| Medien & Kultur

„Hanna ist mir über das Malen nähergekommen“

Charlotte Horn setzt Comics im Religionsunterricht ein und hat die Fastenfiguren für unsere Serie gemalt

Charlotte Horn ist Vikarin in der Kirchengemeinde Bad Saulgau. Für unsere Reihe über Fastenfiguren aus der Bibel und der Kirchengeschichte malt sie die Bilder. Im Interview erzählt sie, wie sie dazu kam, christliche Themen in Comics und Graphic Novels darzustellen.

Der Zeichenblock von Vikarin Charlotte Horn mit der Skizze der Zeichnung von Hanna.Bild: Charlotte Horn

Wie kamen Sie dazu, christliche Themen und biblische Geschichten zu zeichnen?

Charlotte Horn: Am Anfang des Vikariats hatte ich im Religionsunterricht eine Klasse, die eher unruhig war. Deshalb habe ich angefangen, biblische Geschichten, mit denen wir uns auseinandergesetzt haben, in Bildern darzustellen. Als erstes war das die Weihnachtsgeschichte: Dafür habe ich die Hirten, die zum Stall laufen, gezeichnet. Mir war wichtig, darzustellen, was das Besondere an Weihnachten ist: dass etwas passiert ist, was überhaupt nicht erwartbar war. Ich wollte die Geschichte so malen, dass die Betrachtenden mit den Hirten am Feuer sitzen und sich mit ihnen auf den Weg machen.

Das kam richtig gut an und deshalb habe ich damit weitergemacht. Mal eher im ganz einfachen Comicstil und manchmal eher in Richtung einer Graphic Novel.

Charlotte Horn ist Vikarin in der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Saulgau.Bild: privat

Wie setzen Sie die Comics ein?

Horn: Als wir Luther durchgenommen haben, habe ich einen Comic wie ein kleines Buch mit Beamer an die Wand projiziert. Zu sehen war zum Beispiel Luther, der in seiner Schreibstube auf der Wartburg sitzt. Und daneben stand eine Geschichte, die die Schülerinnen und Schüler vorlesen sollten. So werden sie mehr gepackt, als wenn sie die Geschichte vorgelesen bekommen. Für die Schülerinnen und Schüler ist es eine zusätzliche Dimension zum Hören. Und wenn ein Thema durch Bilder ausgedrückt wird, fällt es den Schülerinnen und Schüler leichter, aufmerksam zu bleiben. Wie ich das mache, hängt immer auch davon ab, auf was ich gerade Lust habe und wozu sich die Geschichten eignen.

Wenn etwas unsauber ist, spiegeln es mir die Schülerinnen und Schüler direkt, weil ich die Comics eben selbst gezeichnet habe. Zum Beispiel: „Warum hat er dort einen Hut auf und im letzten Bild nicht?“ Oder: „Warum hat diese Figur nur vier Finger?“

Wie kamen Sie auf die Idee?

Horn: Ich zeichne gerne und dachte, dass ich das im Unterricht nutzen kann. Ich finde die Filme für den Reliunterricht manchmal zu einfach und erwachsen gezeichnete Comicfiguren ein bisschen interessanter. Und ich weiß noch nicht, inwiefern es biblische Comics gibt. Aber ich behandle die Themen abwechselnd mal so, mal so. Ich finde, die Abwechslung macht den Unterricht auch spannend.  

Auch manche meiner Vikariatskolleginnen und -kollegen schicken mir Geschichten für ihren Unterricht, die vielleicht zum Thema hinführen und für die es keine Illustrationen gibt und fragen mich: „Könntest du nicht für meine dritte Klasse etwas malen?“

Charlotte Horn koloriert die Zeichnung.Bild: Charlotte Horn

Wie gehen Sie vor?

Horn: Am besten sind Geschichten, die schon eine Geschichte sind. So wie bei den Hirten in der Weihnachtsgeschichte. Dafür habe ich mir mehrere Tage Gedanken gemacht und aufgeschrieben, was ich als Bild zeigen will, etwa: Was können sie zueinander sagen? Dann habe ich sie gezeichnet und überlegt, ob noch etwas fehlt. Manchmal ist etwas nicht logisch, weil man zum Beispiel in der Geschichte zu schnell weiterspringt. Dann brauche ich ein oder zwei Bilder mehr. Für Schülerinnen und Schüler in der Grundschule zeichne ich vor allem Comics und achte darauf, dass die Figuren rundere Gesichter haben. Für die größeren Schüler ist es toller, wenn die Gesichter möglichst realistisch wirken.

Wie wählen Sie aus, was Sie darstellen?

Horn: Ich kann nie alles darstellen. Mit meiner Weihnachtsgeschichte wollte ich das Außenseitersein der Hirten zeigen, weil ich es wichtig fand. Aber man hätte das Thema auch ganz anders beleuchten können. Das Zeichnen hat für mich etwas von Predigtschreiben, weil man sich immer einen Aspekt heraussucht.

Fast ist das Bild fertig.Bild: Charlotte Horn

Machen die Zeichnungen Ihnen selbst auch neue Perspektiven deutlich?

Horn: Ja, zum Beispiel, als ich die Ostergeschichte und die Frauen, die ans Grab gehen und ihre Hoffnungslosigkeit gemalt habe. Ich habe die Geschichte ganz neu durchdacht und wollte dann darstellen, wie am leeren Grab Hoffnung und Glaubenshoffnung entstehen. Wie beim Predigtschreiben ist es auch eine intensive Beschäftigung mit dem Text oder der jeweiligen Geschichte. Wenn ich die Geschichte selbst schreibe, ist das Zeichnen für mich einfacher. Die Zeichnungen sind dann aber immer mein Blick auf die Geschichte oder den Text.

Lassen Sie sich auch von anderen Darstellungen inspirieren?

Horn: Genau, ich habe beim Zeichnen ganz unterschiedliche Comics herumliegen und schaue immer, was gerade passt.

Die fertige Hanna auf dem Skizzenblock der Vikarin.Bild: Charlotte Horn

Gibt es Themen, die Sie gerne einmal zeichnerisch darstellen würden?

Horn: Ja, ich tue mich zum Beispiel schwerer, Szenen von Gottesbegegnungen darzustellen. Es gibt davon viele mit Farbe gemalte Gemälde, wie die von Sieger Köder und Andreas Felger, die mehr ins Abstrakte gehen. Und Comics sind ja etwas sehr Reelles. Ich muss mal darüber nachdenken, wie ich abstraktere Themen umsetzen kann. Ich würde es gerne mal versuchen.

Was haben Sie bisher über die Fastenfiguren gelernt?

Hanna ist mir über das Malen nähergekommen. Sie ist nicht der biblische Charakter, an den ich mich sofort erinnern würde. Sie sieht Jesus und Maria und Joseph im Tempel und nimmt das als Schatz für sich an – und das finde ich sehr schön, und ich hoffe, ich konnte es mit meinem Bild zeigen. Mich als Vikarin, die ich sozusagen jeden Tag im Tempel arbeite, erinnert es auch daran, dass ich mich trotzdem noch überraschen lasse. David hat 100 Facetten und die, die ich gemalt habe, die Trauer, ist nur eine davon. Und statt zu zeichnen, male ich diesmal.


Sieben Fastengestalten aus Bibel und Kirchengeschichte

Im Verlauf der Fastenzeit 2023 stellen wir auf elk-wue.de jede Woche eine Gestalt aus Bibel oder Kirchengeschichte vor, die einen bestimmten Aspekt des Fastens verkörpert. Chalotte Horn zeichnet oder malt dazu die Illustrationen. Hier finden Sie im Verlauf der Fastenzeit alle zugehörigen Artikel:


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