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Globaler Blick bei Impfstoff-Verteilung

Sommertagung der Württembergischen Landessynode hat begonnen

Stuttgart. Am Freitag, 2. Juli, hat die Sommertagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode begonnen. Die 91 Synodalen tagen bis Samstagnachmittag, aufgrund der aktuellen Corona-Situation wie schon bei den vergangenen Tagungen in einem hybriden Format, bei dem die meisten der 91 Landessynodalen digital teilnehmen. Am ersten Sitzungstag diskutierte die Synode unter anderem den Bericht des landeskirchlichen Beauftragten bei Landtag und Landesregierung und beschäftigten sich in einer Aktuellen Stunde mit der global ungerechten Verteilung von Corona-Impfstoffen.

Der landeskirchliche Beauftragte bei Landtag und Landesregierung, Volker Steinbrecher, wies in seinem Bericht auf das Prinzip der kooperativen Trennung von Staat und Kirche hin und betonte die „wohlwollende Aufmerksamkeit“ des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann gegenüber den Kirchen. Gleichzeitig, so der Leiter des Evangelischen Büros, wurde in den zurückliegenden Monaten der Corona-Pandemie „nicht selten darum gerungen, was der Staat den Kirchen als Regeln vorgeben darf, und was die Kirchen eigenständig verantworten dürfen.“ Der Verzicht auf Präsenzgottesdienste im ersten Lockdown habe nur im Einvernehmen mit den Kirchen vollzogen werden können. Abstands- und andere Hygieneregelungen seien dagegen ebenso staatlich angeordnet worden wie die Obergrenzen von Teilnehmerzahlen bei Veranstaltungen im Freien. Steinbrecher wies jedoch auch darauf hin, dass die Württembergische Landeskirche während des letzten Lockdowns gegen die Einordnung von Bestattungen als private Veranstaltungen und damit eine Obergrenze von 30 Personen juristisch habe vorgehen müssen – und damit Erfolg hatte.

In der anschließenden Diskussion wurde der Religionsunterricht thematisiert, dabei hob Bildungsdezernentin Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami hervor, den konfessionellen Religionsunterricht auch künftig als Basis bewahren zu wollen und nicht zu einem Religionskunde-Unterricht überzugehen. Der konfessionelle Religionsunterricht grenze andere Religionen nicht aus. Schuldekan Harry Jungbauer bekräftigte, dass im Religionsunterricht Brücken zu anderen Kulturen gebaut würden.

In einer ‚Aktuellen Stunde‘ diskutierten die Synodalen über die global ungerechte Verteilung von Impfstoffen gegen das Corona-Virus. Es zeige sich das grundsätzliche Problem globaler Ungerechtigkeit, auch bei anderen Ressourcen, in der Pandemie besonders stark. So wichtig etwa Impfstoffspenden seien, sie helfen einem Kontinent wie Afrika nicht, die Krise zu bewältigen. Man müsse die örtlichen Gesundheitssysteme stärken, so der Synodale Ernst-Wilhelm Gohl. Die Synodale Yasna Crüsemann betonte, dass die Pandemie erst zu Ende sei, wenn alle Länder Zugang zu Impfstoffen hätten. Dass die reichen Länder Impfstoffe für sich behielten, sei unmenschlich und unvernünftig. Die Frage der Aussetzung von Patenten für Impfstoffe als Voraussetzung für mehr Impfgerechtigkeit wurde kontrovers diskutiert. Mehrere Synodale betonten übereinstimmend, die Länder des globalen Südens müssten unterstützt werden, selbst zu produzieren, auch um einer Impfskepsis zu begegnen. Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July forderte dazu auf, jetzt schnell zu helfen und dabei auch an die Hersteller von Impfstoffen zu appellieren, diese zum Selbstkostenpreis zur Verfügung zu stellen. „Behalten wir den globalen Blick und handeln, wo wir handeln können“.

Weiterhin brachten die Synodalen Beschlüsse auf den Weg, die digitale Sitzungsteilnahme und Abstimmungen auch in normalen Zeiten aus ökologischen und zeitökonomischen Gründen ermöglichen. Die Ausschüsse der Landessynode tagen in der Regel monatlich, die ihr Mandat ehrenamtlich ausübenden Synodalen kommen dafür aus allen Enden der Landeskirche nach Stuttgart.

Den Entwurf eines ‚Kirchlichen Gesetzes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt‘ brachte der Oberkirchenrat in den synodalen Entscheidungsprozess ein – es wird zu Beratung in den Rechtsausschuss gegeben.

Im weiteren Verlauf der Sommertagung stehen neben der Debatte über Kriterien zu künftigen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Landeskirche auch die Mittelfristige Finanzplanung sowie die Finanzierung der weiteren Arbeit mit geflüchteten Menschen und der Telefonseelsorge an. Zur Suche einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers für Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July werden die Synodalen am Samstag einen Nominierungsausschuss wählen. Dessen Mitglieder haben die Aufgabe, der Synode maximal drei Personen für die Bischofswahl vorzuschlagen, die während der Frühjahrstagung der Landessynode im März 2022 geplant ist.

 

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche       

 

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PM Beginn Sommersynode 2021
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02.07.2021

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