Wort der Landesbischöfe zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar
„Die Kirchen hätten ein deutliches Nein! rufen müssen“
Zum Holocaust-Gedenktag am Donnerstag, 27. Januar, haben die beiden evangelischen Landesbischöfe in Baden-Württemberg, Dr. h. c. Frank Otfried July (Württemberg) und Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh (Baden) davor gewarnt, den Holocaust durch Vergleiche mit Corona-Maßnahmen zu relativieren. Zugleich dankten sie den Überlebenden, „die bis ins hohe Alter bereit waren und sind, als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über die Gräuel zu berichten“.
Die Erklärung der Landesbischöfe im Wortlaut:
Am 27. Januar jährt sich zum 77. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz. Das Ereignis hat sich tief eingeprägt auch in das gemeinsame Gedächtnis unserer Kirchen. Vor kurzem haben wir der Wannsee-Konferenz gedacht, in der vor 80 Jahren in Berlin die bürokratischen Bedingungen für die folgende beispiellose Ausrottung der Jüdinnen und Juden in Deutschland und Europa geschaffen worden sind. Wir gedenken der Opfer. Die Kirchen hätten ein deutliches „Nein!“ rufen müssen gegen die Brutalität und Menschenfeindlichkeit des Nationalsozialismus!
Wir sind dankbar für die Überlebenden, die bis ins hohe Alter bereit waren und sind, als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über die Gräuel zu berichten. Sie haben uns Wege der Umkehr eröffnet. Sie haben vor allem vielen jungen Menschen den Blick geschärft für die Macht des Bösen, aber auch für ein neues Miteinander und die persönliche und die politische Verantwortung für Gerechtigkeit.
Wir sehen es als ihr Vermächtnis, dieses Gedenken weiterzuführen. Wir widersprechen allen Versuchen, den Holocaust etwa durch Vergleiche mit Corona-Maßnahmen zu relativieren und treten jeder Form des Antisemitismus entgegen. Die Verabschiedung der UN-Resolution gegen alle Formen der Holocaustleugnung just am 20. Januar 2022, dem 80sten Jahrestag der Tag der Wannsee-Konferenz, begrüßen wir als deutliches Zeichen der Weltgemeinschaft gegen alle Judenfeindschaft.
Wir sind und bleiben eng verbunden mit den Gemeinden der israelitischen Religionsgemeinschaften in Baden-Württemberg und sehen uns in besonderer Verantwortung, jüdisches Leben in Baden-Württemberg heute zu stärken.
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