| Gesellschaft

Gegen Wohnungsnot und Menschenhandel

Evangelische Frauen in Württemberg zeichnen Projekte mit Förderpreis aus

Die Evangelischen Frauen in Württemberg (EFW) zeichnen Lena Mekonnen und Doris Ayena für ihr Engagement in Äthiopien beziehungsweise Esslingen mit dem Mariane-Kraut-Frauenförderpreis aus. Sie können die Preisverleihung am 25. Juni live im Internet verfolgen. Hier erfahren Sie mehr über die Preisträgerinnen und die Projekte, für die sie sich engagieren.

Die beiden Projekte, die die Jury ausgewählt hat, richten sich an Frauen in Not - das eine in Äthiopien, das andere in Esslingen. Die Preisträgerinnen erhalten für ihre Projekte jeweils 1.500 Euro.

V.l.n.r.: Dagmar Bahr, Doris Ayena (beide Heimstatt Esslingen e.V.) und Barbara Straub (Amt für Chancengleichheit der Stadt Esslingen) vermitteln privaten Wohnraum an Frauen in Not.Heimstatt Esslingen e.V.

Doris Ayenas Einsatz für den Heimstatt Esslingen e.V. 

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt hat sich in den letzten Jahren verschärft, auch in Esslingen. Kleine Wohnungen stehen oft leer und werden nicht angeboten. Da macht es Frauen schwer, die sich aus Gewaltbeziehungen befreien konnten. Sie leben mit ihrem Hab und Gut, zum Teil mit Kindern, auf engstem Raum in städtischen Unterkünften, in der Regel zusammen mit alleinstehenden Personen, auch Männern. Die Finanzierung des eigenen Lebensunterhalts ist oft schwierig. Auch der Wechsel aus einem Frauenhaus in eine eigene Unterkunft nimmt wegen des angespannnten Wohnungsmarktes mehr Zeit in Anspruch. Gerade in der Corona-Pandemie benötigen viele Frauen eine neue Unterkunft, da sie von häuslicher Gewalt verstärkt betroffen sind.

Mit Plakaten im öffentlichen Raum wird auf das Wohnprojekt aufmerksam gemacht.Heimstatt Esslingen e.V.

Das Projekt „Ein Zuhause geben“ entstand 2018 aus einer Kooperation der Sozialpädagogin Doris Ayena und dem Frauenrat Esslingen. Ziel ist es, Frauen aus prekären Lebensverhältnissen in privaten Wohnungen unterzubringen. Der gesamte Prozess wird begleitet, vom ersten Kennenlernen bis zur Unterzeichnung der Papiere. Vermieter und Mieterinnen werden so ausgewählt, dass die Lebensvorstellungen und Interessen gut zueinander passen, damit auch die Vermieter zufrieden sind. Seit 2018 konnten Doris Ayena und ihr Team elf Frauen in Wohnungen vermitteln, auch aus umliegenden Landkreisen kamen bereits Anfragen.

Synodalpräsidentin Sabine Foth betont, dass Projekte und Initiativen wie „Ein Zuhause geben“ die Gesellschaft ein Stück mütterlicher machen und in vielen Städten und Gemeinden gebraucht würden. „Mit dem Projekt hat Doris Ayena es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen in prekären Lebenssituationen, die auf dem Wohnungsmarkt kaum eine Chance haben, zu unterstützen.“

Lena Mekonnens Einsatz für Opfer von Menschenhandel in Äthiopien

Die Agar Ethiopia Charitable Society kümmert sich um Opfer von Menschenhandel. 2005 wurde sie in Addis Abeba gegründet, ihre Arbeit wird zu über 90 Prozent durch Spenden, Zuschüsse internationaler Organisationen und temporären Projektmitteln finanziert.

Im Rehabilitationszentrum lernen die Frauen auch eine Alltagsroutine. Mekonnen/Agar Ethiopia Charitable Society

Bei der Agar Ethiopia Charitable Society liegt der Fokus auf freiwillig Rückkehrenden, die in den Golfstaaten als Dienstmädchen arbeiten. Diese geraten bei ihrer Migration oft an kriminelle Netzwerke, werden misshandelt und ausgebeutet. Besonders gefährdet sind junge, alleinerziehende Mütter, die ihre Kinder an Verwandte abgeben und im Ausland Geld verdienen wollen, um ihre Familien zu unterstützen. Die Frauen erhalten oft keinen Lohn, werden über Jahre festgehalten und verlieren die Beziehung zu ihren Kindern und Familien. Oft entstehen auch während der Migration Kinder aus Vergewaltigungen. In der Heimat müssen die Frauen mit Ausgrenzung und den eigenen psychischen Traumata zurechtkommen.

Oft ist die Beziehung zwischen den Müttern und Kindern gestört - bei Agar Ethiopia wird diese wieder aufgebaut.Mekonnen/Agar Ethiopia Charitable Society

Die Preisträgerin Lena Mekonnen hat 2016/2017 ein Praxissemester bei Agar Ethiopia absolviert. Dort entwickelte sie Alltagsroutinen für die im Rehabilitationscenter lebenden Frauen, die ihre Gefühle beim Spielen und Basteln auszudrücken lernten und so wieder eine Beziehung ihren Kindern aufbauen konnten. Mekonnen reiste vor der Corona-Pandemie zweimal jährlich nach Äthiopien. Mit Vorträgen und traditionellen äthiopischen Kaffeezeremonien macht sie in Deutschland auf das Projekt aufmerksam und sammelt Spenden.

„Frauen vor allem aus den ländlichen Regionen Äthiopiens, die Opfer von Ausbeutung und Menschenhandelim Auslandgeworden sind, erhalten Unterstützung und können Perspektiven für ihre Zukunft entwickeln,“ lobt Dr. Birgit Susanne Dinzinger, Leiterin der Abteilung Migration und Internationale Diakonie des Diakonischen Werks Württemberg die Arbeit von Mekonnen. Der Ansatz sei aber auch auf Prävention ausgerichtet und fördere Teilhabe und Selbständigkeit von Frauen, so Dinzinger weiter.

Preisverleihung mit Stream

Die Preisverleihung findet am Freitag, 25. Juni ab 19:00 Uhr statt und kann hier via Livestream verfolgt werden. Die Würdigungen sprechen Sabine Foth, Präsidentin der Württembergischen Evangelischen Landessynode, und Dr. Birgit Dinzinger von der Abteilung Migration im Diakonisches Werk Württemberg. Redebeiträge sind ferner vorgesehen von Elke Dangelmaier-Vinçon,  Vorsitzende der EFW, sowie der Jury-Vorsitzenden Prof. Dr. Monika Barz.


Mit dem Mariane-Kraut-Frauenförderpreis zeichnen die Evangelischen Frauen in Württemberg (EFW) Frauen aus, die innovativ, kritisch und kreativ einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit aktuellen Frauenfragen geleistet haben. Der Preis ist mit 1.500 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre ausgelobt. Er finanziert sich aus Förderbeiträgen der EFW-Mitgliedsverbände und Spenden der EFW-Freundinnen. Der Preis ist nach Mariane Kraut benannt. Sie war die erste Vorsitzende der FrauenArbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, einer Vorgängerorganisation der Evangelischen Frauen in Württemberg (EFW), und zwar von der Gründung 1923 bis zum Jahr 1935.



Flyer Projekt Agar Ethiopia Charitable Society
download

Info: 527 KB | PDF
18.06.2021

Flyer Projekt Agar Ethiopia Charitable Society

Mehr News

  • Datum: 27.07.2024

    TV-Tipp: Visionär und Hoffnungsstifter

    Tobias Merckle ist Sprößling der gleichnamigen Pharma-Dynastie. Seine berufliche Laufbahn schien vorgezeichnet, er wählte jedoch einen anderen Weg: das soziale Engagement. Was motivierte ihn dazu? Darüber spricht er mit Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.07.2024

    Reisesegen: Mit Gottes Segen unterwegs

    Wer sich auf den Weg macht, möchte sich geborgen und behütet wissen. Hier eine kleine Auswahl an Reisesegen – zum Teilen, Zusprechen oder für die erste Seite Ihres Reisetagebuchs. Sie verreisen in nächster Zeit nicht? Jeder noch so kleine Weg lässt sich segnen…

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.07.2024

    Besuch bei rumänischer Partnerkirche

    Seit 30 Jahren ist die Landeskirche mit dem Rumänisch-Orthodoxen Erzbistum von Vad, Feleac und Cluj verbunden. Landesbischof Gohl hat die Partnerkirche anlässlich des Jubiläums mit einer Delegation besucht und unter anderem Metropolit Andrei getroffen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.07.2024

    Vereinfachte Gemeindegründungen für Landeskirchliche Gemeinschaften

    Eine Gesetzesnovelle ermöglicht es Landeskirchlichen Gemeinschaften, künftig leichter eigene Gemeinden zu gründen. Die Landessynode hat dem Kirchlichen Gesetz zu den Landeskirchlichen Gemeinschaften mit großer Mehrheit zugestimmt und tritt somit am 1. September 2024 in Kraft.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.07.2024

    Oberkirchenrätin Noller in Verfassungsgerichtshof gewählt

    Oberkirchenrätin Prof. Dr. Annette Noller ist vom baden-württembergischen Landtag als Stellvertreterin in den Kreis der Richterinnen und Richter des baden-württembergischen Verfassungsgerichtshofs gewählt worden. Sie sieht ihr neues Amt als „Ehre und große Aufgabe“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.07.2024

    „Das Neue mit Zuversicht gestalten“

    „Aus gutem Grund – auf gutem Grund“ – so das Motto des Jahresfestes des Gustav-Adolf-Werks. In Gottesdienst, Vorträgen und Workshops tauschten sich die Teilnehmenden über die Zukunft der Kirche und die internationale Verbundenheit evangelischer Christinnen und Christen aus.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.07.2024

    Gebet zum Schuljahresende

    Das Schuljahresende ist für viele eine Zeit der Vorfreude, für manche eine Zeit gemischter Gefühle im Rückblick und für einige eine Zeit des Aufbruchs. Landesbischof Gohl ermutigt mit diesem Gebet Schülerinnen und Schüler, Gott anzuvertrauen, was auf sie zukommt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.07.2024

    Landesbischof Gohl: Interview zum Klimaschutz

    „Angst ist immer ein schlechter Ratgeber – denn das macht dich eng“, sagt Landesbischof Gohl zum Thema Klimaschutz. „Wenn wir uns so verhalten würden, wie es der Schöpfung entspricht, würde es unserer Welt viel besser gehen“. Hier finden Sie das Interview als Text und Video.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.07.2024

    Fortbildung für Digitalisierungs-Coaches geht in die nächste Runde

    Im Herbst 2024 startet die nächste Weiterbildung zu Digitalisierungs-Coaches. Die Fortbildung hat schon viele Haupt- und Ehrenamtliche befähigt, die Digitalisierung vor Ort zu begleiten. Eine digitale Info-Veranstaltung gibt's am 18. September.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.07.2024

    Neues Erscheinungsbild für die Landeskirche

    Mehr Farbe, neues Logo, mehr Flexibilität, mehr Spielräume: Zum 1. Advent 2024 löst die Evangelische Landeskirche in Württemberg ihr rund 30 Jahre altes Corporate Design (CD) durch eine überarbeitete Version ab.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.07.2024

    Früherer Landesbischof July feiert 70. Geburtstag

    Dr. h. c. Frank Otfried July feiert am 17. Juli seinen 70. Geburtstag. Er war von 2005 bis 2022 Landesbischof der württembergischen Landeskirche. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigt die Julys Verdienste „als Brückenbauer in Kirche, Diakonie und Gesellschaft“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.07.2024

    TV-Tipp: Lissy Schneiders Erfahrungen als Pflegekind

    Die leiblichen Eltern suchtkrank, mit zwei Jahren im Kinderheim, mit drei bei einer Pflegemutter – mit bis zu sieben weiteren Kindern. Wie erlebte Lissy Schneider Kindheit und Jugend? Darüber spricht Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit dem einstigen Pflegekind.

    Mehr erfahren
Mehr laden