| Kirchenjahr

„Ein Hoffnungsschimmer, der in die Zukunft weist“

Ein geistlicher Impuls zum 3. Advent

Vom Schaufenster bis zur Spitze des Christbaums - Kerzen gehören zur Weihnachtszeit wie kaum ein anderes Deko-Element. Aber Kerzen sind weit mehr als bloß Dekoration. Über die enorme Kraft dieser kleinen Flämmchen denkt Rundfunkpfarrerin Barbara Wurz in ihrem Impuls zum 3. Advent nach.

Myriams-Fotos / Pixabay

Das Licht einer Kerze hat etwas Lebendiges, finde ich. Mit warmer und leicht bewegter Flamme zieht es meinen Blick unwillkürlich in seinen Bann. Heute ist es der Blick auf die dritte Kerze am Adventskranz, und meine Gedanken fangen an, zu wandern: wie ich als kleines Kind im Engelchor beim Krippenspiel gesungen habe, mit einer leuchtenden Kerze in der Hand. Ich freue mich darauf, auch dieses Jahr wieder echte Kerzen an meinen Weihnachtsbaum zu stecken – ganz vorsichtig natürlich. Meine Gedanken wandern aber auch zum Weihnachtsfest vor zwei Jahren, als wir eine Kerze auf dem Friedhof entzünden mussten, am Grab eines Mannes, der an Corona gestorben war.

Das Licht einer Kerze hat etwas Lebendiges. Vielleicht begleitet ihre warme und leicht bewegte Flamme uns gerade deshalb in den besonderen Zeiten unseres Lebens: bei Geburtstagsfesten, an Weihnachten, aber eben auch im Abschied, in der Trauer und der Erinnerung. Ihr Licht und ihre Flamme verändert sich ständig und ist doch immer gleich, ganz egal, welche Form und Farbe eine Kerze hat, und ganz egal wann und wo sie auch brennen mag. Aus Erzählungen weiß ich, dass auch meine Großeltern in Ostpreußen echte Kerzen an ihrem Weihnachtsbaum hatte – so wie ich heute. Und ich weiß von meiner Mutter, dass sie - nach der Flucht aus dieser Heimat - jeden Abend eine Kerze ins Fenster gestellt hat: für meine Großeltern, die seit Kriegsende verschollen sind. Meine Gedanken wandern zu ihnen. Sie wandern zu den Lichtern am Weihnachtsbaum und zu denen auf den Friedhöfen, und in diesen Tagen auch zu den Kerzen in Illerkirchberg und zu den Familien der Kinder, die in der vergangenen Woche zum Opfer sinnloser Gewalt geworden sind.

Hell, lebendig und warm ist das Licht der Kerzen an meinem Adventskranz. Und hell und lebendig lassen sie auch meine Erinnerungen und Gedanken werden. Ich denke, genau deshalb gehören Kerzen fest zur Vorweihnachtszeit dazu, denn sie erinnern nicht nur an das Vergangene, und sie brennen nicht nur, um zu mahnen. Die Kerzen im Advent leuchten, wärmen und tragen einen Hoffnungsschimmer ins Leben, wie schön oder schwer es auch gerade sein mag. Es ist ein Hoffnungsschimmer, der in die Zukunft weist. Noch ist sie verborgen und scheint für uns im Dunkeln zu lieben. Wäre da nicht dieses Licht mit seiner warmen und leicht bewegten Flamme: Ein Hoffnungsschimmer, dass es Weihnachten wird.

Pfarrerin Barbara Wurz, Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Württemberg beim SWR

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Grafik: elk-wue.de

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