| Flüchtlinge

Neue Flüchtlingsdiakonate stärken ehrenamtliche Initiativen

Mit zwei neu geschaffenen Flüchtlingsdiakonaten unterstützen Diakonie und Landeskirche in Württemberg Kirchengemeinden und Ehrenamtliche in Asylarbeits- und Freundeskreisen beim Aufbau einer Willkommenskultur. Darauf wies das Diakonische Werk Württemberg am 31. Juli in einer Pressekonferenz in Stuttgart hin.

Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg.Diakonisches Werk Württemberg

„Flüchtlinge zu unterstützen verstehen wir als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, in der wir als Kirche und Diakonie besondere Präsenz zeigen und Zeichen setzen wollen“, sagte Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, bei der Vorstellung der beiden Stellen, die ihren Sitz in Ulm beziehungsweise Heilbronn haben. In Ergänzung zu den Asylpfarrämtern in Stuttgart und Reutlingen unterstützen und beraten Dietmar Oppermann in der Prälatur Ulm und Annette Walter in der Prälatur Heilbronn.

Kaufmann betonte, dass es für Kirche und Diakonie Auftrag ist, für verfolgte und bedrohte Menschen einzutreten. In der Bibel werde von Gottes besonderen Schutzgeboten für Fremde berichtet: „Wir freuen uns sehr, dass sich aktuell so viele Menschen neu auf eine Mitarbeit im Flüchtlingsbereich ansprechen lassen. Gleichzeitig wissen wir aus unserer langen Erfahrung mit Ehrenamt und bürgerschaftlichem Engagement, wie wichtig auch hier Begleitung und fachliche Qualifizierung sind.“ Für die Diakonie sei es besonders wichtig, den Blick auf die Gaben und Ressourcen zu lenken, die Flüchtlinge mitbringen. „Flüchtlinge sind nicht Objekte unserer Hilfe – unsere Aufgabe besteht vor allem darin, mitzuhelfen, dass Flüchtlinge sich in die Gesellschaft einbringen können.“ Auch Unsicherheiten und Ängste im Umgang mit Fremden sollen Oppermann und Walter wahrnehmen und Gespräche darüber suchen. Da die Flüchtlingsdiakonate zunächst befristete Stellen seien, komme es darauf an, nachhaltig zu arbeiten und funktionierende Netzwerke aufzubauen.

Kritik übte der Vorstandsvorsitzende an der Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa. „Staaten wie Bosnien-Herzegowina und Mazedonien zu sicheren Herkunftsstaaten zu deklarieren, kann aus unserer Sicht keine Lösung für eine an menschenrechtlichen Standards orientierten europäischen Flüchtlingspolitik sein", sagte er. Die Abschottung Europas als „Festung“ und die Inhaftierung Schutzsuchender in gefängnisartigen Unterkünften in den Staaten am Mittelmeer müssten ein Ende haben. Kaufmann forderte die Abschaffung des deutschen Asylbewerberleistungsgesetzes. „Alle Menschen brauchten unabhängig vom Aufenthaltsstatus die Garantie für ein auskömmliches Leben und eine angemessene medizinische Versorgung.“ Die im neuen Flüchtlingsaufnahmegesetz gefassten Standards dürften nicht dem „Sachzwang steigender Flüchtlingszahlen“ geopfert werden.

Dietmar Oppermann, Flüchtlingsdiakon für die Prälatur Ulm, beobachtet, dass Sozialarbeiter in den Gemeinschaftsunterkünften zu wenig Zeit für eine Betreuung der Einzelnen haben. Umso wichtiger sei das ehrenamtliche Engagement, das er in vielen Kirchengemeinden antrifft. Diese Engagierten müssten aber begleitet werden, was bislang zu wenig geschehe. Fachtage etwa in Biberach oder die Qualifizierung in Form eines Sozialführerscheins Asyl in Aalen seien rasch ausgebucht gewesen. Weitere Unterstützung ist in Planung.

Diakonin Annette Walter.EMH/privat

Annette Walter, Flüchtlingsdiakonin in Heilbronn, sagte, für das Wohl von Flüchtlingskindern seien Angebote wie Hausaufgabenbetreuung, Spielplätze und gemeinsame Aktivitäten von besonderer Bedeutung. Auch will sie spezielle Angebote für Flüchtlingsfrauen initiieren.

Gerd Baier hat als Ehrenamtlicher der Kirchengemeinde einen Arbeitskreis Asyl in Adolzfurt-Scheppach mit gegründet. Von Anfang an hat der Kreis Flüchtlingsdiakonin Alter einbezogen. „Vor allen in rechtlichen Fragen und beim wichtigen Thema Arbeit hat sie uns gut beraten“, sagte er. Bei seinem Einsatz für Flüchtlinge bekomme er viel zurück: „Die Männer der Gemeinschaftsunterkunft haben uns fürstlich bekocht.“ Nachdem das Landratsamt bisher keinen Deutschkurs einrichten konnte, haben dies Ehrenamtliche übernommen. Für Ali Hussain und Awais Chuhan aus Pakistan unverzichtbar: „Wir wollen uns in unserer neuen Heimat integrieren und arbeiten.“

Die Landessynode hatte 1,4 Millionen Euro zusätzlich für Unterstützungsmaßnahmen für Flüchtlinge bereitgestellt. Die Hälfte des Geldes geht in die Herkunftsregionen, die andere in den Ausbau der evangelischen Flüchtlingsarbeit in Württemberg. Außerdem wurden durch einen Aufruf an Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen einige Wohnungen und Unterkünfte für Asylbewerber gefunden, etwa in Ulm, Ravensburg, Aalen, Esslingen und Stuttgart.

Kirchensteuer wirkt!

Mehr News

  • Datum: 19.09.2024

    Infotagung zum Theologiestudium

    Schülerinnen und Schüler, die den Berufswunsch Pfarrerin oder Religionslehrer haben, können sich am 16. und 17. November bei einer Infotagung im Evangelischen Stift Tübingen über das Theologiestudium und weitere Berufsmöglichkeiten mit Evangelischer Theologie informieren.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.09.2024

    25 Jahre Ethikkomitee im Diakonie-Klinikum Stuttgart

    Seit 1999 berät das Ethikkomitee des Diakonie-Klinikums, der Evangelischen Diakonissenanstalt und der DIAK Altenhilfe Mitarbeitende, Patientinnen und Patienten und Angehörige bei schwierigen Entscheidungen. Hier finden Sie das Grußwort zum Jubiläum von Landesbischof Gohl.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.09.2024

    Zum Tod von Dr. Hartmut Metzger

    Am 10. September ist der württembergische Theologe Dr. Hartmut Metzger im Alter von 92 Jahren verstorben. Dr. Jochen Maurer, landeskirchlicher Pfarrer für das Gespräch zwischen Christen und Juden, würdigt hier Metzgers Verdienste um das christliche-jüdische Verhältnis.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.09.2024

    Erster Stuttgarter Roller-Gottesdienst

    Am 14. September fand der erste Roller-Gottesdienst in Stuttgart statt. Wie rollerfahrende Pfarrerin Vinh An Vu von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Hedelfingen-Rohracker-Frauenkopf auf die Idee kam und wie der Roller-Gottesdienst ablief erfahren Sie hier.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.09.2024

    Erzähl mir vom Frieden

    Anlässlich der 44. Ökumenischen Friedensdekade werden alltägliche Geschichten vom Frieden gesammelt. Dazu sind Online-Veröffentlichungen, eine Sammlung und musikalische Lesungen in Planung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.09.2024

    100 Jahre Württembergische Kirchenverfassung

    Der Verein für Württembergische Kirchengeschichte lädt am 11. Oktober zu einer Tagung anlässlich des 100. Jahrestages der Württembergischen Kirchenverfassung ein. Dabei geht es auch um Verfassungen anderer Landeskirchen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.09.2024

    25 Jahre Evangelisches Medienhaus

    Mit einem Tag der offenen Tür hat die Evangelisches Medienhaus GmbH in Stuttgart ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert und Rückschau sowie Ausblick auf die kommenden Jahre gehalten. Das Medienhaus bietet eine Vielzahl von Medien und Dienstleistungen an.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.09.2024

    Wort zur Interkulturellen Woche 2024

    In ihrem Wort zur Interkulturellen Woche vom 22. bis 29. September 2024 wenden sich die Evangelische Landeskirche in Württemberg und das Diakonische Werk Württemberg „gegen jede Form von Angriffen, Rassismus und Antisemitismus sowie gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.09.2024

    Oberkirchenrat Dr. Fabian Peters ins Amt eingeführt

    Der neue Leiter des Dezernats für Finanzmanagement und Informationstechnologie, Oberkirchenrat Dr. Fabian Peters, ist in einem Festgottesdienst am 16. September in seine neue Aufgabe im Oberkirchenrat eingeführt worden. Hier erfahren Sie mehr über Dr. Fabian Peters.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.09.2024

    Oberkirchenrat Dr. Jörg Schneider ins Amt eingeführt

    Oberkirchenrat Dr. Jörg Schneider ist am 16. September in einem Festgottesdienst in seine neue Aufgabe als Leiter des Dezernats für Theologie, Gemeinde und weltweite Kirche im Oberkirchenrat eingeführt worden. Hier lesen Sie mehr über Dr. Jörg Schneider.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.09.2024

    Schulung zum Thema Kriegsdienstverweigerung

    Für Pfarrerinnen, Pfarrer und Mitarbeitende in der Jugendarbeit bietet die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) am 24. September eine Online-Informationsveranstaltung zum Thema Kriegsdienstverweigerung an.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.09.2024

    Internationaler Tag der Demokratie

    Zum Internationalen Tag der Demokratie haben die knapp 130 zivilgesellschaftlichen Gruppen des baden-Württembergischen Landesbündnisses für Demokratie und Menschenrechte ihr Engagement für ein friedliches und vielfältiges Miteinander betont.

    Mehr erfahren
Mehr laden