Die 1. Weltkirchenkonferenz war etwas Besonderes: Sie fand vom 19. bis 30. August 1925 in Stockholm statt auf Initiative des schwedischen Erzbischofs Nathan Söderblom (1866-1931).
Zum ersten Mal trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus der kirchlichen Praxis, um zu beraten, wie man künftig in Fragen des sozialen Miteinanders, im Umgang mit ethnischen Minderheiten, bei der Jugendarbeit sowie im Blick auf Frieden und Gerechtigkeit innerhalb der Kirchen enger zusammenarbeiten kann.
Inhaltlich stand bei der „Weltkonferenz für Praktisches Christentum“ das „Kirchliche Leben“ bzw. das „Praktische Christentum“ („life and work“) im Mittelpunkt – im Unterschied zu den theologisch-dogmatischen Lehrgesprächen bei der „Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung“ („faith and order“).
In drei unterschiedlichen Zweigen fächerten sich damals die einzelnen Strömungen innerhalb der neu entstehenden ökumenischen Bewegung auf:
Praktisches Christentum
Glauben und Kirchenverfassung
Internationaler Missionsrat
Als Schlagwort benutzte man die kurze prägnante Formel: „Lehre trennt – Dienst eint“. Aus diesem Grund entwickelten sich die einzelnen Bewegungen damals noch separat. Erst später entschloss man sich, sie unter dem Dach des 1948 gegründeten Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zusammenzuführen.
Aus 37 Ländern kamen über 600 Delegierte zusammen, darunter auch Frauen, wie z. B. die promovierte Theologin und Oberstudienrätin Carola Barth (1879-1959) und Elsa Brändström, vielfach ausgezeichnete schwedische Philanthropin (1888-1948).
Den Anstoß zu dieser internationalen kirchlichen Konferenz gab Erzbischof Söderblom bereits kurz nach dem 1. Weltkrieg, indem er 1919 ein Memorandum verfasste, das auf der Tagung des „Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen“ angenommen wurde. Dieser Weltbund wiederum wurde bereits kurz vor dem 1. Weltkrieg in Konstanz gegründet. Er gilt als eine der Wurzeln für die christliche Friedensarbeit. Daran ließ sich nach dem 1. Weltkrieg verstärkt anknüpfen.
Ausblick
Mitte der 1920er Jahre fanden erstmals die beiden großen Weltkonferenzen der „Bewegung für Praktisches Christentum“ in Stockholm (1925) sowie der „Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung“ in Lausanne (1927) statt. Der „Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen“ organisierte daraufhin eine internationale Tagung in Prag (1928).
Es war eine große Aufbruchsstimmung in den Kirchen. Gerade durch die Stockholmer Weltkirchenkonferenz 1925 erhoffte man, dass die Besinnung auf christliche Grundwerte wie Frieden und Gerechtigkeit für eine soziale Erneuerung von Kirche und Gesellschaft sorgt.
Dr. Christine Keim