kleine Diasporakirche müssen wir schnell auf Herausforderungen wie Mitgliederschwund und Säkularisierung reagieren, um weiterhin bestehen zu können“, sagt er.  Er ist gespannt darauf zu sehen, was er bei der Visite Neues erfahren und gegebenenfalls auch für seine Kirche übernehmen kann. 

Elfriede Dörr kommt aus der evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Rumänien und freut sich über die engen Beziehungen zwischen ihrer Kirche und der Landeskirchepriv. / EMH

Pfarrerin Dr. Elfriede Dörr leitet die Abteilung für Ökumene und Fortbildung der evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Rumänien, einer deutschsprachige Minderheitenkirche im rumänisch-orthodox geprägtem Umfeld. „Es gibt enge freundschaftliche Beziehungen zwischen der württembergischen Landeskirche und unserer Kirche mit lebhaften Kontakten auf allen Ebenen“, sagt sie.

Dörr freut sich über diese Freundschaft, die Solidarität, den Know-how-Transfer und die finanzielle Unterstützung, die ihre Kirche geniest. Und darüber, dass umgekehrt immer wieder Christen aus der Württembergischen Landeskirche nach Rumänien kommen, um das kirchliche Leben ihrer Kirche, das ökumenische Leben in einem orthodoxen Land und das historische Erbe der Kirchenfestungen kennenzulernen.


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