Kirche und Diakonie setzen sich angesichts von Krisen, Polarisierung und Populismus für mehr Verständigung ein. Die Initiative #VerständigungsOrte – Wir. Reden. Hier. ermutigt alle Gemeinden und Einrichtungen von Kirche und Diakonie dazu, Räume für Gespräche zu öffnen und Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zum Austausch einzuladen. Hier finden Sie Informationen zur Kampagne und #VerständigungsOrte in der württembergischen Landeskirche.
„Was ist Aufgabe und Ort von Kirche in unserer Gesellschaft? Für mich ist eine Antwort, Raum zu geben für die großen Fragen, für den Dissens und sich dabei gegenseitig nicht aus den Augen zu verlieren.“ Das berichtet einer der Veranstalter eines #VerständigungsOrtes in einer württembergischen Kirchengemeinde. Die gleichlautende Initiative #VerständigungsOrte hatte ihn zu dieser Frage und zur Veranstaltungsreihe animiert. Und genau das ist das Ziel der Kampagne der EKD, der Diakonie Deutschland sowie der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi), sie ermutigt dazu und unterstützt bei der Umsetzung mit Handreichungen, Seminaren, Praxisbeispielen und Materialien. Auch bereits vorhandene Formate werden durch die Initiative #VerständigungsOrte sichtbar gemacht.
Wie kann es gelingen, angesichts vieler Krisen, Polarisierung und Populismus für mehr Verständigung einzutreten? Unsere Grundlage dafür ist klar: Wir glauben, dass jeder Mensch Gottes Geschöpf und Ebenbild ist. Deshalb sind unsere Räume offen für alle Menschen, die den anderen mit Respekt und Empathie begegnen. Kirche und Diakonie sind daher in besonderer Weise geeignet, um Räume für Gespräche zu öffnen und Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zum Austausch einzuladen – und in diesen Räumen und in dieser Gemeinschaft Gegensätze auszuhalten.
In der württembergischen Landeskirche gab und gibt es mehrere Angebote von #VerständigungsOrten:
Die Veranstalter berichten, dass sich bei den Gesprächsangeboten die Verständigung nicht auf den klanghaften Namen der Initiative beschränkt – sondern gelebt wird: „Ja, klar, es ist zu Kontroversen gekommen, die auch am Ende geblieben sind – und das finde ich auch gut“, sagt ein #VerständigungsOrt-Veranstalter. Es wird nicht nur geredet, sondern zugehört, ertragen, ausgehalten, vorsichtig tastend ausgetauscht. Nicht mit dem Ziel zu sagen: Wir einigen uns. Zuhören und Nachfragen heißt nicht, sofort dem Anderen zuzustimmen. Sondern eine Basis zu schaffen, dass es zu einem echten Diskurs und nicht nur zur Bestätigung der eigenen Meinung kommt.
#VerständigungsOrt darf nicht heißen, zum Schluss kommen wir alle zur gleichen Ansicht. Sondern Verständigung heißt: Hinhören und mit dem Gehörten so umgehen, dass man dem anderen in eigener Weise einen Schritt entgegenkommt. Den anderen mit dessen Meinung bewusst stehenzulassen, den Dissens zu spüren und trotzdem wertschätzend, respektvoll und offen zu bleiben. Dazu braucht es eine „offene Willkommenheit“, die christliche Botschaft als Maßstab für Themen und Gespräche, den Respekt gegenüber dem anderen, das Zuhören und Nachfragen – und dann auch das Eingeständnis, dass es unterschiedliche Meinungen geben darf und soll. „Ich glaube, diese Initiative ist auch eine Chance, sich als Kirche nochmals anders in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen, nicht zuerst mit einer Meinung, sondern mit einem Ort und einer Haltung“, so eine Erfahrung aus den #VerständigungsOrten.
Was diejenigen, die bereits #VerständigungsOrte angeboten haben, empfehlen, wenn man sich der Initiative anschließen möchte: Einfach machen. Es riskieren. Und ja, eventuell auch bereit sein, „ordentlich Prügel“. einzustecken. Aber dennoch: Es ausprobieren – und Kooperationspartner suchen. Denn eine Erkenntnis der #VerständigungsOrte ist: „Bei den Fragen nach gesellschaftlichem Zusammenhalt und den großen Sinnfragen sind wir nicht allein, sondern können von- und miteinander lernen – gerade auch von denen, die anders ticken als wir.“