Frühjahrstagung der Landessynode: In der Aktuelle Stunde ging es um den Kampf gegen den Klimawandel
Nachdem der Weltklimarat einen erschütternden Bericht veröffentlicht und festgestellt hat, dass die Folgen des Klimawandels gravierender einzuschätzen sind als in den früheren Berichten, diskutierte die Synode über den Klimaschutz. Wo steht dabei die Kirche?
Dr. Martina Klärle (Weikersheim) erklärte, die Verabschiedung des landeskirchlichen Klimaschutzgesetzes reiche nicht aus. Sie erinnerte an das vom Weltklimaratsbericht prognostizierte Ansteigen des Meeresspiegels. Dies bedeute zum Beispiel für die Stadt Jakarta (Indonesien), dass 10 Millionen Menschen umgesiedelt werden müssten. Die Folge des Klimawandels seien Abermillionen von Flüchtlingen, die in höhere Regionen flöhen wie auch nach Deutschland und unseren Schutz bräuchten. Ausdrücklich bat sie, dass Kirche sich hier auch symbolisch engagiere und das Thema in den Predigten aufzunehmen. Weitere Synodale betonten, dass die Auswirkungen der Klimakrise vor allem im globalen Süden zu sehen seien und nicht in den Staaten, die die Klimakrise in erster Linie verursacht haben.
Hans-Martin Hauch (Balingen) stellte die Frage in den Zusammenhang des Umgangs mit Menschen, die Verschwörungsmythen anhängen. Diese Menschen seien zunächst nicht für gemeinsame Anstrengungen gegen den Klimawandel zu gewinnen. Hier sollten Synode und Kirche bis hin in den Religionsunterricht aufklärend wirken.
Ruth Bauer: „Wir machen uns schuldig, wenn wir nicht in allen Lebens- und Wirkungsbereichen mutig und wirksam handeln.”
Zahlreiche Synodale forderten, nach der Verabschiedung des Klimaschutzgesetz ins konkrete Handeln zu kommen, verknüpft mit der christlichen Botschaft. Ruth Bauer (Alfdorf): „Wir machen uns schuldig, wenn wir nicht in allen Lebens- und Wirkungsbereichen mutig und wirksam handeln.”
„Von der Angst zur Hoffnung“
Der Synodale Eckart Schultz-Berg (Stuttgart) formulierte es so „1. Vom Wissen zum Tun, 2. Von der Angst zur Hoffnung“, denn: „Das ist unsere Stärke, als Kirche, Hoffnungsszenarien zu wecken“. Markus Ehrmann (Rot am See) sah in der theologischen Botschaft sogar die Hauptaufgabe der Kirche: „Wir können vor allem zum ‘Warum’ [des Klimaschutzes] etwas sagen“. Das hieß für ihn, keine Angst vor einem Weltuntergang zu schüren, die Welt als Gottes Schöpfung zu sehen und daran zu erinnern, dass Gott die Welt in der Hand habe. Matthias Hanßmann (Horb) las ein Gedicht aus dem 19. Jahrhundert mit einer poetischen Verbindung des Gottesdienstes innerhalb der Kirchenmauern und vor den Kirchenmauern durch den Klang der Schöpfung selbst.
Ethik der Dankbarkeit für Gottes Schöpfung
In anderer theologischer Konnotation sah Christoph Hillebrand (Dettingen am Albuch) die Aufgabe des Menschen im Klimawandel zum einen in einer Ethik der Dankbarkeit für Gottes Schöpfung, zum anderen im Glauben an die Erlösung der leidenden und seufzenden Schöpfung durch Jesus Christus. Dabei stützte er sich auf den Aufsatz von Prof. Ulrich Heckel „Der Kolosserhymnus als Impuls christlicher Schöpfungsethik“ zu Kol 1,3-20. Dabei grenzte er sich von der Formulierung Greta Thunbergs ab: „Ich will, dass ihr in Panik geratet.“ – Panik und Angst seien ein schlechter Ratgeber. Gott sei Schöpfer, Bewahrer und Erretter der Welt, nicht der Mensch. Hans-Martin Hauch erinnerte in einem Zwischenruf hingegen an die innerbiblische Kritik am zerstörenden Verhalten der Menschheit (vgl. Gen 1,1-2,41) in der Geschichte des Turmbaus zu Babel. In den letzten Jahrzehnten hätten die letzten Generationen sich die Erde untertan gemacht.
Vorbildfunktion der älteren Generationen
Renate Simpfendörfer mahnte die Vorbildfunktion der älteren Generationen für die Jugendlichen an. Statt die jugendlichen Aktivistinnen und Aktivisten in Lützerath und auf den Straßen zu kriminalisieren, könnte die Landeskirche, vergleichbar zur kirchlichen Beratung von Kriegsdienstverweigerern, diesen Beratung zukommen lassen und sie über biblische Grundlagen zu informieren, damit sie den Vorwürfen etwas entgegensetzen könnten. Ähnlich betonte Peter Reiff (Stuttgart), es sei wichtig, auf die Jugend zuzugehen, ihnen Hoffnung zu geben und sich mit ihnen zusammen auf den Weg zu machen.
Initiativen in der Kirche unterstützen
Mehrere Synodale gaben konkrete Impulse für ein weitergehendes Engagement für Klimaschutz. Das Aufgreifen dieser Themen könne den Nerv der Zeit treffen, sagte Michael Schradi (Schwäbisch Hall) und rief dazu auf, über den Tellerrand zu schauen und mit NGO’s zusammenzuarbeiten. Ebenso regte er an, Initiativen wie den Grünen Gockel in der Kirche zu unterstützen, ebenso klimagerechte Ernährung, klimagerechte Freizeiten und faire Gemeinden. Er berichtete von einem „Klimalabor“ in Haslachmühle mit Jugendlichen.
Bauen im Bestand als ressourcenschonend anerkennen
Christiane Mörk (Brackenheim) regte an, ein Tempolimit auf Autobahnen zu unterstützen. Dr. Antje Fetzer-Kapolnek (Waiblingen) bat, die Bemühungen der Gemeinden für den Klimaschutz dahingehend zu unterstützen, dass Bauen im Bestand als ressourcenschonend anerkennt werde und auch der Vermögensgrundstock für Klimamaßnahmen angegriffen werden könne.
Mit den Folgen der Klimakrise umgehen
Dr. Gabriele Schöll (Aalen) sagte, zwar sei es nicht möglich, das Weltklima zu retten. Aber es wäre möglich, Maßnahmen ergreifen, um mit den Folgen der Klimakrise umzugehen. Als Beispiele nannte sie die Beratung von älteren Menschen beim Umgang mit Hitzewellen, die Entwicklung anderer Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft und die Weiterentwicklung in der Süßwassergewinnung.
Viele Synodale griffen auf, dass Klimaschutz in enger Verbindung mit dem eigenen Verzicht stünde, wie schon Landesbischof Gohl in seinem Bericht gesagt hatte. Holger Stähle (Schwäbisch Hall) rief auf, dem allgemeinen Dogma des Wachstums zu widersprechen, Christiane Mörk (Brackenheim) dazu, den Konsum zurückzustellen und nicht weiter eine Wohlstandvermehrung anzustreben.
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