Eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Prälatin Gabriele Arnold will dabei unterstützen, Weihnachten in Corona-Zeiten vorzubereiten
Wie schon Ostern werden wir auch Weihnachten 2020 anders feiern müssen, als wir es aus den Vorjahren kennen und schätzen. Was können wir als Kirche, als Kirchengemeinden anbieten zu diesem Fest, an dem für viele Menschen Kirche eine besonders große Rolle spielt? Und wie können wir das? Was können wir tun, damit Menschen sehen und spüren: Auch unter Corona-Bedingungen ist Kirche für mich da? Die Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold leitet im Auftrag des Landesbischofs eine Arbeitsgruppe, die Ideen sammeln, vernetzen und Kirchengemeinden dabei unterstützen will. elk-wue.de hat mit ihr darüber gesprochen.
Frau Prälatin Arnold, wir sprechen im August über Weihnachten – wieso das? Weil dieses Jahr Weihnachten aller Voraussicht nach ganz anders sein wird als alle anderen Weihnachten, die wir bisher kennen. Weihnachten geht es um Nähe, um Zusammenkommen; zu Weihnachten gibt es volle Kirchen, Krippenspiele mit vielen kleinen Kindern, die sich um die Krippe scharen, festliche Musik, viele Menschen, die miteinander begeistert singen „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Das alles wird – voraussichtlich – so in diesem Jahr nicht möglich sein. Also müssen wir uns rechtzeitig fragen: Wie können wir unter Corona-Bedingungen Weihnachten feiern? Wie können wir es ermöglichen, dass Menschen auch dieses Jahr Weihnachten als Fest der Nähe erleben können - trotz des gebotenen Abstands?
Sie sprechen den Abstand und damit die Corona-Vorschriften an. Was haben Sie aus der Passions- und Osterzeit gelernt, in der ja gar keine Präsenzgottesdienste stattfinden konnten? Wir haben, was die Gottesdienste betrifft vor allem gelernt, dass Kirche kreativ ist. Überraschend schnell und in sehr vielfältigen Formaten. Dass Pfarrerinnen und Pfarrer, kirchliche Mitarbeitende sich ganz schnell auf die neue Situation eingestellt haben. Und wir haben auch gelernt – das finde ich sehr wichtig -, dass die Menschen ihre Pfarrerin, ihren Pfarrer in ihrer Kirche sehen wollen. Sicher gab es auch große Klickzahlen für überregionale Gottesdienste und Angebote, aber die Rückmeldungen, die ich bekommen habe, sprechen eine klare Sprache. Darauf haben viele Gemeinden, Pfarrerinnen und Pfarrer mit eigenen Formaten reagiert, manchmal nur mit dem Smartphone gefilmt, um dieses „Heimatgefühl“ zu haben. Ich denke, dass braucht es an Weihnachten auch, und wir können nicht nur einen zentralen Gottesdienst aus der Stiftskirche ins Land schicken, sondern die Leute wollen in Baltmannsweiler oder Blaufelden ihre Kirche ihren Christbaum, ihre Gemeinde erleben.
Nun hat der Landesbischof einer Gruppe unter Ihrer Leitung den Auftrag gegeben, über Weihnachten 2020 nachzudenken. Wie soll diese Gruppe vorgehen? Wir wollen hören, was die Menschen vor Ort brauchen. Was unsere Gemeindeglieder, die Pfarrerinnen und Pfarrer, Diakoninnen und Diakone und all die anderen Menschen, die bei uns tätig sind, erspürt haben, was die Leute an diesem speziellen Weihnachten brauchen. Ich weiß auch schon von Kolleginnen und Kollegen, die mit ihren Kirchengemeinderäten überlegen oder schon mit der Kommune über Weihnachtsgottesdienste auf dem heimischen Markt- oder Fußballplatz gesprochen haben. Wir wollen Ideen sammeln und vernetzen, so dass die Gemeinden aus dem Ideenpool schöpfen können. Wir werden sicher auch eigene Ideen beisteuern, auch ganz handfeste Unterstützung leisten. Wir müssen aber auch überlegen, was sein kann, wenn gar nichts sein kann. Wenn wir keine Präsenzveranstaltungen machen können. Deshalb geht es um die ganze Bandbreite – vom Gottesdienst im Stadion bis zur Krippe in der Weihnachtsbox für zuhause.
Was versprechen Sie sich denn von der Arbeit der Gruppe? Ich verspreche mir, dass wir Unterstützer-Systeme für Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch für andere Mitarbeitende aufbauen, um schnell Unterstützung, Ideen zu bekommen. Ich verspreche mir aber auch eine zentrale Unterstützungsfunktion durch die Kirchenleitung. Zum Beispiel im Kontakt mit Behörden, ökumenischen Partnern, auch ganz praktisch: Dass sie z. B. für ein intelligentes Tool sorgt, mit dem wir Plätze in Kirchen reservieren können – wie man im Fitness-Studio einen Slot bucht, so dass nicht jede Gemeinde sich da selber so etwas ausdenken muss. Also Dienstleistungen zu bringen, die Gemeinden abrufen können. Unsere Aufgabe ist, zu unterstützen.
Worauf muss man achten, wenn so eine Gruppe gut zusammenspielen soll? Wichtig ist, dass es Menschen mit verschieden Kompetenzen sind, die in so einer Gruppe zusammenarbeiten, und die einen möglichst weiten Blick in die Landeskirche hinein haben. Deshalb ist es wichtig, dass jemand aus der Dekaneschaft dabei ist, auch aus der Schuldekaneschaft – wir haben ja auch die Frage von Weihnachtsgottesdiensten in Schulen. Natürlich Pfarrerinnen und Pfarrer, mit einer guten Durchmischung von Stadt / Land, auch junge, die vielleicht einen unverbrauchteren Blick auf Weihnachten haben, weil sie eben nicht schon 30 Jahre Heiligabend-Gottesdienste feiern. Mir ist auch wichtig, dass Menschen in der Gruppe sind, die mit landeskirchlichen Dienststellen vernetzt sind und natürlich das ganze Knowhow, das wir in den Stabstellen im OKR haben, die auch in den Corona-Wochen tätig gewesen sind.
Gibt es denn schon erste Ideen? Es gibt zum Beispiel die Idee, ob man Heiligabend-Gottesdienste auf den Marktplätzen feiert oder vielleicht auf dem Fußballplatz. Das sind dann eher kurze Formate, eine halbe Stunde etwa, es ist ja kalt. Krippenspiele sind wichtig für die Kinder, so dass sie gut aufgehoben sind und nicht wieder die Erfahrung machen: Fällt aus. So wie Schule. Das Stichwort Stationen-Gottesdienste fiel, wo Leute an verschiedenen Stationen etwas erleben, ebenso wie etwa eine Waldweihnacht, die manche Gemeinden schon praktizieren. Was sicher keinen Sinn hat, ist von morgens um neun bis abends 19 Uhr im Halbstundentakt Gottesdienste anzubieten. Das überfordert Kolleginnen und Kollegen und geht auch am Bedürfnis der Leute vorbei.
Was ist Ihre Botschaft mit Blick auf die Gemeinden mit Blick auf Weihnachten 2020? Erste Botschaft: Es WIRD Weihnachten. Auch wenn wir Abstand halten müssen: Gott hält keinen Abstand. Weihnachten heißt, Gott kommt uns so nah, wie uns sonst niemand kommt, als kleines Kind, er kommt in unser Herz. Zweitens: Dass Menschen das auch in diesem Jahr erleben, ist mein Wunsch! Deshalb freue ich mich, dass ich diese AG leiten darf und daran mitarbeiten, dass die Menschen das auch an Weihnachten 2020 spüren: Gott kommt!
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