| Gedenktag

75. Jahrestag der Gründung des Evangelischen Hilfswerks

Württembergischer Landesbischof hat 1945 den Anstoß zur Gründung gegeben

Apfelsinenausgabe des Evangelischen Hilfswerks.Landeskirchliches Archiv Stuttgart

Mit der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 endete in Deutschland zwar der Zweite Weltkrieg. Die Not aber blieb. Zerbombte Städte, traumatisierte Frauen und Kinder, heimkehrende Soldaten und Kriegsversehrte, Flüchtlinge und Vertriebene prägten das Bild in der Stunde Null. Es gab in weiten Landstrichen zu wenige Nahrungsmittel, auch Kleidung war knapp.

Die zerstörte Stuttgarter Innenstadt aus der Sicht einer britischen Bomberbesatzung.Royal Air Force Bomber Command/gemeinfrei

Die Kirche reagierte mit der Gründung des Evangelischen Hilfswerks, das heute als Diakonisches Werk weiterwirkt.

Landesbischof Wurm und sein Appell in Treysa

„In einer Stunde der Not, wie sie unser Volk … bisher nicht erlebt hat, rufe ich … die ganze evangelische Christenheit auf, dieser Not im Glauben zu begegnen.“ So warb am 31. August 1945 der württembergische Landesbischof Theophil Wurm bei der „Konferenz der evangelischen Kirchenführer“  im hessischen Treysa für den Aufbau einer kirchlichen Hilfsorganisation.

Auf EKD-Ebene wurde Eugen Gerstenmaier mit dem Aufbau eines Evangelischen Hilfswerks beauftragt, in Württemberg Oberkirchenrat Wilhelm Pressel.

Oberkirchenrat Wilhelm Pressel war ab Sommer 1945 für den Aufbau des Evangelischen Hilfswerks in Württemberg zuständig.Landeskirchliches Archiv Stuttgart

Noch vor der Treysaer Konferenz hatte Pressel an sämtliche Pfarrämter und Dekanatsämter Württembergs einen Erlass zur Gründung des Hilfswerks verschickt. In diesem Schreiben wurde unter anderem die Berufung von Bezirksverantwortlichen sowie der Aufbau von Bezirksbüros angeregt. Landesweit entstanden so örtliche Kleiderkammern, Suppenküchen, Lebensmittelausgaben und Beratungsstellen – die Vorläufer der heutigen Diakonischen Bezirksstellen.

Sorge um die Flüchtlinge

Der Arbeitsschwerpunkt galt ab 1946 den Millionen von Flüchtlingen, die sich nach der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 auf den Weg in den Westen gemacht hatten. Sie brauchten Lebensmittel und Kleidung sowie eine erste Unterkunft. Neben solcher akuten Nothilfe stand die seelsorgerliche Dimension. „Unsere wichtigste Sorge … ist die Eingemeindung“, hieß es in einem Rundschreiben vom Februar 1946.

Ein Stuttgarter Illustrator hat 1948 diese Übersicht der Niederlassungen des Württembergischen Hilfswerks gestaltet. Das Format des Plakats: Etwa 2x3 Meter.Landeskirchliches Archiv Stuttgart

Neben dem „weltlichen“ Geschäftsbereich „Notsorge, Einzelfürsorge, Heime“ entwickelte sich in Württemberg ein „kirchlicher“ Bereich: kirchlicher Wiederaufbau, Gemeindeaufbau, Volksmission, Schrifttum, was ganz der Auffassung Wilhelm Pressels entsprach. Er verstand Diakonie als volksmissionarische Chance und sah in den Flüchtlingen die Proletarier des 20. Jahrhunderts, die es für das Evangelium zu gewinnen galt.

Bezirkshelfer bei einem Familienbesuch in einem Notquartier.Landeskirchliches Archiv Stuttgart

Aus vielen Werken mach' eines

Im Laufe seines Wirkens musste das württembergische Hilfswerk seinen originären Auftrag ebenso klären wie sein Verhältnis zur Landeskirche und zum Landesverband der Inneren Mission in Württemberg, deren Anstalten und Einrichtungen nach dem Krieg wiederauflebten.

Das Logo der Diakonie Württemberg.Diakonisches Werk Württemberg

Letztendlich führte die württembergische Landeskirche die gemeindenahe Diakonie des Hilfswerks mit den diakonischen Einrichtungen der Inneren Mission zusammen: im April 1950 wurde die Arbeitsgemeinschaft der diakonischen Werke in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg gegründet. 20 Jahre später entstand durch die Fusion von Hilfswerk und Innerer Mission das Diakonische Werk der württembergischen Landeskirche.

Was bleibt

Von der Hilfswerksarbeit bleibt die bis heute gültige „Ordnung der Diakonischen Arbeit in den Kirchenbezirken“ sowie das württembergische Diakoniegesetz, das Diakonie konsequent von unten, von der Basis der Gemeinde her entfaltet.


Dietmar Merz


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