| Landessynode

Internationale Perspektiven für die Landessynode

Interview mit Jonas Elias und Kwon Ho Rhee

Die Synode der Landeskirche hat zwei neue Mitglieder: Jonas Elias und Pfarrer Kwon Ho Rhee, beide Vertreter des Internationalen Konvents christlicher Gemeinden in Württemberg. Sie wurden Anfang Juli 2023 bei der Sommertagung der Landessynode als beratende Mitglieder zugewählt, da die Internationalen Gemeinden innerhalb der Landeskirche immer bedeutender werden. Jonas Elias wurde zudem in den Finanzausschuss, Kwon Ho Rhee in den Ausschuss für Mission, Ökumene und Entwicklung gewählt. Hier sprechen die beiden neuen Synodalen darüber, was ihnen bei ihrer Mitarbeit in der Synode wichtig ist.

Sommertagung 2023 der 16. Landessynode
Nach der Wahl der beiden neuen Synodalen: vlnr Synodalpräsidentin Sabine Foth, Kwon Ho Rhee, Jonas Elias, Andrea Bleher (stellv. Synodalpräsidentin) und Johannes Eissler (stellv. Synodalpräsident)Bild: Gottfried Stoppel

Welche Perspektiven möchten Sie in die Arbeit der Synode einbringen?

Jonas Elias.Bild: Gottfried Stoppel

Jonas Elias (Eritreisch-Lutherische Gemeinde in Stuttgart): Ich möchte gern die Sicht des Internationalen Konvents christlicher Gemeinden in Württemberg einbringen. Zunächst einmal möchte ich der Synode nahebringen, dass es hier viele Internationale Gemeinden gibt, nicht nur in Stuttgart, sondern auch im Schwarzwald oder Richtung Alb. Zum anderen möchte ich vermitteln, dass diese nicht homogen sind, sondern sehr vielfältig. Zum Beispiel gibt es allein unter den orthodoxen Gemeinden große Unterschiede, ebenso bei den protestantischen. Diese Vielfalt muss man bei Entscheidungen berücksichtigen.

Zugleich ist es mein Ziel, umgekehrt die Arbeit der Synode dem Internationalen Konvent nahezubringen. 

Sommertagung 2023 der 16. Landessynode
Pfarrer Kwon Ho RheeBild: Gottfried Stoppel

Kwon Ho Rhee (Koreanische Nambugemeinde in Stuttgart): Internationale Kirchengemeinden sind „weltweite Ökumene vor der Tür“. Sie können als die Mitbewohnerinnen oder die Nachbarinnen der landeskirchlichen Ortsgemeinden dazu beitragen, deren ökumenische Perspektive zu erweitern, die interkulturelle Kompetenz zu entwickeln und sich von den neuen theologischen Blickwinkeln und der Vielfalt der christlichen Spiritualität inspirieren zu lassen.

Die Ebene der Vermieter-Mieter-Beziehung zwischen den Internationalen Gemeinden und den landeskirchlichen Ortsgemeinden kann überwunden werden, und die Internationalen Gemeinden können sich in der Landeskirche wirklich als Glaubensgeschwister integrieren.  Gemeinsam auf dem Weg zu gehen und sich miteinander und füreinander auf die Zukunft vorzubereiten, ist eine zeitgemäße, notwendige Aufgabe für beide Seiten.

Was ist Ihnen besonders wichtig?

Jonas Elias: Für mich wird wichtig sein, dass wir miteinander statt übereinander sprechen und dass ich die Belange der Gemeinden vertrete.  Mein Anliegen ist, dass die Internationalen Gemeinden sichtbar werden und wir auf Augenhöhe kommunizieren. Das spielt zum Beispiel bei der Nutzung der Gemeindehäuser eine Rolle. Dort gibt es viel Potenzial für Kooperationen. Die Gemeinden wollen nicht nur Gäste sein, sondern einen Beitrag leisten.

Kwon Ho Rhee: Ich möchte Begeisterung für die oben genannte Zusammenarbeit wecken, und durch gemeinsame Kinder- und Jugendaktivitäten den Nachwuchs für die Zukunft der evangelischen Kirchen gewinnen.

Bitte stellen Sie Ihre Gemeinde kurz vor.

Jonas Elias: Ich gehöre der Eritreisch-Lutherischen Gemeinde in Stuttgart und Umgebung an und bin auch gleichzeitig Schriftführer der Eritreischen Evangelischen Lutherischen Gemeinde Deutschland e.V. Wir haben über 90 eingetragene Mitglieder. In den 1980er Jahren hatten eritreische Protestanten die Sehnsucht, Gottesdienst in ihrer eigenen Sprache zu feiern. Dank einiger engagierter Menschen wurden die ersten Gemeinden in Deutschland gegründet. Damit sich die Schwestern und Brüder in den unterschiedlichen Bundesländern mindestens einmal im Jahr sehen, feiern wir seit 1985 gemeinsam Ostern.

Reverend Yoseph, Präsident der ELCE (Evangelical Lutheran Church of Eritrea) beim gemeinsamen Abendmahl der Eritreisch-Lutherischen Gemeinden zu Ostern.Bild: Jonas Elias

Alle unsere Mitglieder sind gleichzeitig Mitglieder der Landeskirchen, auf deren Gebiet sie wohnen. Ich bin selbst Mitglied der Ev. Kirchengemeinde Ludwigsburg West. Seit 1991 haben wir am 2. und 4. Sonntag im Monat einen Tigrinya Gottesdienst (Sprache, die in Äthiopien und Eritrea gesprochen wird, Anm. d. Red.) in der Pauluskirche in Stuttgart-West. 

Kwon Ho Rhee: Der Name unserer Kirchengemeinde ist Evangelisch-Koreanische Nambugemeinde. „Nambu“ bedeutet auf Koreanisch Süden oder Südteil. Sie besteht aus vier Lokalgemeinden in Stuttgart, Tübingen, Göppingen und Trossingen. Unsere Gemeinde hat ca. 390 Mitglieder.

Die Entstehung unserer Kirchengemeinde geht auf die Missionsvereinbarung zwischen EKD und NCCK, dem Nationalrat der Christlichen Kirchen in Korea, zurück. Um die Menschen aus Südkorea, die in den 1960ern und 1970ern Jahren als Krankenschwestern oder Bergleute nach Deutschland eingewandert sind, seelsorglich zu begleiten, hat der NCCK einige Pfarrer nach Westdeutschland entsendet. Ihre Arbeit wurde von den Landeskirchen finanziell unterstützt.

Die Friedenskirche in Stuttgart beim Gottesdienst der koreanischen Nambugemeinde. Bild: Yunsu Noh

Ein Pfarrer ist 1976 hier in Württemberg gelandet und hat mit den schon vorhandenen Gebetsgruppen in Stuttgart und in Tübingen zwei Kirchengemeinden gegründet. Das war der Anfang unserer Kirchengemeinde. Seit 2010 ist sie ein Teil der Friedenskirchengemeinde Stuttgart. 

Das Gemeindeleben unserer Gemeinde besteht unter anderem aus regelmäßigen Gottesdiensten für Erwachsene, Gottesdiensten der Kinderkirche, Bibelkreisen, diakonisch-missionarischen Arbeiten wie Spendenaktionen und Engagement bei der Vesperkirche.

Interview: Judith Hammer

„Internationale Gemeinden sind Teil der weltweiten Kirche in Württemberg und auch unserer Landeskirche. Das ist noch zu wenig bekannt. Die Zuwahl von Vertretern und Vertreterinnen der internationalen Gemeinden macht diese Vielfalt in unserer Kirche sichtbarer. Es ist für uns als Landeskirche wichtig, die Perspektiven von Internationalen Gemeinden wahrzunehmen, von ihren Erfahrungen zu hören und zu lernen, um miteinander Kirche zu sein. Die Zuwahl ist ein erster Schritt hin zu mehr Mitsprache und Teilhabe und damit zu mehr Gerechtigkeit in unserer Kirche.“

Yasna Crüsemann, Vorsitzende des synodalen Ausschusses für Mission, Ökumene und Entwicklung

Hintergrund

Mit ca. 60 der Internationalen Gemeinden in Württemberg steht die Landeskirche in Württemberg in Kontakt, davon sind 32 Mitglieder im Internationaler Konvent Christlicher Gemeinden in Württemberg (IKCGW). Die Gemeinden haben verschiedene rechtliche Formen und sind ideell durch den Konvent eingebunden, nur drei Gemeinden sind als unselbständiger Teil einer Ortsgemeinde Teil der Landeskirche (Grundlage: Rahmenordnung des Oberkirchenrates. pdf verlinken).

Die in die Synode zugewählten Vertreter, Jonas Elias und Kwon Ho Rhee, sind Mitglieder der Landeskirche, repräsentieren aber den Konvent mit seinen verschiedenen Facetten.  

Die Kirchengemeinden in Württemberg arbeiten unterschiedlich eng mit den internationalen Gemeinden zusammen: Einige verstehen sie als ökumenische Partner, andere als Gäste bzw. Mieter in ihren Räumen.

Den rechtlichen Rahmen für die Arbeit des IKCGW (Internationaler Konvent Christlicher Gemeinden in Württemberg) bildet dessen Interne Geschäftsordnung.



Schon gewusst?

elk-wue.de

Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt@elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden.

Mehr News

  • Datum: 18.05.2024

    Pfingsten steht für Hoffnung und Begeisterung

    Pfingstimpuls von Dan Peter - Sprecher der Landeskirche. Der Ausdruck für etwas „Feuer und Flamme“ zu sein aus der Pfingstgeschichte der Bibel hat sich bis heute erhalten. Hoffnung statt Untergangsrhetorik, dafür steht das Pfingstfest.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.05.2024

    TV-Tipp: Mamas Stimme überlebt

    Mütter und Väter, die unheilbar krank sind, haben häufig den Wunsch, ihren Kindern etwas Persönliches zu hinterlassen. Mit einem Familienhörbuch ist das möglich. Was ist das? Und wie geht das? Darüber spricht Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit ihren Gästen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.05.2024

    „Wir haben den Beruf zum Brückenbauen“

    „Wir haben den Beruf zum Brückenbauen! Deshalb lasst uns in der Gemeinschaft der weltweiten Kirche unserem pfingstlichen Auftrag nachkommen! Lasst uns Brücken bauen, die die Menschen zusammenführen.“ So appelliert Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in seiner Pfingstbotschaft.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.05.2024

    Samuel Holzhäuer wird Schuldekan in Ravensburg

    Samuel Holzhäuer wird Schuldekan des Kirchenbezirks Ravensburg. Ihm ist wichtig, „dass in einer Zeit zunehmender Krisen und Orientierungslosigkeit die hoffnungsvolle Botschaft des Evangeliums lebensnah und kreativ in die Lebenswelt von jungen Menschen gesprochen wird“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Partnerschaft mit georgischer Kirche

    Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen der württembergischen Landeskirche und der evangelisch-lutherischen Kirche in Georgien reiste im April eine kleine Delegation nach Georgien. Darüber berichtet hier Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Kirchen im Land rufen zur Wahl auf

    Die vier großen Kirchen in Baden-Württemberg rufen in ihrem gemeinsamen Pfingstwort alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und für Demokratie und Menschenrechte zu stimmen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.05.2024

    Konfirmationspredigt: „Ihr seid nicht die letzte Generation“

    Pfarrerin Sara Stäbler spricht in ihrer Konfirmationspredigt über die Studie „Jugend in Deutschland 2024“, der darin bescheinigten deprimierten Stimmung, warum sie ihre Konfirmanden trotzdem für Hoffnungsträger hält und welche Rolle der Glaube dabei spielt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 14.05.2024

    Landesmissionsfest in Heidenheim

    Am 15. und 16. Juni findet das Landesmissionsfest unter der Überschrift „Grenzenlos. United by mission“ in Heidenheim statt. Hier finden Sie einen Überblick über das Programm. Es startet mit einem Missions-Jungschartag sowie einem Kindererlebnistag.

    Mehr erfahren
  • Datum: 14.05.2024

    Tag der weltweiten Kirche 2024

    Die württembergische Landeskirche und der Internationale Konvent christlicher Gemeinden in Württemberg laden für Pfingstmontag zum Tag der weltweiten Kirche nach Stuttgart ein. Motto des Tages: "Brücken statt Mauern". Hier finden Sie alle Informationen zum Programm.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.05.2024

    Kirchengemeinden und -bezirke auf Social Media

    Wie kann Kirche dort sein, wo die Menschen sind, und welche Inhalte machen auf welchem Kanal und in welcher Form Sinn? Jonas Dietz, Referent für Neue Medien im Kirchenbezirk Waiblingen, gibt Social Media Tipps für Gemeinden und Bezirke.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.05.2024

    Hilfe für Flutopfer in Südbrasilien

    Die Menschen im Süden Brasiliens kämpfen seit Tagen mit Hochwasser in Folge der außergewöhnlich starken Regenfälle. Das Gustav-Adolf-Werk (GAW) hilft der Evangelische Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (ELKBB), die Not zu lindern. Auch Sie können helfen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Herz und Herz - Der Song zum Innovationstag

    „Herz und Herz vereint zusammen" - die Band „Weida & Mohns“ hat für den Innovationstag der Landeskirche Zinzendorfs Kirchenliedklassiker neu arrangiert. Für Gemeindebands bieten sie Noten, Arrangements und Materialien zur Nutzung in Gemeinden an.

    Mehr erfahren
Mehr laden