Praktische Tipps, theologisch untermauert: Warum Klimaschutz gut zu Jesu Geburt passt
Geschenke, Verpackungen, Dekorationen: Unsere Weihnachtsgewohnheiten sind ressourcenintensiv und nicht gerade nachhaltig. Doch es geht auch anders: Wir haben das Umweltreferat der Landeskirche um Tipps gebeten. Aus theologischer Sicht geht es dabei um nicht wenig - die Bewahrung von Gottes Schöpfung.
Weihnachten feiern die Menschen auf verschiedene Weise, doch eines verbindet viele Bräuche: Sie scheinen auf „immer mehr“ ausgerichtet, und belasten die Umwelt. Aber: „Die Bibel kritisiert eine gierige Lebenshaltung“, so Pfarrer Dr. Jörg Schneider, Leiter des Referats „Kirche, Theologie und Gesellschaft“ im Oberkirchenrat der Landeskirche.
Nachhaltig Weihnachten feiern: Der biblische Auftrag
Obwohl sich die Ausdrücke „nachhaltig“ oder „Nachhaltigkeit“ in der Bibel nicht finden, gehört das, was sie beschreiben, wesentlich zum biblischen Auftrag, erklärt Dr. Jörg Schneider. Nachhaltigkeit treffe den Kern verantwortungsvollen Wirtschaftens. „Genau dieser Auftrag, mit den Möglichkeiten und Ressourcen der Schöpfung verantwortlich umzugehen, ist ein zentraler Gedanke der biblischen Schöpfungsgeschichte: Wenn Gott den Menschen in seinen Garten setzt, ‚dass er ihn bebaute und bewahrte‘ (1 Mose 2, 15), schließt dies einen fürsorglichen Umgang mit der Schöpfung ein, der sie schützt und ihre Ausbeutung verhindert.“
„Die Bibel kritisiert Gier“
Grundlegend dafür sei eine Lebenshaltung, die vor allem eines nicht sei: gierig, betont Dr. Jörg Schneider. „Gier will immer mehr und zielt auf ungebremstes Wachstum. Rücksichtslos werden für diesen Zweck Natur, Tiere und Mitmenschen zugrunde gerichtet. Die Bibel kritisiert diese Lebenshaltung und will sie durch eine Haltung des Genug überwinden. Gerade das Weihnachtsfest bietet Anlass dazu, da die biblischen Erzählungen Gottes Kommen in die Welt in sehr einfachen und bescheidenen Verhältnissen beschreiben. Gott wird Mensch, nicht in überlaufendem Konsum, der immer mehr will, sondern im dankbaren Empfangen.“
Klimaschutz und Verteilungsgerechtigkeit
Dr. Jörg Schneider erinnert an das Impulspapier des Umweltrats der württembergischen Landeskirche „Wachstum neu denken“ von 2019. Es appelliere, als einzelne und in der Gesellschaft auf diesen Haltungswechsel hinzuwirken, oder besser: ihn immer besser einzuüben und für ihn zu werben. „Deutlich ist dabei, dass ein nachhaltiger und damit verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung einen wirksamen Klimaschutz unbedingt beinhalten muss. Denn nur so ist die nachhaltige Bewahrung der Schöpfung auch für künftige Generationen möglich“, so Schneider.
Im weltweiten Kontext verweist er auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN), die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. „Das 13. Ziel lautet ‚Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen‘. Als Kirche sind wir z.B. diesem 13. Ziel verpflichtet, da viele unserer Partnerkirchen und Partnerorganisationen unmittelbar von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, z.B. durch fortschreitende Wüstenbildung in der Sahelzone, Überschwemmungen in Küstenregionen.“
Auch der Konziliare Prozess binde die Bewahrung der Schöpfung in die Prozesse für Gerechtigkeit und Frieden ein. „Das heißt: Gerechte Verhältnisse bedingen Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Die Bibel thematisiert diese Verteilungsgerechtigkeit stets als Option für die Schwachen. Demnach gehört es auch zu verantwortungsvollem Wirtschaften, in Wirtschaftskreisläufen diejenigen zu schützen und zu stärken, die am stärksten von ihnen bedroht und gefährdet sind“, erklärt Dr. Jörg Schneider.
Tipps für ein nachhaltige(re)s Fest
Geschenke: Persönlich, langlebig, weniger
Geschenke gehören für die meisten Menschen zu Weihnachten dazu. Hier ein paar Ideen und Kriterien, die helfen, dass Schenken nachhaltiger wird:
Persönliches statt Massenware
Gemeinsame Zeit verbringen: Eine Einladung zum gemeinsamen Essen, ein Ausflug, einen Spielenachmittag oder Filmeabend – natürlich während der Pandemie corona-konform.
Liebe geht durch den Magen – Plätzchen, Kuchen, Brotaufstriche oder selbstgemachte Marmelade schenken.
Unikate durch Upcycling (= Neuwertige Produkte entstehen aus Abfall oder nicht mehr benötigten Materialien) – vom Kisten-Bücherregal bis zur Tasche, zahlreiche Tutorials und Ideen gibt es online.
Langlebiges
Lieber etwas schenken, das länger hält, und, wenn möglich, neben dem Preis auf die Qualität achten.
Weniger ist mehr
Vor allem bei Kindern hat ein zu viel an Geschenken negative Auswirkungen auf die Psyche. Sie brauchen Zeit und Zuwendung, um den Sinn einzelner Spielsachen zu verstehen und damit zu spielen. Zu viele Geschenke gleichzeitig überfordern sie und mindern den Wert des einzelnen. Hier gilt der Leitsatz „weniger ist mehr“. Fatal, wenn ein Kind lernt, dass es nur dann geliebt wird, wenn es viel bekommt und danach dasitzt, umringt von Spielsachen, mit denen es nichts anfangen kann.
Holzspielzeug statt Plastikmüll
Holz ist nicht nur langlebiger als Spielsachen aus Plastik, es wird auch aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Billiges Plastikspielzeug aus Fernost ist dagegen oft qualitativ minderwertig und seine Schadstoffbelastung ist häufig sehr hoch. Informieren Sie sich vor dem Einkauf über die Bedeutung der Gütesiegel.
Haustiere
Tiere sind lebendige Wesen, keine Waren, und dürfen auch nicht wie Dinge behandelt werden. Sollen Tieren verschenkt werden, ist im Vorfeld zu klären, ob es möglich ist, sie artgerecht zu halten (Umgebung, Platz, Nachbarschaft) und ob sie gut versorgt werden, auch wenn der nächste Urlaub ansteht, und ob das Tier auch bei allen willkommen ist.
Schmuck: Am besten fair produziert
Die Rohstoffe für Schmuck werden häufig unter verheerenden Bedingungen gewonnen: von der Verwendung giftiger Chemikalien über die Ausbeutung der Arbeitenden bis hin zur Kinderarbeit in den Minen. Viele Minen liegen in Konfliktregionen, die von Gruppen mit Waffengewalt terrorisiert werden. Wer beim Schmuckkauf kein schlechtes Gewissen haben will, achtet auf Fairtrade-zertifiziertes Gold oder auf umweltverträgliche Materialien wie recycelte Edelmetalle.
Verpackung
Achten Sie beim Kauf von Geschenken darauf, dass diese nicht unnötig verpackt sind. Nutzen Sie Geschenkpapier aus 100 % Recyclingpapier (Siegel Blauer Engel). Chlorgebleichtes, beschichtetes Papier, Lackfolien, Aluminiumfolie, Blumenfolie und Plastikverpackungen sollten nicht verwendet werden, ebenso Bänder aus Kunststoff. Textile Schleifen und Bänder lassen sich aufbügeln und mehrmals wiederverwenden. Auch großformatige Bilder, zum Beispiel aus Zeitschriften, Zeitungen und alte Fotokalender lassen sich als Verpackung nutzen – und sind dabei echte Unikate.
Wer ein Geschenk nicht nur mit einer Schleife versehen will, kann es auch in etwas Nützliches einpacken, wie z. B. ein Gemüsesäckchen, ein Geschirrtuch oder ein Badetuch.
Spenden „schenken“
Mit einer Spende fällt wenig Müll an, und viele Spenden helfen direkt den Menschen oder Regionen, die vom Klimawandel betroffen sind. Viele Hilfsorganisationen haben Shops, in denen man Spenden, die direkt vor Ort helfen, als Geschenk kaufen kann.
Nach dem Schenken: Wohin mit nicht mehr gebrauchten Spielsachen, Kleidern, etc.?
Bewusst aussortieren und Weiterschenken, zum Flohmarkt oder zur Tauschbörse bringen.
Der Weihnachtsbaum und die Dekoration
Weihnachtsbaum
Verschiedene Öko-Siegel (Bioland, Naturland, Demeter, das EU- Biosiegel und das FSC Zertifikat) verraten Ihnen, ob Sie einen Weihnachtsbaum aus ökologischem und nachhaltigem Anbau vor sich haben: Das FSC-Siegel verrät, ob der Baum tatsächlich aus einem verantwortungsvoll bewirtschafteten Wald stammt.
Entscheiden Sie sich für einen Baum aus heimischen Kulturen ohne lange Transportwege.
Verzichten Sie auf Plastikbäume, da sie aus PVC bestehen und eine schlechte Umweltbilanz haben.
Kerzen
Am hochwertigsten sind Kerzen aus Bienenwachs. Sie stehen allerdings nur in begrenztem Umfang zur Verfügung. Stearinkerzen werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und sind damit aus ökologischer Sicht den Paraffinkerzen vorzuziehen.
Deko aus Naturmaterial
Kleine Äpfel, Nüsse und Tannenzapfen, Strohsterne und Holzfiguren lassen sich hervorragend als Baumschmuck einsetzen. Wer auf Glas- oder Kunststoffkugeln verzichten will, kann auch rote Geschenkschleifen verwenden.
Strohsterne, Schleifen und Holzfiguren kommen hinterher in die Schatztruhe, um sie im kommenden Jahr wieder herauszuholen.
Wer beim Waldspaziergang heruntergefallene Flechten, Bucheckern oder Hagebutten sammelt, gibt damit den Weihnachtsgestecken einen individuellen Pfiff. Bitte achten Sie darauf, ob Sie in einem Natur- oder Landschaftsschutzgebiet unterwegs sind – dort gelten besondere Regeln über das Mitnehmen von Pflanzen und Beeren.
Das Festessen nachhaltig genießen
Das Festmenü
Bevorzugen Sie Obst- und Gemüsesorten der Saison, wie Kohlsorten, Äpfel und Birnen.
Frischer Salat, Tomaten und Erdbeeren können zu Weihnachten nicht klimafreundlich erzeugt werden und haben meist einen weiten Weg hinter sich. Sie haben nur wenig Aroma, da sie für den langen Transport unreif geerntet werden.
Nicht an jedem Festtag muss ein Vier-Gänge-Menü geboten werden. Gönnen Sie sich auch einen Tag „Auszeit“ und verbringen Sie die Zeit lieber mit Ihrer Familie als am Herd.
Qualität statt Quantität
Für viele gehört Fleisch zum Festessen. Wählen Sie die Portionen nicht so groß. Setzten Sie dafür lieber auf Qualität und besorgen Sie Fleisch aus artgerechter Tierhaltung.
Plätzchen
Gekaufte Plätzchen sind oft aufwändig verpackt; hier kann man auf Alternativen achten. Bei Zutaten für Selbstgebackenes am besten Bio-Qualität nehmen.
Wohin mit den Resten?
Falls nach den Weihnachtstagen noch Zutaten übrig sind, für die Ihnen keine Verwendung einfällt können Sie sich unter „Zu gut für die Tonne“ Tipps zur Restverwertung holen. Dort können Sie Ihre vorhandenen Zutaten eingeben und bekommen dann Rezeptvorschläge.
Energie sparen
Beleuchtung rund ums Haus
Wenn ein Lichtlein aus der Lichterkette 1 Watt braucht, ist das wenig. 10 davon brauchen 10 Watt, das geht noch. Aber 100 Lichter und mehr - das summiert sich. Und dann rund um die Uhr? Alles andere als umweltfreundlich. Eine Zeitschaltuhr für die Außenbeleuchtung hält den Energieverbrauch in Grenzen. Tagsüber wirkt die Beleuchtung nicht, nachts sieht sie niemand.
Das gilt auch für das Anstrahlen der Kirche. Hier verbrauchen die Strahler viel mehr Energie und können nachts ab 22:00 Uhr ausgeschaltet werden.
Richtig lüften – auch coronagerecht
Keine Dauerlüftung durch Kippfenster: Alle Fenster und Türen gleichzeitig öffnen und je nach Außentemperatur 3 bis 5 Minuten lüften (je kälter es draußen ist, desto schneller strömt die warme Luft nach außen und die kalte nach innen). Die Häufigkeit hängt von der Anzahl der Personen und der Raumgröße ab.
Ältere Thermostatventile an der Heizung erkennen nicht, wann gelüftet wird. Diese während des Lüftens herunterdrehen, um nicht im wahrsten Sinne des Wortes zum Fenster hinaus zu heizen.
Informationen dazu und Fensteranhänger mit einer Kurzbeschreibung finden Sie unter den Tipps des Umweltreferats zum richtigen Lüften.
Kälteschutz in der Nacht
Wer Rollläden oder Fensterläden schließt, spart Energie.
Betriebsferien oder Urlaubstage im Büro
Niemand ist da und die Strom- und Wärmezähler laufen munter weiter? Bei Abwesenheit in den Räumen die Temperatur absenken, ab zwei Tagen auf 15° C, bei längerer Abwesenheit genügen 12° C. Elektrogeräte richtig ausschalten: Bildschirme, Computer, Drucker und andere Geräte nicht im Stand-By-Betrieb laufen lassen.
TV-Tipp: Ein Schuss – und plötzlich ist alles anders
Bei einer Bundeswehr-Übung erschießt Heiko Bauder einen Kameraden. Schuldgefühle und ein Nervenzusammenbruch sind die Folge. Mit professioneller Hilfe und seinem Glauben findet er zurück ins Leben. Darüber spricht er mit "Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.
Sabine Bullinger, Landesbauernpfarrerin der Landeskirche, denkt in ihrem Impuls über die heutige Bedeutung des Erntedankfestes nach. Ist das Fest so noch zeitgemäß und wie kann Danken gegen die Gedankenlosigkeit helfen? Impuls zum Predigttext: 1. Timotheus 4,4-5.
Die vier großen Kirchen in Baden-Württemberg erinnern mit großer Dankbarkeit daran, dass es vor 35 Jahren im Geist des Friedens möglich war, ohne Blutvergießen die Diktatur in der ehemaligen DDR abzuschütteln. Zur gemeinsamen Erklärung „Kerzen und Gebete – ein Vermächtnis“
500 Pfarrerinnen und Pfarrer beraten über die Zukunft der Kirche
Württembergische und badische Pfarrerinnen und Pfarrer treffen sich am 13. und 14. Oktober zum Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Heilbronn. Das Treffen dient dazu, sich in Zeiten gravierender Veränderungen in Gesellschaft und Kirche auszutauschen. Hier geht es zum Programm.
Gedenken an den Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel
Am 7. Oktober jährt sich der Hamas-Überfall auf Israel. An diesem Tag nimmt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl an einem interreligiösen Friedensgebet in Reutlingen teil. Am 6. Oktober erinnert die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz in ihrer Predigt im Ulmer Münster daran.
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg hat einen neuen Vorstand gewählt. Neue Vorsitzende ist Heike Friedrich von der Evangelisch-methodistischen Kirche. Außerdem wurde die Neuapostolische Kirche (NAK-Süd) als Vollmitglied aufgenommen.
Die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit veröffentlichen unter dem Titel #50tagelaut Jahrestag des Überfalls der Hamas auf Israel Videos, in denen Prominente gegen Antisemitismus Stellung nehmen. Auch Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl beteiligt sich daran.
Kirchengemeinderäte und -rätinnen leiten die Gemeinden vor Ort gemeinsam mit den Pfarrpersonen. Was macht das Amt aus? Was macht Freude, was nicht? Warum sollten man sich bei der nächsten Kirchenwahl um das Amt bewerben? Darüber erzählt hier Margret Börger aus Tübingen.
Die vier großen Kirchen in Baden-Württemberg haben sich mit einem gemeinsamen Gruß zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana des Jahres 5785 des jüdischen Kalenders an die jüdischen Menschen und Gemeinden im Land gewandt und sie der Solidarität der Kirchen versichert.
Einen ungewöhnlichen Zugang zur Nazi-Diktatur haben Ulmer Schülerinnen und Schüler bei einem Konzert des Lebensmelodien-Projekts über jüdische Komponisten gefunden. Die Landeskirchenstiftung und der württembergische Landesbischof haben das Projekt finanziell unterstützt.
Der OIKOS Immobilienprozess betrifft alle Kirchenbezirke und -gemeinden der württembergischen Landeskirche. Alle Informationen rund um OIKOS hat die Landeskirche nun auf der neuen Webseite www.oikos-elk-wue.de gebündelt.
1994 nahm das Büro der Frauenbeauftragten im Oberkirchenrat die Arbeit auf. Aus ihm ging das Büro für Chancengleichheit hervor, dass heute viele verschiedene Themen bearbeitet. Ursula Kress gibt Einblick in die Geschichte sowie aktuelle Themen und Herausforderungen.