| Gesellschaft

Brücke in die Gesellschaft

Diakoninnen und Diakone suchen ihren Platz im Dienstgefüge der Kirche

Sie werden so stark gebraucht wie selten zuvor: Diakoninnen und Diakone sind eine Brücke zwischen der Kirche und der Gesellschaft. Trotzdem ist die Berufszukunft gefährdet, auch weil sie abhängig von der Kassenlage der Kirchenbezirke ist.

Rido - fotolia.com

Diakoninnen und Diakone verstehen sich als das Gesicht der Kirche. Sie wollen Menschen ein "gut, dass Sie da sind"-Gefühl vermitteln stellvertretend für die Kirche, für die sie arbeiten. Sie haben stets eine Doppelqualifikation mit Theologie und Seelsorge einerseits und einem Fachbereich wie Religionspädagogik, Sozialpädagogik oder Pflege andererseits. Und sie sind durch ihre Alltagsarbeit an Schulen, in Beratungsstellen, in der Jugend- und Gemeindearbeit oder diakonischen Hilfeeinrichtungen ganz nah am Alltag der Menschen.

Der Bedarf an diakonischen Diensten ist hoch und wird vielfältig von Diakoninnen und Diakonen wahrgenommen. Doch nicht immer können sie angemessen weitergeführt und finanziert werden. Helga Benz-Roeder und Eberhard Schütz, die gemeinsam dem "Diakoninnen- und Diakonentag in der Württembergischen Evangelischen Landeskirche" vorstehen, beschäftigt derzeit vor allem, wie das Amt, in das die Landeskirche ihre Diakoninnen und Diakone beruft, zukunftsfähig ausgestaltet werden kann.

Obwohl die Nähe der Diakone zu den Menschen gefragt ist, sie "konkrete Hilfe in allen Dimensionen" organisieren und anbieten können, empfindet Schütz die Werbung für die Ausbildung in diesem Beruf derzeit als schwierig. "Die Stellen nehmen ab. Wo jemand von uns in den Ruhestand geht, prüfen die zumeist anstellenden Kirchenbezirke oft, ob die Stelle nicht eingespart werden kann", berichtet er. Innerhalb der Landeskirche müsse der Dienst daher in den Strukturen dauerhaft abgesichert werden, denn Diakoninnen und Diakone seien eine "unverzichtbare Lebens- und Wesensäußerung von Kirche", sagt Schütz.

Diakoninnen und Diakone sind eine unverzichtbare Lebens- und Wesensäußerung von Kirche.

Eberhard Schütz

Helga Benz-Roeder weiß, dass es für einige offenen Stellen keine geeigneten Diakoninnen und Diakone gibt. Das könne beispielsweise an den Dienstzeiten liegen. "Wenn wir uns fragen, wie die Botschaft von Gottes Zuwendung zu den Menschen, das Evangelium, in die Gesellschaft hineinfinden kann, müssen wir dann unsere Angebote machen, wenn die Menschen Zeit haben", sagt Benz-Roeder. Und das ist zunehmend das Wochenende, denn selbst Jugendliche sind unter der Woche mit Schule und Freizeit-Pflichtveranstaltungen wie Musikunterricht und Sport meist schon ausgebucht.

Gleichzeitig werden die Felder, auf denen Menschen Rat und Unterstützung suchen, immer weiter. Beispiele sind die aktuell expandierende Flüchtlingsarbeit und der Religionsunterricht. Außerdem machte es die Zunahem der Ganztagsschulen und eine buntere Schülerschaft notwendig, den "Lebsnsort Schule" zu gestalten. "Das ist eine große Aufgabe", sagt Benz-Roeder. "Gerade wenn es um Rat und Bildung, um Inklusion, Teilhabe und Gerechtigkeit geht, sind Diakoninnen und Diakone dafür als doppelt qualifizierte die geeigneten Fachkräfte", sagt sie. Die Landeskirche habe sie dazu berufen und beauftragt.

Eberhard Schütz sieht den wachsenden Bedarf für Diakone als "Brücke in Milieus, um Netzwerke aufzubauen und Verbindungen zu schaffen" überall dort, wo sich die Gesellschaft ändert, und dies oft schneller als die Kirchengemeinden dies realisieren können. Das betreffe viele Sparten über die eigentliche Gemeinde hinaus, von der Jugendarbeit über die Religionspädagogik bis zu den verschiedensten Beratungsangeboten.

"Angesichts der Bedürfnisse der Menschen stellt sich dann die Frage: wie kann Kirche im Gemeinwesen ein prägender Faktor sein, der hilfreiche Angebote macht", sagt Schütz. Es gehe um eine "Gemeindeentwicklungsdiakonie". Die Diakoninnen und Diakone mit ihrer breiten Ausbildung könnten Vorreiter sein darin, wie Christen sich in die Gesellschaft einbringen und dadurch die dort gelebten Werte mit prägen können.

Am liebsten wäre Benz-Roeder und Schütz, die Anstellung aller Diakoninnen und Diakone würde neu überdacht. Eine zentrale Anstellung bei der Landeskirche könnte für viele eine Option sein. "Das könnte die Anstellungsverhältnisse zukunftsfähiger und die Berufe im Diakonat attraktiver machen", sagen beide. Bei den Religionspädagogen werde das schon umgesetzt. "Es ist zwar fast immer eine Sysiphusarbeit, Diakon zu sein, aber es bietet grundsätzlich auch die Perspektive, mit der Hoffnung und der Wirkung des Heiligen Geistes in der Wirksamkeit über den Tag hinaus arbeiten zu können", sagt Schütz.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)

Mehr News

  • Datum: 18.05.2024

    Pfingsten steht für Hoffnung und Begeisterung

    Pfingstimpuls von Dan Peter - Sprecher der Landeskirche. Der Ausdruck für etwas „Feuer und Flamme“ zu sein aus der Pfingstgeschichte der Bibel hat sich bis heute erhalten. Hoffnung statt Untergangsrhetorik, dafür steht das Pfingstfest.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.05.2024

    TV-Tipp: Mamas Stimme überlebt

    Mütter und Väter, die unheilbar krank sind, haben häufig den Wunsch, ihren Kindern etwas Persönliches zu hinterlassen. Mit einem Familienhörbuch ist das möglich. Was ist das? Und wie geht das? Darüber spricht Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit ihren Gästen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.05.2024

    „Wir haben den Beruf zum Brückenbauen“

    „Wir haben den Beruf zum Brückenbauen! Deshalb lasst uns in der Gemeinschaft der weltweiten Kirche unserem pfingstlichen Auftrag nachkommen! Lasst uns Brücken bauen, die die Menschen zusammenführen.“ So appelliert Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in seiner Pfingstbotschaft.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.05.2024

    Samuel Holzhäuer wird Schuldekan in Ravensburg

    Samuel Holzhäuer wird Schuldekan des Kirchenbezirks Ravensburg. Ihm ist wichtig, „dass in einer Zeit zunehmender Krisen und Orientierungslosigkeit die hoffnungsvolle Botschaft des Evangeliums lebensnah und kreativ in die Lebenswelt von jungen Menschen gesprochen wird“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Partnerschaft mit georgischer Kirche

    Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen der württembergischen Landeskirche und der evangelisch-lutherischen Kirche in Georgien reiste im April eine kleine Delegation nach Georgien. Darüber berichtet hier Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Kirchen im Land rufen zur Wahl auf

    Die vier großen Kirchen in Baden-Württemberg rufen in ihrem gemeinsamen Pfingstwort alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und für Demokratie und Menschenrechte zu stimmen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Konfirmationspredigt: „Ihr seid nicht die letzte Generation“

    Pfarrerin Sara Stäbler spricht in ihrer Konfirmationspredigt über die Studie „Jugend in Deutschland 2024“, der darin bescheinigten deprimierten Stimmung, warum sie ihre Konfirmanden trotzdem für Hoffnungsträger hält und welche Rolle der Glaube dabei spielt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 14.05.2024

    Landesmissionsfest in Heidenheim

    Am 15. und 16. Juni findet das Landesmissionsfest unter der Überschrift „Grenzenlos. United by mission“ in Heidenheim statt. Hier finden Sie einen Überblick über das Programm. Es startet mit einem Missions-Jungschartag sowie einem Kindererlebnistag.

    Mehr erfahren
  • Datum: 14.05.2024

    Tag der weltweiten Kirche 2024

    Die württembergische Landeskirche und der Internationale Konvent christlicher Gemeinden in Württemberg laden für Pfingstmontag zum Tag der weltweiten Kirche nach Stuttgart ein. Motto des Tages: "Brücken statt Mauern". Hier finden Sie alle Informationen zum Programm.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.05.2024

    Kirchengemeinden und -bezirke auf Social Media

    Wie kann Kirche dort sein, wo die Menschen sind, und welche Inhalte machen auf welchem Kanal und in welcher Form Sinn? Jonas Dietz, Referent für Neue Medien im Kirchenbezirk Waiblingen, gibt Social Media Tipps für Gemeinden und Bezirke.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.05.2024

    Hilfe für Flutopfer in Südbrasilien

    Die Menschen im Süden Brasiliens kämpfen seit Tagen mit Hochwasser in Folge der außergewöhnlich starken Regenfälle. Das Gustav-Adolf-Werk (GAW) hilft der Evangelische Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (ELKBB), die Not zu lindern. Auch Sie können helfen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Herz und Herz - Der Song zum Innovationstag

    „Herz und Herz vereint zusammen" - die Band „Weida & Mohns“ hat für den Innovationstag der Landeskirche Zinzendorfs Kirchenliedklassiker neu arrangiert. Für Gemeindebands bieten sie Noten, Arrangements und Materialien zur Nutzung in Gemeinden an.

    Mehr erfahren
Mehr laden