| Kirchenjahr

„Die Offenbarung des Johannes ist ein Schrei nach Gerechtigkeit“

Ökumenische Adventseröffnung mit Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Weihbischof Thomas Maria Renz

Thomas Maria Renz, Weihbischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, und Ernst-Wilhelm Gohl, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Württemberg, eröffneten am Samstagabend mit einem ökumenischen Gottesdienst im Rottenburger Dom „St. Martin“ gemeinsam die Adventszeit.

Weihbischof Thomas Maria Renz und Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl.Bild: Pressefoto ULMER

In seiner Einführung wies Weihbischof Renz auf die prophetischen Texte der Bibel hin, die dazu einladen, den Blick auf die Zukunft zu lenken: „Das Volk Israel ist sich gewiss, dass Gott in scheinbar ausweglose Lagen eingreift, dass Gott Rettung und Heilung schenkt. In dieser Erwartungshaltung konnte Israel alle Krisen durchstehen.“ Und so dürften auch wir als Christinnen und Christen gerade jetzt, in dieser Zeit des Kriegs in der Ukraine, der ungezähltes Leid brachte und der auch in Deutschland dazu führt, dass Menschen frieren müssen und in ihrer Existenz gefährdet sind, hoffen und Gott beim Wort nehmen, sagte Weihbischof Renz. Der nun beginnende Advent sei die Zeit der hoffnungsfrohen Verheißung: „Von solcher Hoffnung auf ein gutes Ende dürfen wir leben. Schauen wir gemeinsam in Richtung Zukunft. Lassen wir uns anstecken von der Gewissheit, dass Gott in unser Leben kommt, dass der Retter auch in unserem Alltag Mensch wird“, hielt Renz fest und rief dazu auf, die Vorbereitungszeit auf Weihnachten in geschwisterlicher Verbundenheit miteinander zu beginnen.

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, der seit Juli dieses Jahres im Amt ist und erstmals an der ökumenischen Adventseröffnung mitwirkte, die von den beiden großen christlichen Kirchen im Land in jährlich wechselnder Verantwortung gestaltet wird, hielt im Anschluss die Predigt. Mit Blick auf die beginnende Adventszeit, stellte er darin die Offenbarung des Johannes und in ihr das letzte der Sendschreiben in den Mittelpunkt: den Brief des Sehers an die reiche Stadt Laodicea. In diesem Schreiben an die Menschen der einstigen kleinasiatischen Handels- und Thermenstadt gehe es um Hitze und um Kälte und die Adventszeit 2022, die nun beginnt, werde kälter werden als die vorherigen, schlug Gohl den Bogen. Und kälter werde es nicht nur mit Blick auf das Zimmerthermometer: Die Besinnlichkeit müsse sich auch der sozialen Kälte, einer höchst umstrittenen Fußball-WM und anderer Faktoren erwehren, die Wärme nur schwer aufkommen lassen, hielt er fest.

Dabei gebe uns das einstige Laodicea auf dem Weg durch den Advent Fragen an die Hand. Die Bilder, die Johannes fand, passten in unsere Gegenwart. „Muten wir uns diese Bilder am Beginn des gemeinsamen Adventsweges zu und suchen in ihnen Orientierung für die Zukunft unserer Kirchen“, sagte Gohl. „In der Adventszeit konfrontieren wir uns bewusst mit den Abgründen dieser Welt. Krippe und Kreuz gehören zusammen.“ Und Landesbischof Gohl stellte Fragen: „Seht ihr klar, was in dieser Welt geschieht oder verschließt ihr die Augen vor dem Leid? Ist Reichtum gerecht verteilt? Wie können wir teilen?“ Und: „Sind unsere Kirchen profiliert genug, haben sie klare Botschaften? Führen Worte in die Gemeinschaft?“

Im Vergleich zur Not der Menschen in der Ukraine, die dem brutalen Angriff Russlands ausgesetzt sind und im wahrsten Sinne ums Überleben kämpfen, gehe es uns noch gut. Dennoch sei diese Adventszeit anders als sonst. Und der Landesbischof erinnerte: „Als die Johannesapokalypse entstand, war die Zeit ähnlich krisenhaft wie heute.“ Das letzte Buch der Bibel sei da ganz klar: „Die Welt, so wie sie jetzt ist, wird nicht Bestand haben können. Alles muss anders werden. Die Offenbarung des Johannes ist ein Schrei nach Gerechtigkeit: Gott soll, Gott muss eingreifen und alles verändern. Erst dadurch kann eine neue Gemeinschaft mit Gott entstehen.“ Diese Hoffnung solle die Menschen stärken, wenn sie in Not sind.

Schon gewusst?

Grafik: elk-wue.de

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