Internetanbindung und Hausnetzwerk

Stilisierte Grafik mit zwei Personen und einem Herz, dass freies WLAN verteilt
Internetanbindungundraw

„Wie kommt das Internet ins Haus?“ und „Wie wird es im Haus verteilt?“ - auf diese Fragen sollen die folgenden Informationen Antworten bieten. Wenn Sie an einem Internetausbauprojekt in Kirche oder Gemeindehaus beteiligt sind, sonst technischen Themen aber eher fernbleiben, sind diese Seiten für Sie wichtig, um ein grundsätzliches Verständnis zu erhalten. Für konkrete Entscheidungen empfiehlt es sich trotzdem, Experten aus dem Team, Freundes- oder Bekanntenkreis zu Rate zu ziehen.
Bei aller Theorie: Es ist wichtig loszulegen, denn so kann Mehrwert geschaffen und gleichzeitig schnell gelernt werden!

Wie kommt das Internet ins Haus?

Grundsätzlich lässt sich zwischen kabelgebundenen und kabellosen Anschlussmöglichkeiten zur Internetanbindung unterscheiden. Bei kabellosen Lösungen gibt es die Optionen Satellit und Mobilfunk, bei kabelgebundenen hingegen Telefonkabel, Fernsehkabel oder Glasfaserkabel. Schließlich bleibt als letzte Möglichkeit, keinen eigenen Vertrag abzuschließen sondern einen bestehenden Internetanschluss zu nutzen und per Richtfunk in das zweite Gebäude zu verlängern. Sie werden nicht alle Optionen zur Auswahl haben, manche lassen sich aufgrund von Verfügbarkeit oder ähnlichem schnell ausschließen.

Die meisten Kirchengemeinden haben - vor allem in Bezug auf freies WLAN - den Bedarf, einen normalen Internetzugang zu schalten. Eine konkrete Anbieterempfehlung können und wollen wir hier nicht geben. Es gibt jedoch einige Rahmenbedingungen und Tipps, auf die Sie achten können:

  • Ob der Anschluss eines Anbieters an Ihrem Ort verfügbar ist, finden Sie häufig über eine Verfügbarkeitssuche direkt auf der Webseite des Anbieters heraus. Dabei geben Sie die Adresse des zu versorgenden Gebäudes ein und der Anbieter zeigt Ihnen, welche Tarife zur Verfügung stehen.
  • Regionale oder kommunale Anbieter (z.B. Stadtwerke) sind bei Problemen oder spezifischen Anfragen meist besser erreichbar.
  • Manche Anbieter bieten eine monatliche Kündigungsmöglichkeit. Das macht es günstiger, bei sich ändernden Anforderungen den Anbieter zu wechseln.
  • Falls Sie vorhaben, aus dem Gebäude Veranstaltungen, z.B. einen Gottesdienst, ins Internet zu streamen, müssen Sie auf die Upload-Rate des Internetvertrags achten. Die durchschnittliche Download-Rate ist meist ungleich höher als die für diesen Anwendungsfall wichtige Upload-Rate. Für das Streaming in Full-HD-Auflösung sollten Sie einen Internetanschluss mit mind. 8 Mbit/s Upload-Rate wählen. Ein Anschluss mit 100 Mbit/s im Download und 20 Mbit/s im Upload würde gut ausreichen.
  • Das kirchliche Rechenzentrum bietet einen Rahmenvertrag mit attraktiven Konditionen für Kirchengemeinden: Telekommunikation - KRZ SWD

Die verbreitetste und schnellste Möglichkeit der Internetanbindung des Gebäudes ist das Kabel, egal ob DSL (Telefonkabel), Glasfaser oder Fernsehkabel. Wenn Ihr Gebäude mit einem der drei Hausanschlüsse ausgestattet ist, bietet sich meist dessen Nutzung an. Ist Glasfaser vorhanden, sollte aufgrund der Zukunftssicherheit und Geschwindigkeit prioritär diese Variante genutzt werden.

Tipp: Viele Gemeindehäuser haben (stillgelegte) Telefonanschlüsse, um das Vorhandensein eines Notruftelefons zu garantieren.

Vergleichen Sie bei der Auswahl die Preise über 24 Monate und lassen Sie sich nicht von vermeintlich günstigen Angeboten mit Preissenkungen in den ersten 6 bis 12 Monaten täuschen. Die Miete eines Routers vom Anbieter ist nicht notwendig. Es besteht freie Gerätewahl, Sie können also selbst einen beliebigen Router kaufen und einrichten. Achten Sie darauf, dass es spezielle DSL/Glasfaser- und Fernsehkabelrouter gibt.

Vorteile

  • Stabile Verbindung (ausfallsicher)
  • Schnell und latenzarm
  • Echte Flatrates

Nachteile

  • Wenn Hausanschluss nicht vorhanden: Teure Verlegung

Hierbei handelt es sich um eine kabellose Hausanschlussmöglichkeit. Der Anschluss wird über ein Mobilfunkmodem mit SIM-Karte hergestellt - vergleichbar mit einem Handy. Das Modem hat meistens einen WLAN-Zugangspunkt integriert, sodass Laptops und Smartphones sich mit dem aufgespannten WLAN verbinden und ins Internet gehen können. Außerdem gibt es LAN-Anschlüsse, um Laptop oder PC per Kabel verbinden zu können. Das ist empfehlenswert bei erfolgskritischen Nutzungsszenarien. Im Vergleich zu den in Smartphones verbauten Mobilfunkmodems haben die eigenständigen Modems meist größere Antennen und bieten die Möglichkeit, externe Antennen für noch besseren Empfang zu verbinden.
Ein wichtiger Unterschied zu anderen Möglichkeiten der Internetanbindung ist, dass beim Mobilfunk meist keine echte Flatrate angeboten wird. Stattdessen gibt es ein begrenztes Datenvolumen, nach dessen Verbrauch die Geschwindigkeit stark gedrosselt wird.

Die Mobilfunkanbindung kommt außerdem nur in Frage, wenn am Gebäudestandort ein guter Mobilfunkempfang vorhanden ist. Das können Sie in zwei Schritten prüfen:

Sehen Sie sich die Ausbaukarten der Netzbetreiber am jeweiligen Standort an. Achten Sie besonders darauf, ob an Ihrem Standort schon 5G zur Verfügung steht. Es gibt aktuell drei Netzbetreiber in Deutschland: Telekom, Vodafone und O2. In naher Zukunft wird mit 1&1 ein vierter Netzbetreiber hinzukommen.

Telekom-Netzausbaukarte: https://www.telekom.de/netz/mobilfunk-netzausbau?wt_mc=alias_301_start/netzausbau

Vodafone Netzausbaukarte: https://www.vodafone.de/hilfe/netzabdeckung.html

Telefónica O2 Netzausbaukarte: https://www.o2online.de/service/netzabdeckung/

Die Bundesnetzagentur bietet ebenfalls eine Karte, die alle drei Netzbetreiber darstellt, allerdings noch ohne 5G-Ausbau (Stand 2021): https://www.breitband-monitor.de/mobilfunkmonitoring/karte

Prüfen Sie bei den vielversprechendsten Netzen mit einem Smartphone, wie gut der Empfang im Gebäude an der geplanten Aufstellposition des Modems ist. Leihen Sie sich dafür ggf. im Bekanntenkreis ein Handy mit dem passenden Netzbetreiber.

Vorteile

  • Mobil, kann z.B. zu Konfiwochenende mitgenommen werden
  • Einfache Installation
  • Flexibel monatlich buchbar (je nach Tarif)

Nachteile

  • Mobilfunkgeschwindigkeit schwankt je nach Anzahl eingebuchter Personen in der Funkzelle
  • Echte Flatrates selten und teuer, meist begrenztes Datenvolumen
  • Latenz (Signalverzögerung) höher als bei Kabelverbindung

Haben Sie sich für die Mobilfunkvariante entschieden, können Sie die benötigten Komponenten auf zwei verschiedenen Wegen beschaffen: Entweder kaufen Sie das Mobilfunkmodem und den Vertrag im Paket und bekommen so meist die Hardwarekosten erlassen, binden sich jedoch 12 bis 24 Monate an den Netzbetreiber. Oder Sie kaufen Mobilfunkmodem und SIM-Karte separat. Dies bietet auch die Option, eine Prepaid-SIM-Karte zu wählen, zudem können Sie bei manchen Anbietern monatlich flexibel nach Bedarf buchen.

Beachten Sie bei der Auswahl des Mobilfunkmodems:

  • Ob es 5G-fähig ist (langfristig zukunftsfähig, aber recht teuer)
  • Ob ein Anschluss für eine externe Antenne vorhanden ist
  • Ob LAN-Anschlüsse vorhanden sind
  • Ob es bei unabhängigen Tests gut abgeschnitten hat

Beachten Sie bei der Auswahl des Vertrags/der Prepaid-SIM-Karte:

  • Ob viele Tarifoptionen vorhanden sind (z.B. Tagesflat, Monatsflat, versch. Datenvolumen)
  • Ob es sich um reine Datentarife handelt
  • Ob versteckte Kosten enthalten sind

Seit kurzem gibt es Internetangebote über Satelliten, die im sogenannten „Low Earth Orbit“ (LEO) positioniert sind. Dies hat den Vorteil, dass durch die geringere Distanz die Latenz (Signalverzögerung) geringer ist als bei höheren Umlaufbahnen.

Vorteile

  • (Nahezu) jeder Ort in Deutschland wird erreicht
  • Einfache Installation
  • Kein begrenztes Datenvolumen (im Vergleich zu Mobilfunk)

Nachteile

  • Teure monatliche Grundgebühr, relativ hohe Anschaffungskosten
  • Umweltauswirkungen durch große Anzahl Satelliten unklar
  • Latenz (Signalverzögerung) höher als bei Kabelverbindung

Wenn bei Ihnen zwei Gebäude recht nah beieinanderstehen, von denen eines schon einen Internetanschluss hat, kann eine interne Verbindung in Erwägung gezogen werden. Beispielsweise ein Pfarrhaus mit Internetanschluss und daneben das Gemeindehaus. Bedenkenswert kann solch eine Lösung vor allem sein, da dadurch monatlich wiederkehrende Kosten für den ansonsten notwendigen zweiten Internetanschluss gespart werden. Zur technischen Umsetzung gibt es im Grunde zwei Varianten: Richtfunk oder Kabel. Bei Richtfunk muss eine freie Sichtverbindung zwischen den beiden Gebäuden vorhanden sein, es eignet sich auch über größere Strecken bis zu zwei Kilometern. Kabel sind je nach Art für bis zu hundert Meter (LAN) oder mit dem G.hn-Standard auch über weitere Distanzen nutzbar. Zum Einsatz von G.hn hier ein Praxisbericht einer Kirchengemeinde.

Wie wird das Internet im Haus verteilt?

Nachdem der Internetanschluss steht, gilt es das Signal im Gebäude an die gewünschten Orte zu bringen. Dabei wird je nach Bedarf auf WLAN (kabellos) und/oder LAN (Kabel) zurückgegriffen. Um die Bandbreite der Möglichkeiten darzustellen, werden hier zwei beispielhafte Varianten aufgezeigt.
Ein Minimalausbau könnte zum Beispiel so aussehen:

  • Router des Herstellers am Hausanschluss
  • passwortgeschütztes WLAN (+ ggf. Freifunk)
  • ggf. Erweiterung des Netzwerks kabellos mittels Repeater oder Mesh-WLAN (Mesh ist zu bevorzugen!), um das gesamte Gebäude abzudecken

Ein Maximalausbau dagegen folgendermaßen:

  • Netzwerkschrank am Hausanschluss mit Modem, Router, Switch etc.
  • LAN-Kabel in jeden Raum verlegt, dort Buchsen mit Netzwerkanschlüssen und WLAN-Zugangspunkten an den Wänden
  • zentraler Controller, um die Konfiguration des Hausnetzes zu steuern und ggf. per Fernwartung darauf zuzugreifen.
  • Offloader, der Freifunk-Netz in das Hausnetz bringt
  • In Summe drei WLAN-Netze: internes Netz für Hauptamtliche, Netz für Ehrenamtliche, Gastnetz (offen, per Freifunk) für Gäste

 

Beispielhafte Simulationen der WLAN-Abdeckung eines Gebäudes
Beispielhafte Simulationen der WLAN-Abdeckung eines GebäudesUbiquiti Networks, ELKW

Bei der baulichen Umsetzung ist darauf zu achten, dass bei denkmalgeschützten Gebäuden das Denkmalamt einbezogen werden muss. Die Verlegung von LAN-Kabeln kann gut begleitend bei anderen Renovierungsarbeiten erfolgen. Es sollte immer geprüft werden, ob schon Kabelkanäle oder Leerrohre vorhanden sind, die genutzt werden können. Soll die Verlegung möglichst kostengünstig geschehen, kann sie Aufputz erfolgen und die Kabel mit Kabelkanälen verdeckt werden. Bei der Detailplanung der Verlegung sollten Gebäudepläne vorliegen und eine Ortsbegehung gemacht werden (siehe auch Wie stelle ich freies WLAN bereit?). Bei Verlegung von LAN-Kabeln sollte die Abdeckung mit WLAN über Accesspoints erfolgen, die per LAN-Kabel mit dem Router verbunden sind. Das ermöglicht eine höhere Leistung als Mesh-WLAN oder Repeater. Daher muss die Platzierung der Accesspoints ebenfalls bei der Planung der Kabelverlegung mitbedacht werden. Dafür können gegebenenfalls auch Simulationen der WLAN-Abdeckung mit Software von Netzwerkherstellern wie beispielsweise hier genutzt werden. Das Prinzip ist immer ähnlich: Hochladen der Gebäudepläne, Definition des Maßstabs, Nachziehen der Mauern, Platzierung der Netzwerktechnik (Kabel, Accesspoints) und schließlich Anzeige der prognostizierten WLAN-Signalstärke.

Die Simulation hilft Budget und Umfang grob abschätzen zu können, weitere Infos dazu finden Sie hier. Für eine genauere Planung kann mit einem Accesspoint vor Ort geprüft werden, ob die tatsächliche Ausleuchtung der Simulation in etwa entspricht. Dafür kann beispielsweise diese App genutzt werden.

Je nach Ausbauvorhaben werden WLAN-Zugangspunkte („Accesspoints“), Router, Modem, Switch, Repeater etc. benötigt. Konkrete Hersteller- oder Modellempfehlungen können aufgrund kontinuierlicher Neuentwicklungen und der benötigten Neutralität nicht gegeben werden. Informationen dazu finden Sie auf externen Seiten oder perspektivisch im geplanten Forum. Einige allgemeine Hinweise können jedoch gegeben werden.

 WLAN-Zugangspunkte (Repeater)

Grundsätzlich empfiehlt es sich, einen Hersteller auszuwählen und alle Zugangspunkte dort zu kaufen. Dadurch sind eine bessere Wartbarkeit und mehr Funktionalität gegeben. Beispielsweise funktionieren WLAN-Mesh-Netzwerke bislang normalerweise nicht herstellerübergreifend (Ausnahme Freifunk). Ist geplant, WLAN-Accesspoints mit LAN-Kabeln ans Internet anzubinden, bieten sich häufig PoE fähige Geräte an. Diese erhalten den Strom über das LAN-Kabel und benötigen daher keine Steckdose in der Nähe. Beachten Sie, dass der Strom über sogenannte PoE-Injektoren oder PoE fähige Switche in das LAN-Kabel eingebracht werden muss.

Im Mesh- oder Repeater-Modus können die meisten WLAN-Accesspoints ebenfalls betrieben werden. Es gibt jedoch einige Geräte, die speziell auf diesen Anwendungszweck ausgelegt sind. Gute Mesh-Accesspoints bringen einen sogenannten Backhaul mit, ein Funkband, das allein der systeminternen Vernetzung dient. Damit können Sie höhere Geschwindigkeiten erzielen. Man spricht bei solchen Geräten von Tri-Band-Mesh-Geräten. Generell sollten Mesh-Geräte der veralteten Repeater-Technik vorgezogen werden (Weitere Infos dazu hier). Eine gute Übersicht zum Thema Mesh finden Sie hier.

Modem & Router

Meist erhalten sie Modem, Router und WLAN-Zugangspunkt vereint in einem Gerät vom Internetanbieter (oftmals handelt es sich beispielsweise um Fritzboxen). Falls Sie das Gerät nicht kostenlos erhalten sondern mieten müssten, empfiehlt es sich, anstelle dessen ein eigenes Gerät anzuschaffen. Ihr Anbieter muss Ihnen die freie Wahl eines eigenen Routers ermöglichen. Bei hohen Anforderungen, z.B. einer intensiven Nutzung durch Büros von Pfarramt oder Kirchenpflege im Gebäude, empfiehlt es sich, auch hier auf Produkte aus dem Einstiegsbereich des Enterprise-Umfelds zu setzen.

Switch

Bei einer Verkabelung mit LAN-Kabeln wird für gewöhnlich ein externer Switch benötigt, um die Anzahl verbundener Geräte zu erhöhen. Sind die WLAN-Zugangspunkte PoE fähig, sollte auf einen PoE fähigen Switch geachtet werden, um keine zusätzliche Hardware zur Nutzung dieser Funktion anschaffen zu müssen. Ein weiteres wichtiges Unterscheidungskriterium bei der Auswahl eines Switches ist, ob dieser „managed“ oder „unmanaged“ ist. Bei einem „managed“ Switch kann unter anderem eingestellt werden, welche Anschlüsse zu welchem virtuellen Netz (VLAN) gehören sollen.