"Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung"
Evangelische Kirchen in Baden-Württemberg erinnern an den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren
Stuttgart. „Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung“, betonte der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July. „Vielleicht hilft das Gedenken dieser Tage dazu, eine ehrliche Erinnerung zuzulassen, um Wege der Versöhnung zu finden.“ July sprach bei der zentralen Gedenkveranstaltung in Baden-Württemberg in der Lutherkirche Bad Cannstatt am Freitag, 24. April, zum Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren im Osmanischen Reich für die beiden evangelischen Landeskirchen in Baden-Württemberg, zu der die armenische Gemeinde Baden-Württemberg sowie drei weitere armenische Veranstalter eingeladen hatten.
„Durch den Abstand sehen wir heute manches deutlicher und müssen schmerzhaft erkennen, dass sich auch die deutsche Politik durch Nichtstun oder gar Vertuschung in jener Zeit an den Armeniern schuldig gemacht hat. Wir bitten die armenischen Schwestern und Brüder um Verzeihung“, so July. Gleichzeitig dankte der Landesbischof jenen, die damals in Deutschland die Stimme für die Armenier in Deutschland erhoben hatten.
Nach Julys Worten sei das Verbrechen an den Armeniern eine Mahnung, auch heute wachsam zu sein. „Wir unterstützen die Kräfte in der Türkei, die Versöhnung und den Dialog suchen. Die Stimme des Gewissens lässt sich nicht zum Schweigen bringen, gleich durch welche Interessen. Wir können nur in eine gute Zukunft gehen, wenn wir auch die Verfehlungen der Vergangenheit benennen.“
Der württembergische Landesbischof erinnerte zugleich an jene, die heute verfolgt, gefoltert und ermordet werden oder auf der Flucht sind. „Sie brauchen unsere Fürbitte und unsere ganz konkrete Hilfe. Als Christen ist es unsere Aufgabe, unseren Wohlstand für die Hilfe bedrängter Menschen einzusetzen und nach Kräften denen zu helfen, die unsere Hilfe brauchen. Damit ziehen wir die richtigen Lehren aus dem Genozid am armenischen Volk.“
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche