| Landeskirche

„Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt“

Bischöfin und Bischöfe beim Pforzheimer Festakt zu Chanukka und Advent

Die Bischöfin und die Bischöfe der vier großen Kirchen in Baden-Württemberg haben am 18. Dezember bei einem großen Festakt zu Advent und Chanukka in Pforzheim ihre Verbundenheit mit Jüdinnen und Juden bekräftigt. Unter dem Motto „Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt“ fand erstmals ein gemeinsamer Festakt der Israelitischen Religionsgemeinschaften und der Kirchen in Baden-Württemberg statt. Zusammen mit der Stadt Pforzheim setzten die Veranstalter im Rahmen von Chanukka 5783 und Advent 2022 ein sichtbares Zeichen.

Der achtarmige Leuchter ist ein wichtiges Symbol der Chanukka-Tage.Bild: Pixabay / EvgeniT

Erstmals haben die Israelitischen Religionsgemeinschaften und die christlichen Kirchen in Baden-Württemberg zusammen Advent und Chanukka gefeiert. „Mit dem gemeinsamen Feiern wollen wir jüdisches Leben sichtbar machen und die Selbstverständlichkeit religiöser Vielfalt betonen“, sagte Landtagspräsidentin Muhterem Aras in Pforzheim vor rund 200 Gästen. Antisemitismus habe keinen Platz in der Gesellschaft, betonte sie: „Beim Schutz jüdischen Lebens stehen wir fest zusammen.“

Gemeinsam mit dem badischen Landesrabbiner Moshe Flomenmann entzündete Aras das erste Licht des Chanukka-Leuchters. Unter dem Motto „Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt“ wollten die Religionen gemeinsam mit der Stadt Pforzheim ein sichtbares Zeichen des Füreinander-Eintretens setzen.

„In der jeweiligen Religion stark sein“

„Wir feiern gemeinsam, aber wir achten die unterschiedlichen Identitäten“, sagte Flomenmann. Dabei gehe es nicht darum, die Grenzen der Religionen abzuschaffen, sondern zu respektieren und zu tolerieren. „Wir müssen darauf achten, stark in der jeweiligen Religion zu sein“, so Flomenmann.

Landesbischof Gohl: „Gelebtes Judentum in aller Vielfal sehen“

„Über das Positive, Lichtvolle zu sprechen und damit das Judentum in Deutschland nicht auf die Shoah zu reduzieren – ohne die Bedeutung dieses einmalig-furchtbaren Geschehens zu mindern“ – so beschrieb Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl (Stuttgart) den Grundgedanken des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, an das die Veranstaltung anknüpfte. Vor allem junge jüdische Menschen hätten gefordert, gelebtes Judentum in aller Vielfalt zu sehen. Mit dem Hinweis auf den Pforzheimer Humanisten Johannes Reuchlin erinnerte Gohl zugleich an jene „hellsichtigen Persönlichkeiten, die sich in den Jahrhunderten für Jüdinnen und Juden eingesetzt haben. Diese Personen waren in positiver Weise stilprägend und Vorläufer der jetzigen Auseinandersetzung.“

Bischof Fürst: „Die Welt zum Leuchten zu bringen“

Für Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg) ist das Licht der Kerze, wie es Juden und Christen entzündeten, eine „anthropologische Konstante im menschlichen Leben. Vor allem in Notsituationen sei es heilsam, Kerzen zu entzünden, die für „heilsames Leben“ stehen würden. Er rief dazu auf, sich aus dem Gottesglauben heraus für andere Menschen einzusetzen und damit die Welt zum Leuchten zu bringen.

Erzbischof Burger: „Das Licht mehren“

Erzbischof Stephan Burger (Freiburg) erklärte, dass sich das von Gott geschenkte Licht stets an die Gemeinschaft richte. „Daraus erwächst für uns eine Pflicht, dieses Licht nicht zu verdecken, sondern es zu mehren, es größer und heller werden zu lassen“, sagte der Erzbischof. Vor dem Hintergrund ukrainischer Flüchtlinge mit besonderer Beziehung zum Judentum in Deutschland würdigte Burger, „wie jüdische und christliche Gemeinden zusammen einen Dienst an diesen Menschen geleistet haben.“

Landesbischöfin Springhart: „Sensibel für die Verletzungen des Anderen sein“

Für die badische Landesbischöfin Prof. Dr. Heike Springhart (Karlsruhe) ist die Verwundbarkeit ein gemeinsames Merkmal der jüdischen und christlichen Religionen. „Verwundbar und verletzlich zu sein, bedeutet, sich füreinander zu öffnen und sensibel für die Verletzungen des jeweils Anderen zu sein“, sagte die Landesbischöfin. Der christliche und der jüdische Glaube sei verbunden in der Hoffnung darauf, dass das, was uns bedrängt, nicht das letzte Wort habe. Sie hob hervor, dass Gott zu Weihnachten sein menschliches Gesicht gezeigt habe – „und dieses Menschliche hat viel mit offenen Türen und gemeinsamem Feiern zu tun.“

Michael Blume: „Ein Stück Religionsgeschichte geschrieben“

Mit der Feier hätten Christen und Juden ein Stück Religionsgeschichte geschrieben, sagte der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume. In Baden-Württemberg habe es zuvor keine gemeinsame Feier zu Advent und Chanukka gegeben.

Das achttägige jüdische Lichterfest Chanukka (hebräisch: Weihung) begann am Sonntagabend. Bis zum 26. Dezember wird am Chanukka-Leuchter jeden Tag mit Einbruch der Dunkelheit ein neues Licht entzündet.

Mit Material von epd

Kirchensteuer wirkt!

Mehr News

  • Datum: 24.10.2024

    „Das Gebet für den Frieden ist der Anfang allen Tuns“

    Friedenspfarrer Stefan Schwarzer und die Ev. Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK-Württemberg) setzen sich für eine differenzierte und umfassend empathische Auseinandersetzung mit dem Ukraine-Krieg und dem Konflikt im Nahen Osten ein.

    Mehr erfahren
  • Datum: 24.10.2024

    Über die landeskirchliche EHZ-Bibliothek

    400.000 Bücher und andere Medien – ihr riesiger Bestand macht die landeskirchliche EHZ-Bibliothek zur größten wissenschaftlich-theologischen Bibliothek in der EKD. Sabine Kreitmann, Leiterin des Möhringer Standorts, gibt Einblicke in die Arbeit der EHZ-Bibliothek.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.10.2024

    Forum Digitalisierung - jetzt anmelden

    Melden Sie sich jetzt an zum 12. Digitalisierungs-Forum am 11.11. - diesmal in Ulm. Das Thema: „Social Media mit Botschaft“. Programm: Neues Sinnfluencer-Netzwerk, Keynote, Projektvorstellungen, Workshops und viel Austausch. Anmeldeschluss: 30. Oktober.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.10.2024

    Die Ehrenamtsarbeit der Kirchengemeinde Neuffen

    Podcast des Innovationstages #gemeindebeigeistert: Frieder Siegloch spricht mit Nabil Atassi über die Evangelische Gemeinde in Neuffen, die seit mehr als 25 Jahren vielfältige ehrenamtliche Projekte erarbeiten, beispielsweise Konzerte, Comedy und mehr ...

    Mehr erfahren
  • Datum: 21.10.2024

    Stiftskirche Tübingen wird „Leer_raum“

    Die Tübinger Stiftskirchengemeinde hat für fünf Wochen (bis 24. November) in der Stiftskirche alle Bänke entfernt und so eine riesige leere Fläche geschaffen um auszuloten, wie sich dies auf das Erleben von Gottesdiensten, Konzerten und anderen Veranstaltungen auswirkt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 20.10.2024

    Herzensanliegen: Liebe mit Gottes Segen

    In der Videoserie der EKD Menschen geben Einblick in ihre Erfahrungen und machen Lust, den eigenen Herzensanliegen nachzuspüren und Worte dafür zu finden. Julia und Frank erzählen, wie Gottes Segen ihnen dabei hilft, an ihrer Ehe zu arbeiten und sie zu pflegen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.10.2024

    TV-Tipp: Seelsorge im (Profi-)Sport

    Den Traum, im Sport Höchstleistungen zu bringen, haben viele Kinder und Jugendliche. Für die meisten wird er sich nicht erfüllen. Wird ein Talent erkannt, stellen sich schon bald komplizierte Fragen. Über diese spricht „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit ihren Gästen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.10.2024

    Zum 300. Todestag von Johann Osiander

    Der vor 300 Jahren verstorbene Johann Osiander ist derjenige, nach dem man gesagt hat, dass man aus einem württembergischen Magister alles machen kann. Der Theologe bekleidete nicht nur wichtige Kirchenämter, sondern er war auch Dichter und bereiste als Diplomat Europa.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.10.2024

    50 Jahre Mädchen in Blaubeuren

    Mit einem Begegnungsfest haben die Evangelischen Seminare Blaubeuren und Maulbronn zusammen mit Zeitzeuginnen am 11. Oktober 2024 ein Jubiläum der besonderen Art gefeiert. Seit 1974 können Mädchen dieses Gymnasium mit Internat in Blaubeuren besuchen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.10.2024

    6. Weihnachtssingen im GAZi-Stadion

    Am 22. Dezember 2024 um 17:00 Uhr findet das traditionelle Weihnachtssingen im GAZi-Stadion auf der Waldau statt. Karten können schon jetzt vorbestellt werden. Die Veranstaltung wird zusätzlich per kostenlosem Livestream übertragen. Hier finden Sie weitere Informationen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.10.2024

    Nachbarschaftsprojekt Lebenswert

    Podcast des Innovationstages #gemeindebeigeistert: Gabriele Blum-Eisenhardt erzählt vom Nachbarschaftsprojekt Lebenswert. Sie geht mit weiteren Ehrenamtlichen jeden Montag in ein Altersheim und singt mit den Bewohnern Lieder.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.10.2024

    7. baden-württembergische Konfi-Nacht

    Am 18. und 19. Oktober 2024 findet in Mannheim die siebte Konfi-Nacht Baden-Württemberg statt. Rund 430 Jugendliche mit 50 Betreuerinnen und Betreuern kommen an den beiden Tagen zusammen, um unter dem Motto „LOVESTORY²“ an einem vielfältigen Programm teilzunehmen.

    Mehr erfahren
Mehr laden