11. März 1575: 450. Todestag von Matthias Flacius

Matthias Flacius als Professor in Jena, einer Hochburg der „echten“ Lutheraner. Das Bild eines anonymen Künstlers stammt wahrscheinlich aus dieser Zeit.

Herkunft und Ausbildung

Er hieß ursprünglich Vlacich und hatte, wie viele andere auch, seinen Namen latinisiert. Geboren wurde er am 3. März 1520 in Albona an der südöstlichen Küste von Istrien, das damals zu Venedig gehörte. Mit Beinamen nannte er sich Illyricus, nach dem alten lateinischen Namen dieser Landschaft. In Venedig erhielt er eine gründliche humanistische und philosophische Bildung. Er wollte eigenlich in den Franziskanerorden eintreten, doch sein Onkel, ein geheimer Anhänger Luthers, riet ihm davon ab und sandte ihn nach Deutschland. Nach verschiedenen Stationen, u. a. auch in Tübingen, kam er 1541 nach Wittenberg, wo sich Melanchthon seiner annahm. Er wurde 1544 Professor der hebräischen Sprache in Wittenberg. 

Im Kampf um das Erbe Luthers

Nach dem Tod Luthers 1546 erhoben sich theologische Streitigkeiten um das richtige Verständnis der Lehre des Reformators. Nach dem Sieg des Kaisers im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 mussten die Protestanten der katholischen Lehre entgegenkommen. Dagegen kämpfte Flacius mit dem Anspruch, die „echte“ Lehre Luthers zu vertreten. Es kam darüber zum Bruch mit Melanchthon. Flacius verließ Wittenberg und begab sich nach Magdeburg. Zusammen mit anderen Theologen, die sich ebenfalls nach Magdeburg geflüchtet hatten, wandte er sich in scharfen Schriften gegen die „Mitteldinge“, mit denen man auf der protestantischen Seite glaubte, den Katholiken entgegen kommen zu können. Dazu gehörten gewisse Gebräuche, wie etwa die Übernahme des Chorrocks der katholischen Priester durch die evangelischen Pfarrer. Dieser Streit wurde durch die Auseinandersetzung über weitere Themen abgelöst, wie etwa die Frage der guten Werke und der Rechtfertigung. 

1557 wurde Flacius Professor an der neu gegründeten Universität Jena, die zu einer Hochburg der „echten“ Lutheraner wurde, so dass sich die Auseinandersetzungen vor allem zwischen den „Gnesiolutheranern“ in Jena und den „Philippisten“ in Wittenberg abspielten. Dies wurde der Regierung schließlich zu viel. Flacius musste Jena verlassen und sich wieder auf die Wanderschaft begeben. In Frankfurt am Main starb er schließlich am 11. März 1575, bevor er von dort ausgewiesen werden konnte. 

Bedeutung und Nachwirkung

Bleibende Bedeutung gewann Flacius nicht so sehr als streitbarer Theologe, sondern wegen seiner Verdienste um die Kirchengeschichtsschreibung und die Schriftauslegung. Die 1559 bis 1574 erschienenen „Magdeburger Centurien“, eine Gemeinschaftsarbeit, die bis 1300 reichen, wollen zeigen, wie sich die Papstkirche von der Lehre der Apostel entfernt hat. Dabei werden Zeugen der Wahrheit genannt, die im Laufe der Geschichte gegen den Papst und seine Lehre aufgetreten sind. Flacius’ „Clavis sacrae scripturae“ (Schlüssel zur Heiligen Schrift) bietet ein biblisch-theologisches Wörterbuch und gibt grundlegende Regeln für die Schriftauslegung. 

Prof. Dr. Hermann Ehmer

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