| Bildung

Evangelische Schulen gegen Antisemitismus

Aktionen zum Holocaust-Gedenktag – intensive Aufklärung das ganze Jahr über

Schon seit langer Zeit kümmern sich die Schulen der Schulstiftung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, der Evangelischen Schulstiftung Stuttgart und die Evangelischen Seminare in Blaubeuren und Maulbronn um die Antisemitismus-Prävention und thematisieren Nationalsozialismus, Holocaust und Rassismus intensiv im Unterricht. Einige Schulen knüpfen mit besonderen Aktionen an den Holocaust-Gedenktag an. Hier geben wir einen Einblick in diese Aktivitäten.

Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Bild: Ron Porter / Pixabay

Evangelisches Schulzentrum Michelbach (ESZM)

Nicht erst seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 behandelt die Schule die Verbindungen von Nahost-Konflikt und Antisemitismus kontinuierlich im Unterricht, um rechtsextremen, antisemitischen und allgemein menschenverachtenden Strömungen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund vorzubeugen. Dazu gehören unter anderem Exkursionen nach Dachau, zur KZ-Gedenkstätte in Schwäbisch Hall-Hessental und nach Grafeneck zur Erinnerung an die Aktion T4-Euthanasie. Im Gemeinschaftskundeunterricht analysierten Schülerinnen und Schüler offen oder versteckt antisemitische Zitate aus dem Alltag.

Das Evangelische Schulzentrum Michelbach.Bild: Ev. Schulstiftung

Seit dem Überfall der Hamas habe das Thema aber an Brisanz gewonnen, so Miklas Hahn, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Schulstiftung. Zwischen syrisch-stämmigen und christlich sozialisierten Jugendlichen der Kursstufe habe es Konflikte um die Bewertung des Geschehens gegeben. Die Schule habe deshalb im Geschichtsunterricht die Entstehung des Nahost-Konflikts beleuchtet, um zu zeigen, wie sich die Fronten derart verhärten konnten. So sei es gelungen, „über Bildung so viel Einsehen und Verständnis zu erreichen, dass der Konflikt auf eine sachliche und verständnisorientierte Ebene gehoben werden konnte“, so Hahn.

Evangelisches Blaulach-Gymnasium Kusterdingen (EBGK)

Im Evangelischen Blaulach-Gymnasium in Kusterdingen organisieren jedes Jahr die beiden 9. Klassen eine Holocaust-Gedenkveranstaltung in der Aula der Schule – in diesem Jahr findet sie am 29. Januar statt. Dieses Jahr ist eine Mischung aus Theaterstück und historischer Hintergrund-Information geplant. Auch hierbei werden nicht nur Nationalsozialismus und Holocaust inklusive ortsgeschichtlicher Bezüge thematisiert, sondern auch die Verbindungslinien zum aktuellen Geschehen in Israel und im Gaza-Streifen.

Auch die letzte Schulversammlung im Spätherbst thematisierte den Nahost-Konflikt unter dem Motto „Meide das Böse und tu das Gute".

Der Nahost-Konflikt war Thema der Schulversammlung im Herbst 2023 am Evangelischen Blaulach-Gymnasium in Kusterdingen. Bild: Ev. Schulstiftung

Evangelische Jenaplanschule Mössingen (EJPS)

Im Rahmen des großen Wochenschlusses mit Eltern und Verwandten vor den Weihnachtsferien trugen Schülerinnen in der Evangelischen Jenaplanschule in Mössingen einen Text zum jüdischen Lichterfest Chanukka vor und erklärten in einfachen, aber sehr eindrücklichen Worten die Bedeutung, teile die Schule mit.

Die Abschlusslerngruppe beschäftige sich derzeit ausführlich und in verschiedenen Projekten mit dem Thema Antisemitismus. Die Mittelgruppen starten in Kürze mit einem größeren Projekt, in dessen Mittelpunkt die Lektüre des Buches „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ (Autorin: Judith Kerr) steht, so die Schule.

Die Evangelische Jenaplanschule Mössingen. Bild: Ev. Schulstiftung

Evangelisches Firstwald-Gymnasium Mössingen (EFGM)

Der Holocaust-Gedenktag hat am Evangelischen Firstwald-Gymnasium Mössingen seit vielen Jahren einen festen Platz im Unterricht und in gemeinsamen Veranstaltungen.  Im Vorfeld des Holocaust-Gedenktags 2024 haben sich neunte Klassen mit der Thematik der Judenverfolgung in Deutschland auseinandergesetzt, mit Zeitzeugenberichten gearbeitet und Stolpersteine für die Schule erstellt.

Evangelisches Firstwald-Gymnasium MössingenBild: Ev. Schulstiftung

Außerdem analysierten die Klassen den aufkommenden Antisemitismus in der Gesellschaft. So konnten sie ein vertieftes Verständnis für aktuelle Herausforderungen im Kampf gegen Vorurteile und Diskriminierung gegenüber Menschen mit jüdischem Glauben erlangen. Ziel war es, nicht nur historische Ereignisse zu reflektieren, sondern auch einen kritischen Blick auf die gegenwärtigen Entwicklungen zu werfen, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler nach dem Angriff der Hamas auf Israel mehr denn je auseinandersetzen müssen.

Darüber hinaus haben viele Lehrerinnen und Lehrer das Thema Antisemitismus auch aktuell in ihrem Fachunterricht verankert. So fand zum Beispiel in der Klasse 7 (Geschichte) beim Thema Stadt im Mittelalter (Juden und Judenviertel) ein Exkurs zur Geschichte des Antisemitismus statt. Es wurden diverse Stereotype erörtert und mit gängigen Vorurteilen gegen Juden verglichen. Auch besprachen die Schülerinnen und Schüler, wie mit solchen Äußerungen umgegangen werden kann.

Evangelisches Lichtenstern-Gymnasium Sachsenheim (ELGS)

Kurz vor dem Holocaust-Gedenktag am 27. Januar fährt ein Oberstufenkurs zu einer Zeitzeugenbegegnung nach Leonberg, die von Scora (Schools opposing racism and antisemitism) angeboten wird. Zudem gibt es eine Frühandacht zu Jelisaweta Pilenkko, besser bekannt als ‚Mère Marie' – sie hat während des Dritten Reichs in Frankreich jüdische Kinder gerettet und wurde nach Polen deportiert und umgebracht. Sie wird in Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt.

Am 29. Januar wird sich der Morgenkreis der Mittelstufe zu Beginn der Schulwoche mit dem Thema „Stolpersteine“ beschäftigen.

Im Evangelischen Lichtenstern-Gymnasium SachsenheimBild: Ev. Schulstiftung

Grundsätzlich stehen auch regelmäßig Exkursionen in den Sommermonaten nach Freudental, in das KZ Vaihingen oder auch Markgröningen (Holocaust-Mahnmal vor der alten Habila) auf dem Programm. In der Kursstufe ist auch eine Fahrt nach Dachau üblich.

Evangelische Schulstiftung Stuttgart

Das evangelische Mörike-Gymnasium hält jedes Jahr zum Holocaust-Gedenktag mit den 10. und 11. Klassen eine Andacht am Stuttgarter „Mahnmal zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“; die Schule übernahm 2003 die Patenschaft für das Mahnmal.

Schülerinnen und Schüler schilderten bei einer Andacht z.B. die grausamen Erfahrungen damaliger jüdischer Jugendlicher und berichteten vom Widerstand, der zu Inhaftierung, Deportation und Tod führen konnte.

Jedes Jahr hält das evangelische Mörike-Gymnasium am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Stuttgart eine Andacht zum Holocaust-Gedenktag ab. Bild: Ev. Mörike-Gymnasium Stuttgart

Evangelische Seminare Blaubeuren und Maulbronn

Im Evangelischen Seminar Blaubeuren besuchen die Klassen neun und zehn die Synagoge in Ulm als Zeichen gegen Antisemitismus und um die Verständigung über jüdisches Leben zu vertiefen, mit Vor- und Nachbereitung im Unterricht.

Im Evangelischen Seminar Maulbronn werden in Verbindung mit der aktuellen Diskussion die Themen Antisemitismus und Nationalismus vor allem in den Fächern Gemeinschaftskunde und Geschichte behandelt.


Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt@elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden.


Schon gewusst?

elk-wue.de

Mehr News

  • Datum: 08.05.2024

    Herz und Herz - Der Song zum Innovationstag

    „Herz und Herz vereint zusammen" - die Band „Weida & Mohns“ hat für den Innovationstag der Landeskirche Zinzendorfs Kirchenliedklassiker neu arrangiert. Für Gemeindebands bieten sie Noten, Arrangements und Materialien zur Nutzung in Gemeinden an.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    FAQ: Himmelfahrt und Pfingsten

    Wie gehören Himmelfahrt und Pfingsten zusammen? Was hat es mit den Flammen auf den Köpfen auf sich und was mit den vielen Sprachen? Und woher kommt der Name „Pfingsten“? Pfingsten und Christi Himmelfahrt sind erklärungsbedürftig - Pfarrer Dan Peter gibt Antworten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Kommunal- und EU-Wahl: Infos der Landeskirche

    Am 9. Juni 2024 finden bundesweit die EU-Wahl und in Baden-Württemberg auch die Wahl zu den Gemeinde- und Stadträten statt. Auf unserer Sonderseite zur Europa- und Kommunalwahl 2024 finden Sie Stellungnahmen, Infos zu kirchlichen Aktionen und mehr.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Ein Nagelkreuz als Zeichen der Versöhnung

    Ein Kreuz aus Coventry, bestehend aus drei Nägeln, ist seit Jahrzehnten ein Symbol für die Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg und den Sinn von Friedensarbeit. Dieser Idee fühlen sich auch in Württemberg sechs Nagelkreuzzentren verpflichtet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Klimakrise und Spiritualität: Veranstaltungstipp

    „Herausforderung Klimakrise – Schöpfung neu entdecken“: zu dieser Veranstaltung lädt die Evangelische Hochschul- und Zentralbibliothek am 16. Mai ein. Impulsvorträge und eine Podiumsdiskussion beleuchten das Thema. Bis zum 13. Mai anmelden!

    Mehr erfahren
  • Datum: 07.05.2024

    Bibelworte zu Muttertag und Vatertag

    Muttertag und Vatertag – für manche nur Kommerz oder ein Partytag, für andere Anlass, sich bei Müttern und Vätern, oder wen sie in ihrem Leben als solche betrachten, zu bedanken. Hier sind Bibelworte zum Thema: Lesen, teilen, oder die Festrede damit beginnen lassen!

    Mehr erfahren
  • Datum: 07.05.2024

    Innovationstag: Acht Thesen zum Weiterdenken

    Rund 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche aus der Landeskirche kamen am 4. Mai in Reutlingen zusammen, um Ideen für die Zukunft der Kirche zu diskutieren. Dabei haben die Teilnehmenden auch acht Empfehlungen für die weitere Entwicklung erarbeitet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    1.000 Menschen feiern Fest der Innovation

    Rund 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Regionen der württembergischen Landeskirche sind in Reutlingen zusammengekommen, um ihre Ideen für die Zukunft der Kirche zu präsentieren, zu diskutieren und um sich von den Ideen anderer inspirieren zu lassen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „Gott provoziert Veränderungen und begleitet sie“

    Die Kirchengemeinden hätten viel Gestaltungsspielraum, sagte Anna-Nicole Heinrich (Präses der 13. Synode der EKD) auf dem Innovationstag der Evangelischen Landeskirche in Reutlingen, und ermutigte dazu, ihn zu nutzen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    Kira Geiss: „Kirche ist für mich Lebensfreude"

    Beim Innovationstag der Landeskirche trafen sich Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Kira Geiss, Miss Germany 2023 und christliche Influencerin, um über ihre Erfahrungen mit Innovation in der Kirche zu sprechen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „One size fits all funktioniert nicht mehr“

    Dr. Klaus Douglass, Direktor der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) betonte auf dem Innovationstag der Landeskirche, Kirche müsse sich von innen heraus erneuern. Es gebe auch zahlreiche Belege für Erneuerung in der Bibel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „Hoffnung macht mir die Kirche, die nah bei den Menschen ist“

    Beim Innovationstag der Landeskirche tauschen sich rund 1.000 ehren- und hauptamtliche Teilnehmende über Innovationsideen und -projekte aus und lassen sich in Workshops und Vorträgen inspirieren. Hier finden Sie das Eröffnungsgrußwort von Landesbischof Gohl im Volltext.

    Mehr erfahren
Mehr laden