| Landeskirche

„Kirche elektrisiert“: Funke springt über

Großes Interesse bei Kick-off-Veranstaltung der Landeskirche

Der Nagolder Pfarrer Fabian Keller hatte die Idee zu „Kirche elektrisiert“.Wenke Böhm/elk-wue.de

Stuttgart. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg will künftig nicht mehr „Gas“ geben, sondern ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst emissionsarm fahren lassen. Das ist Ziel des Projekts „Kirche elektrisiert“, das sie am Mittwoch mit einer Kick-off-Veranstaltung im Hospitalhof in Stuttgart offiziell gestartet hat.

Initiator der Aktion ist Pfarrer Fabian Keller aus der 22.000-Einwohner-Stadt Nagold: Ihn stört schon lange, dass abseits der Zentren der Öffentliche Personennahverkehr „in den allermeisten Fällen leider keine hinreichende Alternative“ zum Auto darstelle. Angesichts der durch Fusionen oft größer werdenden Gemeindegebiete seien „viele Pfarrerinnen und Pfarrer auf einen Zweitwagen angewiesen, um ihren Dienst adäquat ausüben zu können“. Das heißt: Mobilität werde immer wichtiger.

Zwei Ziele auf einmal im Blick

Mit „Kirche elektrisiert“ will die Landeskirche deshalb zwei Ziele gleichzeitig erreichen: In Kooperation mit Herstellern von Elektroautos - zunächst beteiligen sich VW und Renault an dem Projekt - sind erstens besonders günstige Leasingangebote für Pfarrerinnen und Pfarrer sowie für Angestellte möglich. Den elektrifizierten VW Up beispielsweise gibt's in der einfachsten Ausführung demnach für monatlich 99 Euro, den etwas größeren Renault Zoe für 113 Euro. Und zweitens soll die kirchliche Mobilität möglichst umweltschonend sein.

Pedelecs: Noch offene Fragen

Auch E-Bikes gehören zum „Kirche elektrisiert“-Programm. Allerdings sind Angebote von Kooperationspartner Bikeleasing aus dem niedersächsischen Uslar aus steuerrechtlichen Gründen zunächst nur an die Pfarrerschaft möglich. Projektleiter Dr. Winfried Klein zeigte sich bei der Kick-Off-Veranstaltung im Hospitalhof aber zuversichtlich, dass bis zum Sommer auch eine „Pedelec-Lösung“ für die Angestellten vorliegt.

„Kein Allheilmittel“, aber...

Unterdessen betonte Stefan Werner, Direktor des Oberkirchenrates, dass E-Mobilität zwar „kein Allheilmittel bedeutet“. Allerdings sei die Kirchenleitung überzeugt davon, dass Elektrofahrzeuge "in diesem Stadium einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele" leisten könnten.

Das sagen die Teilnehmer

Bei den meisten Teilnehmern der Kick-off-Veranstaltung stößt „Kirche elektrisiert“ auf ein positives Echo. „Ich finde es ganz toll, dass die Landeskirche damit einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leisten will", meint beispielsweise Daniel Fehrle, Leiter der kirchlichen Verwaltungsstelle in Reutlingen.

Er selbst fahre zwar schon seit mehreren Jahren ein Elektroauto. Die am Mittwoch gesammelten Informationen aber will er nun an seine Mitarbeiter weitergeben - um auch diese für den Start ins „Elektro-Zeitalter“ zu gewinnen.

Dorothea Kik, Pfarrerin in Stuttgart-Weilimdorf,  erledigt die meisten ihrer Dienstfahrten zwar mit dem klassischen Fahrrad - „ich schaffe noch alles ohne E“, meint sie schmunztelnd. Aber für die Zukunft kann sie sich die Nutzung eines Elektrorades durchaus vorstellen. Und weil die Familie einen - zwar erst wenige Jahre alten - Euro 5-Diesel fährt, könnte ein Elektroauto ebenfalls interessant werden.

Florian Römer, Vertriebsleiter bei der Uslarer Firma Bikeleasing, erläutert bei der Kick-of-Veranstaltung die Konditionen für Elektrofahrräder.Siegfried Denzel/elk-wue.de

Die Frage der Umweltbilanz

Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion über Chancen und Grenzen der Elektromobilität erwähnte Professor Dr. Rainer Klein von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg „viele Mythen“, wonach E-Autos gar nicht umweltfreundlicher seien als Verbrenner. „Da wird viel zitiert, aber es gibt keine Rechnungen“, betonte er.

Doch selbst mit dem deutschen Strommix erzeuge das E-Auto unterm Strich nur die Hälfte des CO2-Ausstoßes eines Autos mit Verbrennungsmotor. In der Kritik sei unter anderem der Lithiumabbau, etwa in Chile. Hier sei Lithium ein Nebenprodukt der Salzgewinnung - man verdunste Salzwasser und nehme kein Trink- oder Grundwasser in Anspruch.

Durch die Wiedergabe dieses Videos speichert YouTube möglicherweise persönliche Daten wie Ihre IP-Adresse.
Direktor Stefan Werner.Gottfried Stoppel/elk-wue.de

„E-SUV mit 600 PS geht nicht“

Stefan Werner, Direktor im Oberkirchenrat, erwartet, dass Teilnehmer von „Kirche elektrisiert“ sich mit umweltpolitischen Fragen auseinandersetzen müssen.  „Jeder wird in diese Diskussionen verwickelt werden.“ Und er stellte klar: Bei Elektromobilität gebe es noch einiges an Optimierungspotenzial.

Trotzdem hält er das E-Auto bei den Anforderungen von „Kirche elektrisiert“ für sehr gut geeignet. Denkbar sei, dass eines Tages vielleicht auch ein Elektro-Familienfahrzeug im Rahmen des Projekts angeboten werden kann. Allerdings machte Werner deutlich: „Ein E-SUV mit 600 PS – das geht nicht.“ Landesbischof Dr. h. c. Frank Otffried July lege kurze und mittlere Distanzen derzeit mit einem batteriebetriebenen Kompaktwagen des Typs BMW i3 zurück.


Siegfried Denzel/Wenke Böhm



    • Mobilität neu gestalten
      download

      Info: 1 MB | PDF
      31.01.2020

Kirchensteuer wirkt!

Mehr News

  • Datum: 02.10.2024

    Impuls für den Erntedank-Sonntag

    Sabine Bullinger, Landesbauernpfarrerin der Landeskirche, denkt in ihrem Impuls über die heutige Bedeutung des Erntedankfestes nach. Ist das Fest so noch zeitgemäß und wie kann Danken gegen die Gedankenlosigkeit helfen? Impuls zum Predigttext: 1. Timotheus 4,4-5.

    Mehr erfahren
  • Datum: 02.10.2024

    Gemeinsames Wort der Kirchen zum 3. Oktober

    Die vier großen Kirchen in Baden-Württemberg erinnern mit großer Dankbarkeit daran, dass es vor 35 Jahren im Geist des Friedens möglich war, ohne Blutvergießen die Diktatur in der ehemaligen DDR abzuschütteln. Zur gemeinsamen Erklärung „Kerzen und Gebete – ein Vermächtnis“

    Mehr erfahren
  • Datum: 01.10.2024

    500 Pfarrerinnen und Pfarrer beraten über die Zukunft der Kirche

    Württembergische und badische Pfarrerinnen und Pfarrer treffen sich am 13. und 14. Oktober zum Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Heilbronn. Das Treffen dient dazu, sich in Zeiten gravierender Veränderungen in Gesellschaft und Kirche auszutauschen. Hier geht es zum Programm.

    Mehr erfahren
  • Datum: 30.09.2024

    Gedenken an den Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel

    Am 7. Oktober jährt sich der Hamas-Überfall auf Israel. An diesem Tag nimmt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl an einem interreligiösen Friedensgebet in Reutlingen teil. Am 6. Oktober erinnert die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz in ihrer Predigt im Ulmer Münster daran.

    Mehr erfahren
  • Datum: 30.09.2024

    Erstmals eine Frau an der Spitze

    Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg hat einen neuen Vorstand gewählt. Neue Vorsitzende ist Heike Friedrich von der Evangelisch-methodistischen Kirche. Außerdem wurde die Neuapostolische Kirche (NAK-Süd) als Vollmitglied aufgenommen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 29.09.2024

    #50tagelaut gegen Antisemitismus

    Die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit veröffentlichen unter dem Titel #50tagelaut Jahrestag des Überfalls der Hamas auf Israel Videos, in denen Prominente gegen Antisemitismus Stellung nehmen. Auch Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl beteiligt sich daran.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.09.2024

    Kirchengemeinderätin Margret Börger erzählt

    Kirchengemeinderäte und -rätinnen leiten die Gemeinden vor Ort gemeinsam mit den Pfarrpersonen. Was macht das Amt aus? Was macht Freude, was nicht? Warum sollten man sich bei der nächsten Kirchenwahl um das Amt bewerben? Darüber erzählt hier Margret Börger aus Tübingen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.09.2024

    Gruß der Kirchen zu Rosch ha-Schana

    Die vier großen Kirchen in Baden-Württemberg haben sich mit einem gemeinsamen Gruß zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana des Jahres 5785 des jüdischen Kalenders an die jüdischen Menschen und Gemeinden im Land gewandt und sie der Solidarität der Kirchen versichert.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.09.2024

    Lebensmelodien-Projekt in Ulm

    Einen ungewöhnlichen Zugang zur Nazi-Diktatur haben Ulmer Schülerinnen und Schüler bei einem Konzert des Lebensmelodien-Projekts über jüdische Komponisten gefunden. Die Landeskirchenstiftung und der württembergische Landesbischof haben das Projekt finanziell unterstützt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.09.2024

    OIKOS: Neue Webseite gestartet

    Der OIKOS Immobilienprozess betrifft alle Kirchenbezirke und -gemeinden der württembergischen Landeskirche. Alle Informationen rund um OIKOS hat die Landeskirche nun auf der neuen Webseite www.oikos-elk-wue.de gebündelt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.09.2024

    30 Jahre Büro für Chancengleichheit

    1994 nahm das Büro der Frauenbeauftragten im Oberkirchenrat die Arbeit auf. Aus ihm ging das Büro für Chancengleichheit hervor, dass heute viele verschiedene Themen bearbeitet. Ursula Kress gibt Einblick in die Geschichte sowie aktuelle Themen und Herausforderungen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 24.09.2024

    Internationale Woche der Gehörlosen

    Die Woche der Gehörlosen erinnert an die Situation gehörloser Menschen – in Deutschland sind das rund 80.000. Das Evangelische Medienhaus Stuttgart und das Evangelische Gemeindeblatt nehmen Sie in einem multimedialen Special mit in die Welt der Gehörlosigkeit.

    Mehr erfahren
Mehr laden