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Wenn der Seelsorger per Whatsapp kommt

Schwäbischer Pfarrer tüftelt neuen Weg zu Kirchenmitgliedern aus

Whatsapp ist auf der Mehrzahl deutscher Mobiltelefone installiert. Über 35 Millionen Anwender in der Bundesrepublik verzeichnet dieser Dienst, dessen Nutzer untereinander Nachrichten, Bilder und andere Dateien austauschen. Doch wie viele Seelsorger sind offiziell auf dieser Plattform zu erreichen? Der württembergische evangelische Pfarrer Christian Tsalos aus Heimsheim bei Pforzheim sieht hier in der kirchlichen Kommunikation noch eine Riesenlücke. Deshalb hat er im Internet die "Whatsapp-Seelsorge" ins Leben gerufen. 

Pfarrer Christian Tsalos möchte neue Wege gehen.EMH/epd

Der technische Aufwand ist extrem gering. Tsalos brauchte dafür nur ein ausrangiertes Smartphone und die kostenlose SIM-Karte eines Telefonnetzbetreibers. Seitdem steht seine Whatsapp-Nummer 01590/2655463 auf der von ihm reservierten Internetseite www.whatsappseelsorge.de. Wer Rat zu Leben und Glauben braucht, kann sich über diesen Kanal an den Gemeindepfarrer wenden. Er beantwortet Anfragen in der Regel über den PC, den er drahtlos mit dem Smartphone verbindet. Das mache ihm das Eintippen leichter, sagt er. 

Eigentlich wollte Tsalos nie zu Whatsapp. Aber als er das letzte Mitglied in seiner Familie war, das diesen Dienst noch nicht verwendete, stieg der Druck erheblich. Und als er dann noch vor einem halben Jahr sah, dass fast alle seiner Konfirmanden und deren Eltern auf diesem Weg kommunizierten, wurde ihm klar, dass er sich dem gerade als Pfarrer nicht entziehen kann. "Wir können als Kirche die Leute nicht zu alten Kommunikationsformen zwingen, wenn sie bereits neue Formen verwenden", findet er. 

Vor rund zwei Monaten hat der Theologe sein Angebot gestartet. Gedacht ist es nur regional für seine Heimsheimer Gemeinde - als Ergänzung zu Telefon und E-Mail. Entsprechend hat er es im örtlichen Mitteilungsblatt bekanntgemacht und bekommt seitdem durchschnittlich pro Tag eine Nachricht. "Oft geht es um Absprachen, etwa zum Kirchenkaffee oder zu unserem Schaukasten. Aber jede zehnte Nachricht schneidet auch seelsorgerliche Fragen an", beobachtet er. 

Aus Perspektive des Datenschutzes hat Whatsapp allerdings ein Problem: Die Kontaktaufnahme erfolgt nicht vollständig anonym. Durch Whatsapp erfährt Tsalos auf jeden Fall die Handynummer, über die sich ein Nutzer an ihn wendet. Er verspricht deshalb auf seiner Internetseite, am Ende eines Chats alle Daten zu löschen. 


Whatsapp-Nummer:
01590/2655463


https://www.whatsappbrand.com/

Dass Whatsapp seit 2014 zu Facebook gehört, das die Daten seiner Nutzer kommerziell zu nutzen versucht, bereitet dem Pfarrer weniger Bauchschmerzen. Denn Whatsapp bietet seit vergangenem Jahr eine Verschlüsselung des Nachrichtenaustauschs an, so dass nach eigenen Angaben auch die Mitarbeiter des Dienstes nicht mitlesen können. Solange ein Nutzer sein Handy mit dem offenen Chat nicht herumliegen lässt, sei hier die Vertraulichkeit gewährleistet, meint der Theologe. 

Der württembergische Pfarrer hat in den vergangenen Jahren mehrfach Schlagzeilen mit innovativen Ideen gemacht. Vor vier Jahren entwickelte er den "Bibeltee", der nur aus in der Heiligen Schrift erwähnten Ingredienzien besteht und mit dessen Vertrieb die Gemeinde ihre Kasse aufbessert. Im vergangenen Herbst eröffnete Tsalos die "erste Multi-Media-Kanzel der Welt" - ein großer Flachbildschirm auf dem Lesepult der Kanzel, der außerhalb der Gottesdienste Ermutigungsworte an Kirchenbesucher sendet. Und Anfang des Jahres startete er die Internetseite "Kirche für Ausgetretene", auf der Menschen über kirchliche Angebote informiert werden, die auch Nichtmitgliedern offenstehen. 

Für Tsalos ist klar: Die Whatsapp-Seelsorge kann er neben seinem Pfarramt nur stemmen, wenn die Zahl der Anfragen überschaubar bleibt. Sollte die Nachfrage rapide steigen, müsste er mit der Telefonseelsorge oder einem anderen Anbieter darüber reden, ob sie diesen Dienst übernehmen. Die Internetseite würde er ohne zu zögern dafür hergeben. Wichtig ist ihm nur, dass es für die Menschen leicht bleibt, einen Draht zur Kirche zu finden.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)


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