| Gesellschaft

Mit Genuss und Verantwortung

Kirchlicher Agrarexperte Clemens Dirscherl zum Erntedankfest

Lebensmittel haben nach Überzeugung des kirchlichen Agrarexperten Clemens Dirscherl mehr Wertschätzung verdient als sie derzeit erhalten. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) forderte der Ratsbeauftragte für Landwirtschaft und Ernährung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum anstehenden Erntedankfest am 1. Oktober faire Preise für Agrarerzeugnisse. Wertschätzung bedeute aber mehr als nur Geld. Neben fairen Preisen müsste auch die Arbeit der Bauern mehr geachtet werden.

EMH/privat

Wertschätzung für Lebensmittel einzufordern, sei immer dann besonders schwer, wenn Menschen keinen Mangel kennen, räumt der kirchliche Agrarexperte ein. "Wir leben in einer satten Gesellschaft, die mit Brot ein Gluten-Problem, mit Milch ein Lactose-Problem und mit vom Boden aufgesammeltem Obst ein Wurm- oder ästhetisches Problem hat." Die Menschen sollten nicht so viel problematisieren, sondern müssten dankbarer sein, forderte er.

Dirscherl beruft sich dabei auch auf den Reformator Martin Luther, der mit seinen Worten einen "bewussten Dank an den Schöpfergott" eingefordert habe. Erntedank heute bedeute in diesem Sinn, Lebensmittel neu zu schätzen, sie ohne Verschwendung und ohne Panschen zu gebrauchen, und Solidarität zu üben mit Menschen, die nicht genug haben. Dazu komme eine moralische Verpflichtung für Kunden und Lebensmittelindustrie. Brauchbare Lebensmittel dürften nicht vernichtet und oder um des Profits willen mit Zusatzstoffen vermischt werden, die nicht hinein gehören, betonte Dirscherl.

Martin Luther habe aber auch gesagt: "Wer genug hat, darf und soll sogar genießen", betonte Dirscherl den Aspekt des Genießens. "Es gibt durchaus Erntedank mit vollem Bauch, und man ist dabei ganz auf Luthers Spuren." Der Reformator habe jedoch schon vor 500 Jahren bemängelt, was heute ebenfalls aktuell ist: dass Lebensmittel nicht ausreichend geachtet und nicht in der richtigen Weise eingesetzt werden und dass der Aspekt der Nächstenliebe auf der Strecke bleibt. "Wir missbrauchen's auf das Allerschändlichste", zitiert Dirscherl das pessimistische Resümee des Reformators.


Dr. Clemens Dirscherl ist Mitglied der EKD-Kammer für nachhaltige Entwicklung und Ratsbeauftrager für Landwirtschaft und Ernährung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er vertritt diese in Gremien wie der Deutschen Tierschutzkommission und dem Nachhaltigkeitsdialog der Deutschen Ernährungswirtschaft. Zudem ist er Lehrbeauftragter an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen.


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