23.04.2025

#VerständigungsOrt in Tübingen: „Wie heute streiten?“

Die Eberhardsgemeinde in Tübingen bietet in Kooperation mit dem Landestheater Tübingen eine Gesprächsreihe an

„Wie heute streiten?“ - dieser Frage widmet sich die Gesprächsreihe "Verständigungsorte der Demokratie" der Eberhardsgemeinde Tübingen in Kooperation mit dem Landestheater Tübingen. Pfarrer Dr. Martin Böger berichtet im Interview über die Erfahrungen mit einem Raum für pointierte, ehrliche und wertschätzende Diskussionen, um öffentliche Orte für konstruktiven Streit zu etablieren. Die Initiative #VerständigungsOrte der EKD, der Diakonie Deutschland und der "midi – Zukunftswerkstatt von Kirche und Diakonie" ermutigt alle Gemeinden und Einrichtungen von Kirche und Diakonie dazu, Räume für Gespräche zu öffnen.
 

Pfarrer Dr. Martin Böger spricht über die Erfahrung des #VerständigungsOrts in Tübingen (Foto: Gabriel Parsyak)

Warum ist Ihr Projekt ein #VerständigungsOrt?

Wir haben unsere Veranstaltungsreihe zu den #VerständigungsOrten gemeinsam mit dem Landestheater Tübingen (LTT) konzipiert. Als Grundthema haben wir uns die Frage gestellt „Wie heute streiten?“, denn wir merken, wir haben eigentlich kaum öffentliche Orte, an denen wir uns streiten können. Bei diesen Veranstaltungen gehen wir gemeinsam auf die Suche, loten aus, besprechen, diskutieren und hinterfragen uns, was es heißen könnte, miteinander zu streiten: pointiert, ehrlich und wertschätzend.

Konzipiert haben wir das Ganze als Reihe, wobei wir erst nach und nach wissen, wie wir weiter machen. Das Projekt lebt von einer großen Offenheit und Experimentierfreude, weil wir gemerkt haben, klassische Formate wie Vortrag und anschließend Gespräch passen hier für uns nicht. So haben wir uns einmal in einer Art Stammtischatmosphäre mit der Sozialbürgermeisterin von Tübingen getroffen und das zweite Mal eine künstlerische Performance zum Thema „Streit“ auf uns wirken lassen. Und am dritten Setting überlegen wir noch herum. 😉

Wieso ist es Ihnen als Kirchengemeinde und Pfarrer wichtig, einen #VerständigungsOrt anzubieten?

Mich hat die Initiative dazu angeregt, genau das zu überlegen – was ist Aufgabe und Ort von Kirche in unserer Gesellschaft? Für mich ist eine Antwort, Raum zu geben für die großen Fragen, für den Dissens und sich dabei gegenseitig nicht aus den Augen zu verlieren. Und so bin ich auf das LTT zugegangen und habe gefragt: Wollen wir nicht was Gemeinsames auf die Beine stellen? Denn wir beide - Kirche und Theater - sind Institutionen, die das Menschsein und unser Zusammenleben thematisieren und die das bisher eher nebeneinander als miteinander getan haben.

#VerständigungsOrte

Kirche und Diakonie setzen sich angesichts von Krisen, Polarisierung und Populismus für mehr Verständigung ein. Die Initiative #VerständigungsOrte – Wir. Reden. Hier. der EKD, der Diakonie Deutschland und der "midi – Zukunftswerkstatt von Kirche und Diakonie" ermutigt alle Gemeinden und Einrichtungen von Kirche und Diakonie dazu, Räume für Gespräche zu öffnen und Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zum Austausch einzuladen.

Kam es auch tatsächlich zu Kontroversen, die man für alle Beteiligten konstruktiv bearbeiten konnte? Und dann auch zu Verständigung?

Ja, klar, es ist zu Kontroversen gekommen, die auch am Ende geblieben sind – und das finde ich auch gut, weil Verständigungsort nicht heißen darf, zum Schluss kommen wir alle zur gleichen Ansicht. Aber vielleicht ist es an der einen oder anderen Stelle gelungen, den anderen mit dessen Meinung bewusst stehenzulassen, den Dissens zu spüren und trotzdem wertschätzend und offen zu bleiben. Ich glaube, konkret verstehe ich unter Verständigung als erstes ganz basal zuhören und nicht sofort abkanzeln und bewerten, was der oder die andere sagt.

Haben Sie ganz praktische Tipps, wie man - auch aus einer christlichen Haltung heraus - angesichts von Krisen, Polarisierung und Populismus wieder ins Gespräch kommen kann? 

Tja, das ist wohl die große Frage, die uns alle umtreibt. Ich glaube, was es da zuerst braucht, ist der Respekt gegenüber dem anderen, das Zuhören und Nachfragen. Dazu gehört für mich auch, den anderen in seinen Ängsten, Sorgen und Nöten zu sehen, zu erahnen, wie sie oder er durch die Umstände in seinem Leben geworden ist. Und dann das Eingeständnis, dass es unterschiedliche Meinungen geben darf und auch soll. Denn Zuhören und Nachfragen heißt nicht, sofort dem Anderen zuzustimmen, aber vielleicht eine Basis zu schaffen, dass es zu einem echten Diskurs und nicht nur zur Bestätigung der eigenen Meinung kommt.

Was würden Sie anderen empfehlen, die auch einen #VerständigungsOrt anbieten möchten?

Suchen Sie sich Kooperationspartner! Bei den Fragen nach gesellschaftlichem Zusammenhalt und den großen Sinnfragen sind wir nicht allein, sondern können von- und miteinander lernen – gerade auch von denen, die anders ticken als wir. Ich glaube, diese Initiative ist auch eine Chance, sich als Kirche nochmals anders in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen, nicht zuerst mit einer Meinung, sondern mit einem Ort und einer Haltung.

Externer redaktioneller Inhalt

Hier werden externe Inhalte des (Dritt-)Anbieters ‘Meta Platforms - Instagram’ (Zweck: Soziale Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit) bereitgestellt. Mit Aktivierung des Dienstes stimmen Sie der in unserer Datenschutzinformation und in unserem Consent-Tool beschriebenen Datenverarbeitung zu.

Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontaktdontospamme@gowaway.elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden. Sie möchten in Ihrem Schaukasten auf unsere Webseite verlinken? Hier erfahren Sie, wie Sie dafür einen QR-Code erstellen können. 

Schon gewusst?

Was es mit der Kirchensteuer auf sich hat, wie sie bemessen wird und welche positiven Effekte die Kirchen mit der Kirchensteuer an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens erzielen, erfahren Sie auf www.kirchensteuer-wirkt.de.

Weitere Meldungen, die Sie interessieren könnten

Video: „Gottesdienste sind fast wie Urlaub“

Was macht an dem Beruf der Mesnerin besonders Spaß? Welche Herausforderungen bringt er mit sich, und warum fühlt er sich manchmal wie Urlaub an? Rundfunkpfarrerin Barbara Wurz hat bei SWR1 Begegnungen Gabi Sauer, die Mesnerin der evangelischen Veitskirche in Nehren, zu Gast.

Weiterlesen

KI in der Gemeindearbeit einsetzen

Was ist Künstliche Intelligenz und was ist damit anzufangen? Eignet sich KI auch für die Gemeindearbeit und wo konkret kann sie dort zielgerichtet angewendet werden? Mit diesen Fragen befasst sich am 16. Mai ein Online-Seminar des Evangelischen Medienhauses.

Weiterlesen

„Kirche mit Kindern“ ist einfach lebendig

Vom Kindergottesdienst zu einer Kirche für die ganze Familie: Lebendiger und spannender Gottesdienst mit neuen Herausforderungen. Wir haben Sabine Foth gefragt, wie sich die Kirche mit Kindern zu einer Familienkirche gewandelt hat und was ihr an der Arbeit besonders gefällt.

Weiterlesen

Video: Multitalent mit Down-Syndrom

Tamara Röske hat viele Talente: Schauspielern, Modeln und Leichtathletik – trotz Handicap. Die 28-Jährige hat das Down-Syndrom. Wie bringt sie alles unter einen Hut? Darüber spricht sie zusammen mit ihrer Mutter Antje mit „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

Weiterlesen

„Wir beten, dass die zerstörende Gewalt ein Ende nimmt“

Die Landeskirchen in Württemberg und Baden haben den Jüdinnen und Juden im Land Grüße zum Pessach-Fest übersandt. Darin nehmen Landesbischof Gohl und Landesbischöfin Springhart Bezug auf den Angriff der Hamas wie auch auf den Raketenangriff des Iran auf Israel.

Weiterlesen

Hoffnung wird durch Menschen vermittelt

Bei einer religionspolitischen Tagung der SPD-Bundestagsfraktion am 12. April in Berlin unter dem Titel „Mehr Zuversicht! Mit Hoffnung die Zeiten wenden“ betonte Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, wer die Verwurzelung in Jesus Christus spüre, werde für andere zur Hoffnung.

Weiterlesen

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y