| Bildung

Religionsunterricht für Bildung unabdingbar

Bildungsverantwortliche der Kirchen widersprechen Forderung des Landesschülerbeirats

Die vier Kirchen in Baden-Württemberg sprechen sich gegen eine Kürzung des Religionsunterrichts aus. Damit wenden sie sich gegen eine Forderung des 15. Landesschülerbeirats. Dieser hatte in seinem neuen Grundsatzprogramm geäußert, dass dem Religionsunterricht „mehr Signifikanz eingeräumt würde als der politischen, moralischen und ethischen Bildung“ und dieser deshalb in seinem Stundenkontingent „zu kürzen“ sei. Für die Bildungsverantwortlichen der evangelischen und katholischen Kirche, Ute Augustyniak-Dürr, Carmen Rivuzumwami, Susanne Orth und Wolfgang Schmidt, wird damit ein Gegensatz konstruiert, den es nicht gibt.

Carmen Rivuzumwami ist seit März 2021 Leiterin des Dezernats "Kirche und Bildung".privat

Gerade die Bildungspläne für den Religionsunterricht sähen neben den Fragen nach Gott explizit auch die Beschäftigung mit moralischer und ethischer Bildung, Lebens- und Sinnfragen sowie den Themen Verantwortung, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung vor. Diese Inhalte seien angesichts der Coronakrise, der Klimakrise und des Krieges, den Russland gegen die Ukraine führt, von höchster Aktualität. Sie würden die Schülerinnen und Schüler auf das Leben vorbereiten und entsprechen damit einer weiteren Forderung des Landesschülerbeirats. Der Religionsunterricht, so die kirchlichen Bildungsverantwortlichen, biete die Chance zu reflektieren, was Menschen in ihrem Leben und darüber hinaus Sinn und Hoffnung gibt und mit welchen Ressourcen sie auch schwierige Zeiten bestehen können.

Der Religionsunterricht enthalte alle Leitperspektiven wie z.B. die Bildung für nachhaltige Entwicklung oder für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt, die fächerübergreifend behandelt werden sollen, und lasse sich inhaltlich daher gut vernetzen. Das gelte auch für die Stärkung der Demokratiefähigkeit. Notwendig sei, die Themen aus mehreren Perspektiven zu erfassen und daher über die einzelnen Fächer hinaus zu behandeln. „Ein Zusatzfach einzuführen, statt sie in dieser Breite zu erschließen, schwächt diese Bildungsthemen eher“, so die Verantwortlichen in ihrer Stellungnahme. „Allein durch die Vielfalt des Religionsunterrichts der verschiedenen Religionsgemeinschaften in ihrem Miteinander, wie auch in ihrer oft selbstverständlichen Kooperation mit dem Ethikunterricht, wird die Entwicklung der eigenen religiösen bzw. weltanschaulichen Identität der Schülerinnen und Schüler in Toleranz und Pluralitätsfähigkeit gefördert.“ Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt seien diese Fähigkeiten unerlässlich.

Der Landesschülerbeirat beklage, dass Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Sexualität und weiterer Gründe benachteiligt würden. Gerade hier sei die religiöse Bildung notwendig, um aktiv gegen Diskriminierung vorzugehen, so die Bildungsverantwortlichen. „Bildung und Begegnung sind wesentliche Voraussetzungen für jede Verständigung. Beides leistet die Schule.“ Bildung bedeute, sich die Welt erschließen zu können und dürfe nicht auf Ausbildung, Pisa-Effizienz oder Alltagskompetenzerwerb reduziert werden. „Sie muss der Entfaltung des ganzen Menschen und seiner Persönlichkeitsentwicklung dienen. Für ein weites Bild vom Menschen und für seine unveräußerliche Würde steht auch und gerade der Religionsunterricht.“


Schon gewusst?

elk-wue.de

Mehr News

  • Datum: 27.07.2024

    TV-Tipp: Visionär und Hoffnungsstifter

    Tobias Merckle ist Sprößling der gleichnamigen Pharma-Dynastie. Seine berufliche Laufbahn schien vorgezeichnet, er wählte jedoch einen anderen Weg: das soziale Engagement. Was motivierte ihn dazu? Darüber spricht er mit Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.07.2024

    Reisesegen: Mit Gottes Segen unterwegs

    Wer sich auf den Weg macht, möchte sich geborgen und behütet wissen. Hier eine kleine Auswahl an Reisesegen – zum Teilen, Zusprechen oder für die erste Seite Ihres Reisetagebuchs. Sie verreisen in nächster Zeit nicht? Jeder noch so kleine Weg lässt sich segnen…

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.07.2024

    Besuch bei rumänischer Partnerkirche

    Seit 30 Jahren ist die Landeskirche mit dem Rumänisch-Orthodoxen Erzbistum von Vad, Feleac und Cluj verbunden. Landesbischof Gohl hat die Partnerkirche anlässlich des Jubiläums mit einer Delegation besucht und unter anderem Metropolit Andrei getroffen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.07.2024

    Vereinfachte Gemeindegründungen für Landeskirchliche Gemeinschaften

    Eine Gesetzesnovelle ermöglicht es Landeskirchlichen Gemeinschaften, künftig leichter eigene Gemeinden zu gründen. Die Landessynode hat dem Kirchlichen Gesetz zu den Landeskirchlichen Gemeinschaften mit großer Mehrheit zugestimmt und tritt somit am 1. September 2024 in Kraft.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.07.2024

    Oberkirchenrätin Noller in Verfassungsgerichtshof gewählt

    Oberkirchenrätin Prof. Dr. Annette Noller ist vom baden-württembergischen Landtag als Stellvertreterin in den Kreis der Richterinnen und Richter des baden-württembergischen Verfassungsgerichtshofs gewählt worden. Sie sieht ihr neues Amt als „Ehre und große Aufgabe“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.07.2024

    „Das Neue mit Zuversicht gestalten“

    „Aus gutem Grund – auf gutem Grund“ – so das Motto des Jahresfestes des Gustav-Adolf-Werks. In Gottesdienst, Vorträgen und Workshops tauschten sich die Teilnehmenden über die Zukunft der Kirche und die internationale Verbundenheit evangelischer Christinnen und Christen aus.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.07.2024

    Gebet zum Schuljahresende

    Das Schuljahresende ist für viele eine Zeit der Vorfreude, für manche eine Zeit gemischter Gefühle im Rückblick und für einige eine Zeit des Aufbruchs. Landesbischof Gohl ermutigt mit diesem Gebet Schülerinnen und Schüler, Gott anzuvertrauen, was auf sie zukommt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.07.2024

    Landesbischof Gohl: Interview zum Klimaschutz

    „Angst ist immer ein schlechter Ratgeber – denn das macht dich eng“, sagt Landesbischof Gohl zum Thema Klimaschutz. „Wenn wir uns so verhalten würden, wie es der Schöpfung entspricht, würde es unserer Welt viel besser gehen“. Hier finden Sie das Interview als Text und Video.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.07.2024

    Fortbildung für Digitalisierungs-Coaches geht in die nächste Runde

    Im Herbst 2024 startet die nächste Weiterbildung zu Digitalisierungs-Coaches. Die Fortbildung hat schon viele Haupt- und Ehrenamtliche befähigt, die Digitalisierung vor Ort zu begleiten. Eine digitale Info-Veranstaltung gibt's am 18. September.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.07.2024

    Neues Erscheinungsbild für die Landeskirche

    Mehr Farbe, neues Logo, mehr Flexibilität, mehr Spielräume: Zum 1. Advent 2024 löst die Evangelische Landeskirche in Württemberg ihr rund 30 Jahre altes Corporate Design (CD) durch eine überarbeitete Version ab.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.07.2024

    Früherer Landesbischof July feiert 70. Geburtstag

    Dr. h. c. Frank Otfried July feiert am 17. Juli seinen 70. Geburtstag. Er war von 2005 bis 2022 Landesbischof der württembergischen Landeskirche. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigt die Julys Verdienste „als Brückenbauer in Kirche, Diakonie und Gesellschaft“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.07.2024

    TV-Tipp: Lissy Schneiders Erfahrungen als Pflegekind

    Die leiblichen Eltern suchtkrank, mit zwei Jahren im Kinderheim, mit drei bei einer Pflegemutter – mit bis zu sieben weiteren Kindern. Wie erlebte Lissy Schneider Kindheit und Jugend? Darüber spricht Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit dem einstigen Pflegekind.

    Mehr erfahren
Mehr laden