12.01.2020 Kirche und CMT: Alles außer dicken Mauern
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Gesellschaft
Kirche auf der CMT: Alles außer dicken Mauern
Präsenz bei Urlaubsmesse - „Kirche auf zwei Rädern“ spricht Publikum an
Stuttgart. Seit dem Wochenende hat die CMT als weltweit größte Urlaubsmesse geöffnet - und die Kirchen Baden-Württembergs sind mittendrin. Gleich in mehreren Hallen der Stuttgarter Messe finden die Besucher die Angebote: angefangen von der mittäglichen „Atempause“ über Informationen zu Pilgerwegen in Deutschland bis hin zum zentralen Stand „Kirche auf zwei Rädern - unterwegs mit Gottes Segen“.
Es ist leuchtend orange und lockt die CMT-Gäste gleich scharenweise an den Gemeinschaftsstand der Evangelischen Landeskirchen von Württemberg und Baden sowie der Erzdiözese Freiburg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart: Das Seitenwagen-Gespann der früheren Motocross-Vizeweltmeister Klaus und Thomas Weinmann ist nicht einfach nur ein dicht umlagertes Ausstellungsstück.
Wer will, kann das Erfolgsgespann besteigen, sich vor einer Frühlingskulisse fotografieren lassen - und die Aufnahme gleich im Anschluss mit nach Hause nehmen. „Das hat uns super gefallen“, schwärmt Daniel Zimmermann aus Bad Saulgau, nachdem er sich mit seiner Tochter Liara den Spaß gegönnt hatte - sie als Pilotin auf der Maschine, er als Beifahrer im Seitenwagen.
„Alte Leute und dicke Mauern“
„Diese Aktion ist der Eisbrecher“, sagt Katja Boch von der Erzdiözese Freiburg mit einem zufriedenen Lächeln. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Ulrike Spießl kümmert sie sich um die kirchliche Fotoaktion, die oft nicht einfach mit der Übergabe eines Bildes endet: Wer will, kann sich die Aufnahme auch per Mail zuschicken lassen, erhält zudem ein Armbändchen mit einem Segensspruch - und kommt mit den Standbetreuern schnell ins Gespräch.
In diesem Jahr heißt das Schwerpunktthema „Kirche auf zwei Rädern“ - damit wollen die großen baden-württembergischen Kirchen einerseits auf die immer beliebter und damit zahlreicher werdenden Motorradgottesdienste vom Frühjahr bis zum Herbst hinweisen. Und andererseits auch jene Pilgerwege vorstellen, die sich gut auch mit dem Fahrrad bewältigen lassen.
Bei den meisten Stand-Besuchern verfehlt das Motto seine Wirkung nicht: „Wir hätten nicht gedacht, dass Kirche so vielfältig ist.“ Olaf Ebnau und seine Lebensgefährtin Isabelle Wöllner aus Stuttgart haben bis zu ihrem CMT-Besuch am Sonntag Kirche eher mit „alten Leuten und dicken Mauern“ gleichgesetzt.
Wie sich die evangelischen und katholischen Kirchen aber auf der Urlaubsmesse präsentieren, sei „einfach cool“. Und dass in diesem Jahr erstmals ein Flyer mit allen Motorradgottesdiensten in Baden-Württemberg ausliegt, kommt den beiden begeisterten Tourenfahrern sehr entgegen: „Wir sind zwar nicht in der Kirche - aber miterleben möchten wir das schon einmal.“
Insidertipps für Pilger
Deutlich kleiner als der Kirchen-Gemeinschaftsstand in Halle 6 ist drei Hallen weiter der Stand „Pilgern in Baden-Württemberg“. Dort gibt's nicht nur Informationen über die Routen des Jakobswegs oder des Martinuswegs im Südwesten - sondern auch Insidertipps von Pilgern für Pilger.
Standbetreuerin Inge Eppinger beispielsweise ist überzeugte Pilgerin - nicht nur aus spirituellen Gründen. „Sondern das hat für mich auch etwas mit sanftem Tourismus zu tun.“
Als sie mit dem Pfullendorfer Ehepaar Angela und Erich Gaupp ins Gespräch kommt, entwickelt sich schnell ein Erfahrungsaustausch zwischen Pilgerschwestern und -bruder. Obwohl Angela Gaupp bescheiden einwendet: „Pilgern ist für mich noch Neuland. Wir haben erst vergangenes Jahr damit angefangen.“
„Zu sich selbst finden“
2020, so viel steht für die Pfullendorfer fest, wollen sie sich wieder auf den Weg machen. „Die Kinder sind jetzt größer - da können wir uns wieder etwas für uns selbst vornehmen.“ Das Pilgern bedeute für sie: entschleunigen, zu sich selbst finden.
Nach Santiago de Compostela, dem spanischen Ziel der Jakobswege, müsse es ja nicht gleich gehen: „Wir pilgern erst einmal die deutschen Wege ab.“ Da ist sich das Ehepaar Gaupp völlig einig mit Standbetreuerin Eppinger: Santiago sei schlichtweg überlaufen - dabei gebe es viele „Pilger-Highlights“ auch in der Region.
Beispielsweise die Route von Tübingen nach Freiburg - oder von Rottenburg über Beuron bis an den Bodensee.
Und in Privatquartieren sei den christlichen Wanderern die Begegnung und das Gespräch mit anderen gewissermaßen garantiert; manchmal bilden sich dann auch spontan neue Wandergruppen für den nächsten Tag, erzählt Angela Gaupp.
100 Mitarbeiter im Einsatz
Solch ein breites kirchliches Angebot ist mit großem Organisationsaufwand verbunden: Diakon Karl-Heinz Jaworski, Leiter des Fachbereichs „Kirche in Freizeit und Tourismus" der württembergischen Landeskirche, spricht von insgesamt fast 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der vier beteiligten Kirchen, die während der noch bis zum 19. Januar geöffneten CMT an den Kirchen-Ständen im Einsatz sind.
Der Aufwand aber scheint sich zu lohnen: So hat beispielsweise Katja Boch den Eindruck, dass die Besucherzahl an den „Kirchen-Stationen“ am ersten Messe-Wochenende „deutlich“ höher war als im vergangenen Jahr. Und das Biker-Paar Olaf Ebnau/Isabelle Wöllner verlässt am Sonntagabend die CMT „mit einem ganz anderen Kirchen-Bild“ als dem, mit dem es am Sonntagvormittag gekommen ist...
Die Urlaubsmesse CMT (Caravan, Motor und Touristik) ist noch bis einschließlich Sonntag, 19. Januar, täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Zu einem gemeinsamen Empfang laden die vier großen baden-württembergischen Kirchen am Donnerstag, 16. Januar ab 10 Uhr ins Internationale Congresszentrum ein; dabei spricht der bayerische Motorrad-Seelsorger Frank Witzel. Am Sonntag, 19. Januar, stimmt ab 9.30 Uhr Pfarrer Heiko Bräuning von der württembergischen Landeskirche gemeinsam mit dem Pianisten Michael Schlierf und Bläsern des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg auf der Atriumsbühne (Eingang Ost) auf den letzten Messetag ein.
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