20. Januar 1874: 150. Geburtstag von Karl Heim

Karl HeimBild: Universitätsbibliothek Tübingen

Wie kann man seines Glaubens gewiss werden in einer Zeit, die Gott abgeschafft hat? Diese Frage war das Lebensthema des evangelischen Theologen Karl Heim. 

Im württembergischen Frauenzimmern als Pfarrerssohn geboren, fand er als junger Mann bei einer Evangelisationsveranstaltung zum Glauben. Nach Theologiestudium und Vikariat war er mehrere Jahre als Reisesekretär der noch jungen Deutschen Christlichen Studentenvereinigung unterwegs. Dabei wurde ihm das Ausmaß der Entchristlichung der akademischen Jugend bewusst. An der Wende zum 20. Jahrhundert hatte der christliche Glaube an Orientierungskraft verloren. Moderne materialistische Weltanschauungen schienen die Oberhand zu gewinnen. 

Glauben in Zeiten zerbrechender Gewissheiten 

Nachdem sich Heim in Tübingen und Halle wissenschaftlich qualifiziert hatte, machte er sich als Theologieprofessor, ab 1920 in Tübingen, zur Aufgabe aufzuweisen, dass es auch angesichts moderner wissenschaftlicher Erkenntnis plausibel sei, an Gott zu glauben. 1916 legte er unter dem Titel „Glaubensgewißheit“ eine „Untersuchung über die Lebensfrage der Religion“ vor, die auch seine Lebensfrage war. Darin behandelt er das Problem der Gewissheit angesichts der philosophischen und naturwissenschaftlichen Infragestellung von Glaubensgewissheiten. Die Problemstellung weitet sich in seinem Hauptwerk „Glaube und Denken“ zu einer umfassenden Auseinandersetzung mit den Weltanschauungen der Moderne. „Die Zeit der Weltanschauungen ist vorüber“ – der erste Satz seiner Einleitung beschreibt eine Situation, in der die Gesamtdeutungen der Wirklichkeit zerbrochen sind. Gleichzeitig spricht der Seelsorger, wenn er fortfährt: „Aber obwohl uns die Ruhe und Sicherheit verlorengegangen ist […], müssen wir den Kampf mit dem Leben kämpfen, der uns heute vielleicht schwerer wird als den Menschen einer früheren Zeit.“ Die erste Auflage des 1931 erschienen Buches war binnen weniger Wochen vergriffen. Später ergänzte er es zu einem mehrbändigen Werk mit dem Titel „Das Evangelische Glaube und das Denken der Gegenwart“. 

Heim gelang es, nicht nur die Fragen seiner Zeit, sondern auch neue philosophische und naturwissenschaftliche Ansichten in einem fruchtbaren Dialog aufzunehmen. So zog er beispielsweise die neuen Einsichten der Relativitäts- und Quantentheorie heran, um plausibel zu machen, dass das naturwissenschaftliche Weltbild keineswegs so abgeschlossen sei und Raum lasse für die Wirklichkeit Gottes. Dabei ging es ihm nie darum, die Existenz Gottes zu beweisen, sondern lediglich die Denkmöglichkeit des Glaubens als vernünftig zu erweisen. 

Heim blieb bis zu seinem Lebensende am 30. August 1958 in Tübingen, wo er auch Ehrenbürger wurde. 1936 erhielt er den Ehrendoktor der Universität Edinburgh, eine Berufung nach Princeton lehnte er ab. Noch vor dem Kriegsausbruch wurde er im Jahr 1939 emeritiert. Heute erinnern sowohl die Karl-Heim-Gesellschaft als auch ein landeskirchliches Studentenwohnheim, das Karl-Heim-Haus in Tübingen, an ihn. 

Für die noch kaum erforschte Frage nach Karl Heims Haltung und Verhalten während des Dritten Reichs verweisen wir auf die Webseite des Karl-Heim-Hauses in Tübingen: https://www.karlheimhaus.de/ueber-uns/zu-unserem-namensgeber 

Dr. Matthias Deuschle

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