Interview: Johannes Moskaliuk über neue Formate in der Kinderkirchen-Arbeit und die anstehende Landeskonferenz
Johannes Moskaliuk war zehn Jahre lang Erster Vorsitzender des Württembergischen Evangelischen Landesverbands für Kindergottesdienst e. V.. Bei der anstehenden Landeskonferenz wird er aus dem Amt scheiden. Im Interview spricht er über die Arbeit des Verbands und stellt vor, was bei der Tagung auf dem Programm steht.
Können Sie ein persönliches Fazit aus Ihrer Verbandsarbeit ziehen?
Die Kirche mit Kindern ist ein wesentlicher Baustein für eine zukunftsfähige Kirche. In allen Bereichen der Arbeit des Verbands – von den Weiterbildungsangeboten bis hin zur Verwaltung des Hauses der Kinderkirche – leben wir von einem hohen Engagement von Ehrenamtlichen. Das finde ich bemerkenswert und es zeigt, welche Bedeutung die Kirche mit Kindern für viele hat.
Was erwartet die Teilnehmenden des Kongresses inhaltlich? Gibt es Schwerpunktthemen?
Wir beginnen mit einem Gottesdienst in der Pauluskirche in Stuttgart – den Gottesdienst gibt es auch als Live-Stream unter youtube.kikiw.de. Im anschließenden Hauptvortrag geht es um liturgische Elemente für den Kindergottesdienst. Nachmittags gibt dann ein vielfältiges Programm aus Workshops, einer Podiumsdiskussion zu Formaten für die Kirche mit Kindern bis hin zum "Kaffee Plaudertasse". Auf der Landeskonferenz findet außerdem jedes Jahr die Mitgliederversammlung des Landesverbands für Kindergottesdienst statt, diesmal mit der Wahl zum Landesausschuss. Jede Kirchengemeinde kann eine Person delegieren, die dann wahl- und stimmberechtigt ist.
Wie hat sich aus Ihrer Sicht Kinderkirche in den vergangenen Jahren oder auch Jahrzehnten verändert? Sehen Sie Trends?
Die Kirche mit Kindern wird immer vielfältiger. Statt dem wöchentlichen Kindergottesdienst am Sonntagmorgen haben viele Gemeinden neue Angebotsformen entwickelt, die besser zu den Anforderungen von Familien passen: einen monatlichen Gottesdienst, ein Frühstück am Samstag, eine Familienkirche am Nachmittag, eine Teenie-Kirche oder einen Kleinkindergottesdienst.
Wie müsste die Entwicklung aus Ihrer Sicht weitergehen? Wie stellen Sie sich gute Kinderkirche in 20 Jahren vor?
Wir sind gut darin, zielgruppenspezifische Angebot zu entwickeln und so unterschiedliche Bedürfnisse, Lebenssituationen und Altersgruppen anzusprechen. Das ist wichtig und notwendig. Vielleicht ist ein nächster Entwicklungsschritt, wieder mehr über Angebote nachzudenken, in denen viele unterschiedliche Menschen gemeinsam Gottesdienst feiern.
Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt: Wie können wir auch Kinder und Familien erreichen, die sonst wenig Zugang zu kirchlichen Angeboten haben, aber auch wenig Zugang zu Bildung und Kultur ganz allgemein, etwa weil sie weniger Geld haben, die Sprache nicht verstehen oder andere Themen wichtiger sind?
„Wie können wir auch Kinder und Familien erreichen, die sonst wenig Zugang zu kirchlichen Angeboten haben, aber auch wenig Zugang zu Bildung und Kultur ganz allgemein, etwa weil sie weniger Geld haben, die Sprache nicht verstehen oder andere Themen wichtiger sind?“
Wie hat sich die Pandemie auf die Kinderkirche ausgewirkt – und auch auf die Ehrenamtlichen?
Was klar ist: Der persönliche Kontakt hat gefehlt – in den Vorbereitungstreffen und im Gottesdienst. Ich nehme aber auch einen großen Reichtum an Ideen wahr, das Beste aus der Situation zu machen – Kigo in der Tüte, Open-Air-Kinderkirche, Streaming, Gottesdienst im Kinderzimmer. Es begeistert mich, wieviel Kreativität und Innovationskraft die Kirche mit Kindern in der Pandemie bewiesen hat. Und gerade die Kinderkirche lebt stark vom ehrenamtlichen Engagement.
Wie würden Sie jemandem erklären, was die Kinderkirchen-Arbeit lohnend und beglückend macht?
Insbesondere jugendliche Mitarbeitende erzählen oft noch Jahre später begeistert von unseren Kursen. Neben dem Erleben von Gemeinschaft und dem tollen Ambiente im Haus der Kinderkirche spielen auch persönliche Erfolgserlebnisse eine Rolle: Eine Geschichte so erzählen, dass andere begeistert sind, eine stimmige Liturgie gestalten, „vorne stehen“, eigene kreative Ideen ausprobieren und umsetzen. Das alles sind Aspekte, die die Mitarbeit in der Kirche mit Kindern lohnend machen – auch für erwachsene Ehrenamtliche. Und: Kinderkirche bietet die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Kirche gemeinsam zu erleben und zu gestalten.
Wie würden Sie Kindern erklären, dass es sich lohnt, in den Kindergottesdienst zu gehen?
Der Sonntag ist der Tag, an dem wir uns ausruhen. An dem wir uns besonders Zeit für andere nehmen. Der Sonntag soll sich von anderen Werktagen unterscheiden. Dabei kann uns der Gottesdienst helfen. Er macht den Sonntag zum Sonntag, zu einem besonderen Tag, der sich von den anderen Tagen der Woche unterscheidet. Deshalb lohnt es sich, in den Kindergottesdienst zu gehen.
Landeskonferenz „Kirche mit Kindern“
Am Sonntag, 17. Oktober, lädt der Württembergische Evangelische Landesverband für Kindergottesdienst e. V. zur Landeskonferenz unter dem Motto „Begegnung leben“ ein. Die Tagung, die zugleich Fest- als auch Fortbildungstag sein soll, wird an mehreren Orten in Stuttgart ausgerichtet. Zwischen 13 Uhr und 14.15 Uhr findet die Mitgliederversammlung statt. Dort wird eine neue Landesvorsitzende oder ein neuer Landesvorsitzender gewählt. Der langjährige Erste Vorsitzende Johannes Moskaliuk stellt sich nicht mehr zur Wahl und scheidet aus dem Amt. Künstlerische, kreative und theologische Workshops von Tanz bis zur Methode „Bibliolog“ werden angeboten. Auch ein Kinder- und Familienprogramm wird es geben.
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