11.04.2025

Interview: Pfarrerin Ines Fischer über Ostern 2025 in Jerusalem

Mich beeindruckt in Begegnungen oder im Hören auf die Stimmen dieser ganz unterschiedlichen Geschwister immer wieder sehr, dass der Glaube für viele etwas Zentrales und Wichtiges ist.

Die württembergische Pfarrerin Ines Fischer ist seit 2023 im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Jerusalem tätig. Sie arbeitet dort als Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache. Hier berichtet sie im Interview, wie sie die Lage der Christen in Israel und den palästinensischen Gebieten erlebt und wie sie auf Ostern zu geht. 

Pfarrerin Ines Fischer
Pfarrerin Ines Fischer in Jerusalem

Wie sehen Sie dem Osterfest in Jerusalem und Israel insgesamt entgegen?

Ines Fischer: Normalerweise kommen in der Karwoche und zum Osterfest viele Pilger*innen nach Jerusalem. In diesem Jahr werden es aufgrund des Krieges sicher weniger Menschen sein. Wir werden als Gemeinde an Gründonnerstag den traditionellen internationalen Gottesdienst mit unserer palästinensischen Partnergemeinde und der englischsprachigen lutherischen Gemeinde feiern und danach gemeinsam nach Gethsemane gehen. Die Gottesdienste am Karfreitag und Ostersonntag begehen wir in dem Wissen darum, wie schwer das Leben für die Menschen hier in der Region gerade ist. Es ist noch einmal eine ganz andere Situation und für mein Empfinden viel existentieller, sich den Sinn von Kreuz und Auferstehung zu vergegenwärtigen während zugleich in unmittelbarer Nähe Menschen in Israel nach dem 7. Oktober auch weiterhin unter schweren Traumata leiden und immer noch Geiseln im Gazastreifen festgehalten werden. Auf der anderen Seite werden in Gazastreifen tagtäglich Menschen getötet und in der Westbank nimmt die Siedlergewalt immer mehr zu. Insofern wird es sicher ein sehr nachdenkliches Osterfest werden. 

Auf ökumenischer Ebene gibt es in diesem Jahr eine Besonderheit: Alle christlichen Konfessionen feiern weltweit das Osterfest am gleichen Tag. Für mich ist dies ein besonderes Symbol der Gemeinschaft – das uns noch einmal mehr in die Frage hineinnimmt, was wir an Ostern gemeinsam verkündigen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten. 

Welche Bedeutung hat die Auferstehungshoffnung für Sie an diesem Osterfest 2025 in Jerusalem? 

Ines Fischer: Die Situation in der Region scheint im Hinblick auf einen Frieden oder eine Waffenruhe derzeit so aussichtslos wie noch nie. Darum bedeutet die Rede von Auferstehung für mich, in meinem Alltag danach zu suchen, wo Menschen aufstehen, trotz allem. Wo sie sich nicht entmutigen lassen, auch wenn es immer dunkler wird. Wo sie dem Jetzt nicht das letzte Wort geben, sondern weiterhin an das Morgen glauben. Die Geschichte Jesu erzählt ja auch genau davon: Dass es nichts gab, woran die Jünger*innen noch glauben konnten – und dann ereignete sie sich doch: Die eigentlich vollständig unmögliche Möglichkeit der Auferstehung. Liebe und Hoffnung haben sich nicht kaputtkriegen lassen. Diese Hoffnung trägt mich – und sie spiegelt sich für mich in dem Engagement der Menschen hier vor Ort, die sich nicht kleinkriegen oder mundtot machen lassen von radikalen Kräften auf beiden Seiten. 

Wie engagiert sich die evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Jerusalem in dieser Zeit? 

Ines Fischer: Wir sind eine kleine Gemeinde, aber als solche ist es uns wichtig, Räume zu schaffen, in denen Menschen miteinander sein, aufatmen und von dem sprechen können, was ihr Herz bewegt. In der derzeit vollständig polarisierten Situation ist es etwas Besonderes, wenn das gelingt. In meinem eigenen Arbeitsfeld versuche ich bei Gemeindeabenden, Familiennachmittagen, Begegnungen mit Andachten und gemeinsamem Essen oder auch im Gespräch mit ganz unterschiedlichen Menschen Verknüpfungen zu finden, die verbinden - bin mir aber sehr bewusst, dass es nur ganz kleine Zeichen sind, die wir hier setzen können. 

Wie nehmen Sie die Lage der Christen in Israel und in den besetzten palästinensischen Gebieten wahr? 

Ines Fischer: Die Lebenssituationen sind sehr unterschiedlich: In Ostjerusalem und in der Westbank sind die Christ*innen so wie alle Palästinenser*innen betroffen von den tagtäglichen Einschränkungen, die die Besatzung mit sich bringt. Die Situation der wenigen Christ*innen im Gazastreifen hingegen ist einfach nur vom Kampf ums Überleben geprägt. Die christliche Minderheit in Israel ist noch einmal in einer ganz anderen Lage. All das lässt sich schwer miteinander vergleichen. Mich beeindruckt in Begegnungen oder im Hören auf die Stimmen dieser ganz unterschiedlichen Geschwister immer wieder sehr, dass der Glaube für viele etwas Zentrales und Wichtiges ist. Gerade jetzt. 

Was wünschen Sie sich von den evangelischen Christen in Deutschland für ihre Arbeit?

Ines Fischer: Mir liegt am Herzen, dass auch diejenigen gesehen werden, die sich noch für Koexistenz einsetzen und damit zu einer immer kleiner werdenden Minderheit in der Region gehören. Auf Dauer werden die Menschen hier aber miteinander leben müssen. Die israelisch-palästinensische Initiative „Parents Circle Families Forum“, in der sich Familien für ein solches Zusammenleben engagieren, hat es vor einigen Wochen einmal so formuliert: „Nobody is going anywhere“. Und das ist auch das Lebensgefühl der Menschen: Für alle ist es ihre Heimat, in der sie Frieden und Sicherheit brauchen. Ich halte es für ein ganz wichtiges Zeichen, diejenigen zu unterstützen, die sich dafür einsetzen. 

Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontaktdontospamme@gowaway.elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden. Sie möchten in Ihrem Schaukasten auf unsere Webseite verlinken? Hier erfahren Sie, wie Sie dafür einen QR-Code erstellen können. 

Schon gewusst?

Was es mit der Kirchensteuer auf sich hat, wie sie bemessen wird und welche positiven Effekte die Kirchen mit der Kirchensteuer an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens erzielen, erfahren Sie auf www.kirchensteuer-wirkt.de.

Weitere Meldungen, die Sie interessieren könnten

Pfarrer Johannes Eißler in seinem Karfreitags-Impuls

„Warum lässt Gott das alles zu?“

In seinem Impuls zum heutigen Karfreitag geht Johannes Eißler der Frage nach, warum dieser stille Feiertag in Wirklichkeit ein „Good Friday“ ist. Er ist Pfarrer in Eningen unter Achalm und zweiter Vizepräsident der württembergischen Landessynode.

Weiterlesen

Synodenpräsidentin Sabine Foth.

Ostergruß der Synodenpräsidentin

Synodenpräsidentin Sabine Foth wendet sich mit einem Ostergruß an die Mitglieder der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Sie verweist darin auf die besonderen, Corona-bedingten Schwierigkeiten der Gemeinden in der Kar- und Osterzeit. Gleichzeitig lobt sie den kreativen Einsatz der Gemeinden, um dennoch Glaube leben zu können.

Weiterlesen

Die Martinskirche in Pfullingen ist eine uralte Kirchengründung: Bereits um das Jahr 620 ist eine Holzkirche erwähnt. Das heutige Gotteshaus wurde im 15. Jahrhundert errichtet; auf dem Schlussstein im Chorraum steht das Jahr 1463. Der Taufstein der Kirche stammt sogar noch vom Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhundert.

Live aus Pfullingen: Gottesdienst zum Palmsonntag

Aus der gotischen Martinskirche Pfullingen überträgt der Deutschlandfunk (DLF) am Palmsonntag, 5. April, live einen Gottesdienst. Beginn ist um 10.05 Uhr.

Weiterlesen

Die Fastenaktion der evangelischen Kirche trägt 2020 das Motto: „Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus“

Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus

Die Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) setzt in diesem Jahr ein Zeichen für mehr Selbstbewusstsein und für das Prinzip Hoffnung.

Weiterlesen

Fastensexpertin Christa Spannbauer spricht am 28. Feburar im Stuttgarter Hospitalhof.

In den einfachen Dingen Genuss finden

Fastenzeit muss nicht nur Verzicht und Askese bedeuten, erklärt die Autorin für Achtsamkeit, Christa Spannbauer (Berlin). Viel schwerer als der Verzicht fällt die Wertschätzung dessen, was wir haben, ist Spannbauer überzeugt. Sie wird am 28. Februar im Stuttgarter Hospitalhof zum Thema "40 Tage Achtsamkeit" referieren.

Weiterlesen

Fasten für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit: Eine Initiative evangelischer Landeskirchen und katholischer Bistümer ruft dazu auf, den Alltag bewusster zu gestalten und einen Beitrag zu leisten.

Fastenaktion für den Klimaschutz

In einer ökumenischen Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit rufen evangelische Landeskirchen und katholische Bistümer dazu auf, den Alltag bewusster zu gestalten.

Weiterlesen

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y