| Kirchenjahr

Erntedankfest das ganze Jahr

Kirchengemeinde Großsachsenheim sammelt Spenden

An diesem Sonntag wird in vielen evangelischen Kirchengemeinden in Württemberg das Erntedankfest gefeiert. Die Altäre sind schön geschmückt mit Kürbissen, Äpfeln und Kartoffeln. Beim Erntedankfest wird Gott für die reiche Ernte gedankt. Viele Kirchengemeinden im Land sammeln Lebensmittel und spenden sie an Tafelläden. Wie zum Beispiel auch die evangelische Kirchengemeinde in Großsachsenheim (Kirchenbezirk Vaihingen/Enz). Sie spendet Lebensmittel an den Tafelladen Vaihingen. Nicht nur an Erntedank, sondern das ganze Jahr.

Im Tafelladen bekommen die Menschen ihren Wocheneinkauf für wenig Geld. Diakonie/Kathrin Harms

Maria Müller (*Name von der Redaktion geändert) kommt jede Woche in den diakonischen Tafelladen in der Innenstadt von Vaihingen/Enz. Für die 77-Jährige ist der Tafelladen ein Ort zur Versorgung mit dem Nötigsten und ein Treffpunkt geworden. Seit zehn Jahren schon. Sie lebt in einem Hochhaus, ihre Rente reicht hinten und vorne nicht. Jeden Cent muss sie dreimal umdrehen. Eine Nachbarin hatte sie in den Tafelladen mitgenommen. Maria Müller lebte isoliert in ihrer kleinen Wohnung, hatte kaum Kontakt zur Außenwelt. Sie hat sich geschämt, weil sie sich nichts leisten konnte. Auch zu ihren Enkelkindern hatte sie kaum Kontakt – denn was soll sie ihnen bei Besuchen mitbringen? Seit die Rentnerin im diakonischen Tafelladen einkauft, kann sie endlich auch mal wieder ihren Enkelkindern eine kleine Freude machen. Und im Tafelcafé nebenan hat sie viele neue Leute kennengelernt. Sie ist wieder angekommen in der Gesellschaft.

So wie Maria Müller geht es vielen der Familien, Alleinstehenden und Rentnern, die zweimal in der Woche in den diakonischen Tafelladen kommen, berichtet der Geschäftsführer der Diakonischen Bezirksstelle Vaihingen/Enz, Michael Marek. Immer dienstags und donnerstags hat der Diakonieladen für einige Stunden geöffnet. 70 bis 90 Menschen kaufen dort an einem Verkaufstag ein. „Ein Wocheneinkauf kostet zwischen zwei und drei Euro“, überschlägt Marek. Seit elf Jahren gibt es den diakonischen Tafelladen in Vaihingen jetzt schon. Zu Anfang wurden die Lebensmittel und Hygieneartikel verschenkt. „Das wollten die Bedürftigen aber nicht. Sie wollen das Gefühl der Wertschätzung haben und keine Almosen.“ Reich wird der Diakonieladen durch den Verkauf der Waren nicht, versichert Marek. Im Gegenteil, er ist auf Spenden zwischen 25.000 bis 30.000 Euro im Jahr angewiesen, damit sich der Laden trägt.

Die Regale im Tafelladen Vaihingen/Enz sind proppevoll.Diakonischen Bezirksstelle Vaihingen/Enz

Im Tafelladen können Bedürftige sich aussuchen, was sie gerne haben möchten. „Es gibt bei uns keine vorgepackten Päckchen“, erklärt Michael Marek. „Die Kunden dürfen selbst entscheiden, welches Brot sie möchten oder ob sie Nudeln brauchen.“ Auf 100 Quadratmetern gibt es neben Lebensmitteln auch Kinderspielsachen, Schuhe und ein kleines Regal mit Hausrat.

Das Erntedankfest ist ein ganz besonderer Höhepunkt für den diakonischen Tafelladen. Viele Kirchengemeinden aus dem Evangelischen Kirchenbezirk Vaihingen/Enz sammeln in ihren Gottesdiensten Spenden für den Tafelladen. „Dann sind unsere Regale immer gut gefüllt. Die Kunden freuen sich immer schon drauf und fragen nach, wann es denn endlich wieder so weit ist“, so Michael Marek. Dann gibt es auch Genussmittel wie Honig und Kaffee, die im Supermarkt nie übrig bleiben, weil sie kein wirkliches Ablaufdatum haben.

Für die evangelische Kirchengemeinde in Großsachsenheim ist das ganze Jahr über „Erntedankfest“. Denn im Gemeindehaus steht immer ein Regal, in dem Spenden für den Tafelladen gesammelt werden. Und die 3.800 Gemeindemitglieder sind sehr spendabel, berichtet Diakonin Andrea Renk. Aktuell ist das Regal wieder proppenvoll: Nudeln, Schokolade, Körperlotion, Mehl und Gemüsekonserven reihen sich aneinander. Gerade hat eine Frau noch ein paar Kekse reingestellt. Regelmäßig kommen die Mitarbeiter aus dem Tafelladen vorbei und holen die Spenden ab.

Vor dem Erntedankgottesdienst wird das Regal vom Gemeindehaus in die Kirche getragen. Viele Kindergärten kommen mit einem Leiterwagen vorbei und stellen etwas in das Regal. Gerade der diakonische Gedanke, „nicht nur an sich selbst zu denken“, ist Andrea Renk dabei wichtig. So packen auch die Konfirmandengruppen und Landfrauen kräftig mit an, dass das Regal zu Erntedank noch voller ist als sonst.

Eva Rudolf


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