Landesbischof: Herausforderungen und Schwerpunkte kirchlicher Arbeit
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Landessynode
Landesbischof: Herausforderungen und Schwerpunkte kirchlicher Arbeit
Erster Bericht von Landesbischof Gohl vor der Landessynode
In seinem ersten Bericht vor der 16. Landessynode beleuchtete Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl aktuelle Herausforderungen der Landeskirche. Außerdem legte er dar, wo die Schwerpunkte der kirchlichen Arbeit in der kommenden Zeit liegen sollten.
Bild: Gottfried Stoppel
Landesbischof Gohl beobachtete in den ersten Monaten seiner Amtszeit eine weiterhin hohe Erwartung an Kirche von gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – obwohl die Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft schwinde. Daneben sei eine Verunsicherung bei vielen Menschen in der Landeskirche spürbar, weil die Zahl der Kirchenaustritte trotz vieler Bemühungen, dem entgegenzuwirken, nicht kleiner wird. In seinem Bericht plädierte er für einen realistischen Blick auf diese Situation. Der Landesbischof beobachtete im vergangenen Dreivierteljahr auch eine öffentliche Stimmung, dass sich Menschen der Kirche gegenüber „abwertend“ äußern würden. Deshalb ermutigte er: „Umso wichtiger, dass wir uns kirchenintern nicht auch noch schlecht reden, sondern ermutigen und auf das Gelingende schauen – und da gibt es so viel!“
Welche Aufgaben vor der Landeskirche liegen
Stärkung kirchlicher Arbeit in den Gemeinden
Durch die Corona-Pandemie hat sich das kirchliche Leben verändert. Es gibt eine „Vereinsamung“. Weniger Menschen Veranstaltungen und Gottesdienste vor Ort. Für die Arbeit in den Gemeinden hält Gohl für entscheidend, sich verstärkt zu vergewissern, dass Glaube und Kirche „aus der Verheißung Jesu Christi leben“. Im Mittelpunkt der kirchlichen Arbeit müsse die „religiöse Erfahrung“ und die „Daseinsweitung“ stehen.
Weiterentwicklung des Pfarrdienstes
Auch der Pfarrdienst soll weiterentwickelt werden, etwa das Berufsbild des Pfarrers und der Pfarrerin. Was Studienangebote an Freien Hochschulen wie der Internationalen Hochschule in Liebenzell angeht, müsse darüber nachgedacht werden, ob solche Studienleistungen an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Tübingen angerechnet werden könnten.
Fortführung des Kulturwandels zum Schutz vor sexualisierter Gewalt
„Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche, die Hilfe für die Betroffenen und der Schutz davor hat für die Kirche oberste Priorität“, sagte Ernst-Wilhelm Gohl. Seit 2022 gibt es das Gewaltschutzgesetz, das kirchliche Einrichtungen zur Einführung von Schutzkonzepten verpflichtet. Außerdem hat die Landeskirche bereits zweimal zu Betroffenenforen eingeladen. Nicht zuletzt sollen auch toxische theologische Traditionen überprüft werden.
Beten und helfen angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine
Ebenso muss sich die Landeskirche mit den Haltungen zum völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auseinandersetzen. Für wichtig halte er, dass die Diskussion über die Frage der Waffenlieferungen „fair und respektvoll“ geführt werde, sagte der Landesbischof. Gohl sagte: „Um der Ohnmacht und dem Schmerz über diesen Krieg etwas entgegenzusetzen, haben die Kirchen in ganz Europa in den letzten Monaten immer wieder zum gemeinsamen Gebet aufgerufen.“ Um Ukrainerinnen und Ukrainer aus dem Kriegsgebiet in Deutschland Schutz gewährleisten zu können, wolle die Kirche die diakonische Arbeit vor Ort unterstützen. Gohl erinnerte daran, dass 2022 diese Arbeit mit 600.000 € gefördert wurde. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg unterstützt seit Jahren auch die Arbeit mit Geflüchteten an den anderen Außengrenzen Europas.
Für eine angemessene Ablösung der Staatsleistungen
Die Verhandlungen zur Ablösung von Staatsleistungen sollen fortgeführt werden. Derzeit wird auf Bundesebene ein Grundsätzegesetz erarbeitet. Zwischen Juni 2022 und Januar 2023 seien beim Bundesinnenministerium Bund-Länder-Kirchen-Gespräche geführt worden. In einem Kernpunktepapier hätten die Kirchen festgehalten, dass eine angemessene Leistung für sie eine Ablösung nach dem „Äquivalenzprinzip“ bedeute, erklärte Gohl.
Um den Klimawandel zu begrenzen, sind große Veränderungen nötig
Das Klimaschutzgesetz, das auf der Herbsttagung der Landessynode im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, sieht zahlreiche Maßnahmen vor, damit die Landeskirche bis 2040 klimaneutral ist. Dazu gehören der Ausbau der Photovoltaik-Anlagen und die Sanierung oder Aufgabe von Gebäuden, sagte Landesbischof Gohl. Außerdem sollte die Kirche als Forum dienen, um über Ziele und Methoden rund um den Klimaschutz zu diskutieren. „Und im Hinblick auf die Verantwortung, die wir gegenüber nachfolgenden Generationen haben, geht es um die Sicherung ihrer Freiheitsrechte“, erklärte Gohl. Um die Freiheit zukünftiger Generationen zu gewährleisten, sei Verzicht notwendig.
Gesprächskreis-Voten zum Bericht des Landesbischofs:
Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Landesbischöfin Dr. Heike Springhart (Baden) und der Journalist Michel Abdollahi haben bei einer Veranstaltung im Stuttgarter Hospitalhof über die gesellschaftliche Bedeutung von Religion und Religionsunterricht diskutiert.
Die landeskirchliche Sprachförderung für Kinder nach dem Denkendorfer Modell feiert 50jähriges Bestehen. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigt die Bedeutung dieser Arbeit und Eva Fieweger (ptz) erklärt im Interview, wie das Denkendorfer Modell funktioniert.
Angesichts der schweren Konflikte in der Region Berg-Karabach hat Kirchenrätin Dr. Christine Keim ein Friedensgebet verfasst. Die christlichen Kirchen in Deutschland haben zudem gemeinsam eine Stellungnahme veröffentlicht, die Sie ebenfalls hier finden.
Karin Pöhler ist neue württembergische Landesfrauenpfarrerin. Sie möchte „das Engagement und die Kompetenzen von Frauen in unserer Kirche sichtbar machen und stärken und Räume für Frauen öffnen, in denen sie ihre eigene Spiritualität ausprobieren und finden können.“
„Beeindruckt von der Vielfalt der lutherischen Kirchen“ und das Erleben, „wie der Geist Gottes uns Kraft und Hoffnung gibt“ – diese und mehr Eindrücke der württembergischen Delegierten von der Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds (LWB) finden Sie hier.
In ihrem Wort zur Interkulturellen Woche 2023 (24. September bis 1. Oktober) setzen sich die württembergische Landeskirche und das Diakonische Werk Württemberg dafür ein, dass alle Menschen Räume haben, in denen sie ein Leben in Würde führen können.
Das EJW, der CVJM Baden und die Missionarischen Dienste der badischen Landeskirche laden am 23. September Gründerinnen und Gründer nach Stuttgart ein. Damit sind Menschen gemeint, die Ideen für kirchliche Start-Ups und neue Gemeindeformen entwickeln.
Digitale und analoge Gemeindearbeit optimal verknüpfen – das ist das Ziel eines neuen Social-Media-Konzeptes für Kirchengemeinden der Landeskirche. Für die zweijährige Förderung können sich Kirchengemeinden jetzt bewerben. Nico Friederich erklärt das Konzept
Vikarin Charlotte Horn ist in den Rat des Lutherischen Weltbundes gewählt worden. „Der Lutherische Weltbund setzt sich für eine gerechtere, friedliche und versöhnte Welt ein. Daher ist es eine große Ehre für mich, in den Rat des LWB gewählt worden zu sein“, so Horn.
Das Evangelisches Medienhaus Stuttgart startet ein neues Podcast- und TV-Format zum Thema Hoffnung. In zehn Folgen trifft Gastgeber Steffen Kern auf Menschen, die Hoffnung in die Welt tragen. Die erste Folge mit Miss Germany Kira Geiss ist ab 15. September zu hören.
Zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana hat Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl gemeinsam mit Bischof Dr. Gebhard Fürst, Landesbischöfin Dr. Heike Springhart und Erzbischof Stefan Burger den jüdischen Menschen und Kultusgemeinden im Land Glück- und Segenswünsche übermittelt.
Mehr als 1.000 Menschen aus der weltweiten lutherischen Kirchengemeinschaft tagen vom 13. bis 19. September bei der 13. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Krakau. Teile des Programms können auch im Livestream verfolgt werden.