| Landeskirche

„Diese Ausstellung sollte nirgends gezeigt werden“

Pfarrer Michael Volkmann kritisiert Palästinenser-Schau in Kirche

Der württembergische Pfarrer Michael Volkmann hat die geplante Ausstellung „Nakba“ in der evangelischen Kirchengemeinde Heiningen bei Göppingen kritisiert. Die Schau, die die Vertreibung von Palästinensern nach der Staatsgründung Israels darstellt, enthalte antijüdische Vorurteile, sachliche Fehler und selektive Zitate, sagte Volkmann dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Pfarrer Michael Volkmannprivat

Der Theologe leitet das Evangelische Pfarramt für das Gespräch zwischen Christen und Juden in der württembergischen Landeskirche und meint: „Diese Ausstellung sollte nirgends mehr gezeigt werden, weder in säkularen noch in kirchlichen Räumen und schon erst recht nicht in sakralen.“

Sachliche Fehler aufgedeckt

Volkmann weist darauf hin, dass laut neuer historischer Forschung nicht mehr als die Hälfte der Flüchtlinge von den Israelis vertrieben wurde. Die anderen seien vor allem infolge des Krieges der arabischen Palästinenser und der arabischen Nachbarstaaten gegen Israel geflüchtet. Die Ausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ mache dagegen den jüdischen Staat alleine für die Vertreibung verantwortlich.

Außerdem werde auf den Informationstafeln behauptet, arabische Truppen hätten die von der UNO empfohlenen Grenzen des jüdischen Staates nicht überschritten. Tatsächlich hätten aber irakische Truppen unmittelbar nach der Staatsgründung Israels den Jordan überquert. Die Israelis hätten zwei Wochen nach ihrer Staatsgründung weniger als die Hälfte der Landfläche kontrollieren können, die ihnen die UNO zugesprochen habe.

Neues Ausstellungskonzept nötig

Der Theologe erinnert daran, dass sämtliche Bemühungen um eine Lösung zwischen Juden und Muslimen damals von der arabischen Seite torpediert worden seien. Araber, die sich für den Dialog einsetzten, seien schon vor der Staatsgründung von Gefolgsleuten ihrer islamischen Führer, der Muftis, ermordet worden. Die Ausstellung verschweige auch die Rolle des Jerusalemer Muftis Hadsch Amin el-Husseini, der ein Naziverbrecher gewesen sei und die Ermordung Tausender jüdischer Kinder im KZ betrieben habe.

„Diese Ausstellung braucht ein grundsätzlich neues Konzept“, fordert Volkmann. Die Heininger Michaelskirche zeigt „Nakba“ vom 11. bis 21. November. Die Schau ist eingebettet in eine ökumenische Friedenswoche.

Veranstalter: Palästinensische Sicht zu wenig bekannt

Erst im September hatte die Ausstellung im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart und in der Evangelischen Akademie Bad Boll für eine Kontroverse gesorgt. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft nannte sie „antisemitisch“. Der Antisemitismus-Beauftragte der baden-württembergischen Landesregierung kritisierte ihre Einseitigkeit.

Die Veranstalter vertraten dagegen die Ansicht, die palästinensische Sicht der Ereignisse von 1948 sei in Deutschland im Gegensatz zur israelischen zu wenig bekannt. Unterstützt wurde die Schau von einem Bündnis christlicher Organisationen, etwa von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg und der katholischen Initiative Pax Christi.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)


Mehr News

  • Datum: 26.04.2024

    Zum 90. Geburtstag von Prof. Dr. Martin Rößler

    „Wir gratulieren Martin Rößler und wünschen ihm Gottes Segen. Einen passenderen Sonntag als diesen gibt es für Martin Rößler nicht: Sonntag Kantate, der das geistliche Singen in den Mittelpunkt stellt.“ Landesbischof Gohl gratuliert Prof. Dr. Martin Rößler zum 90. Geburtstag.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.04.2024

    „Das Gesangbuch ist ein Lebensbuch“

    „Singen ist Lebenshilfe. Das Gesangbuch ist mehr als eine Sammlung von Liedern für wechselnde Jahreszeiten und sonstige Anlässe. Das Gesangbuch ist ein Lebensbuch.“ Das sagt Landesbischof Gohl in seiner Predigt aus Anlass des 500-jährigen Jubiläums des evangelischen Gesangbuchs.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.04.2024

    „Wo wir der Hoffnung Stimme geben, wächst die Zuversicht“

    „Hoffnung in einer hoffnungslosen Welt?!“ war das Motto des Herzschlaggottesdienstes in Nellmersbach, in dem Landesbischof Gohl am 21. April gepredigt hat. Hier finden Sie die Predigt zu einem Vers aus Psalm 18: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.04.2024

    Innovationstag: Jetzt anmelden!

    Frische Ideen fürs Gemeindeleben: Unter dem Motto „#gemeindebegeistert – Kirche lebt, wo dein Herz schlägt“ veranstaltet die Landeskirche am 4. Mai einen großen Innovationstag. In Projektpräsentationen und Workshops gibt’s Austausch und Tipps. Jetzt anmelden

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.04.2024

    KI in der Gemeindearbeit einsetzen

    Was ist Künstliche Intelligenz und was ist damit anzufangen? Eignet sich KI auch für die Gemeindearbeit und wo konkret kann sie dort zielgerichtet angewendet werden? Mit diesen Fragen befasst sich am 16. Mai ein Online-Seminar des Evangelischen Medienhauses.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.04.2024

    „Konfirmanden ist Glaube wichtiger als Geschenke“

    Frontalunterricht gibt es kaum noch im Konfi-Unterricht, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ilg von der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg im Interview. Die Konfi-Arbeit sei nach wie vor das Angebot mit der größten Reichweite in der Evangelischen Kirche.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    „Kirche mit Kindern“ ist einfach lebendig

    Vom Kindergottesdienst zu einer Kirche für die ganze Familie: Lebendiger und spannender Gottesdienst mit neuen Herausforderungen. Wir haben Sabine Foth gefragt, wie sich die Kirche mit Kindern zu einer Familienkirche gewandelt hat und was ihr an der Arbeit besonders gefällt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    Video: Multitalent mit Down-Syndrom

    Tamara Röske hat viele Talente: Schauspielern, Modeln und Leichtathletik – trotz Handicap. Die 28-Jährige hat das Down-Syndrom. Wie bringt sie alles unter einen Hut? Darüber spricht sie zusammen mit ihrer Mutter Antje mit „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.04.2024

    „Der Segen Gottes gilt uns allen“

    Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche Mariaberg bei Gammertingen hat am 13. April die ökumenische Woche für das Leben begonnen. Sie stellt unter dem Motto die Lebenswirklichkeiten Jugendlicher und junger Erwachsener mit Behinderungen in den Mittelpunkt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Segen, Mut & Traubenzucker

    In diesen Wochen stehen an vielen Schulen Abschlussprüfungen an - für Schülerinnen und Schüler eine stressige Zeit. Die Ev. Jugendkirche Stuttgart macht mit einem speziellen PrüfungsSegen Mut und stellt auch anderen Gemeinden Materialien zur Verfügung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Digitaler Notfallkoffer für die Seele

    Hilfe in persönlichen Krisenmomenten bietet die KrisenKompass-App der Telefonseelsorge fürs Handy und Tablet. Sie bietet Unterstützung, um schnell wieder auf positive Gedanken zu kommen oder bei Bedarf rasch professionelle Hilfe finden zu können.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Zum 200. Todestag von Beata Regina Hahn

    Vor 200 Jahren starb Beata Regina Hahn, die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn, Tochter von Johann Friedrich Flattich und Mutter der Schulgründerin Beate Paulus. Als Herausgeberin von Hahns Schriften prägte sie dessen Bild für viele Jahre.

    Mehr erfahren
Mehr laden