| Landeskirche

„Die Kirche mit Kindern wird immer vielfältiger“

Interview: Johannes Moskaliuk über neue Formate in der Kinderkirchen-Arbeit und die anstehende Landeskonferenz

Johannes Moskaliuk war zehn Jahre lang Erster Vorsitzender des Württembergischen Evangelischen Landesverbands für Kindergottesdienst e. V.. Bei der anstehenden Landeskonferenz wird er aus dem Amt scheiden. Im Interview spricht er über die Arbeit des Verbands und stellt vor, was bei der Tagung auf dem Programm steht.

Kinderkirche, das ist mehr als ein Gottesdienst für die jungen Gemeindeglieder am Sonntagmorgen. Es sind viele neue Angebote entstanden, etwa ein Frühstück am Samstag, Familienkirche am Nachmittag, Teenie-Kirche oder ein Kleinkindergottesdienst.Pixabay

Können Sie ein persönliches Fazit aus Ihrer Verbandsarbeit ziehen?

Die Kirche mit Kindern ist ein wesentlicher Baustein für eine zukunftsfähige Kirche. In allen Bereichen der Arbeit des Verbands – von den Weiterbildungsangeboten bis hin zur Verwaltung des Hauses der Kinderkirche – leben wir von einem hohen Engagement von Ehrenamtlichen. Das finde ich bemerkenswert und es zeigt, welche Bedeutung die Kirche mit Kindern für viele hat.

Was erwartet die Teilnehmenden des Kongresses inhaltlich? Gibt es Schwerpunktthemen?

Wir beginnen mit einem Gottesdienst in der Pauluskirche in Stuttgart – den Gottesdienst gibt es auch als Live-Stream unter youtube.kikiw.de. Im anschließenden Hauptvortrag geht es um liturgische Elemente für den Kindergottesdienst. Nachmittags gibt dann ein vielfältiges Programm aus Workshops, einer Podiumsdiskussion zu Formaten für die Kirche mit Kindern bis hin zum "Kaffee Plaudertasse". Auf der Landeskonferenz findet außerdem jedes Jahr die Mitgliederversammlung des Landesverbands für Kindergottesdienst statt, diesmal mit der Wahl zum Landesausschuss. Jede Kirchengemeinde kann eine Person delegieren, die dann wahl- und stimmberechtigt ist.

Johannes Moskaliuk war zehn Jahre Erster Vorsitzender des Württembergischen Evangelischen Landesverbands für Kindergottesdienst e. V..privat

Wie hat sich aus Ihrer Sicht Kinderkirche in den vergangenen Jahren oder auch Jahrzehnten verändert? Sehen Sie Trends?

Die Kirche mit Kindern wird immer vielfältiger. Statt dem wöchentlichen Kindergottesdienst am Sonntagmorgen haben viele Gemeinden neue Angebotsformen entwickelt, die besser zu den Anforderungen von Familien passen: einen monatlichen Gottesdienst, ein Frühstück am Samstag, eine Familienkirche am Nachmittag, eine Teenie-Kirche oder einen Kleinkindergottesdienst.

Wie müsste die Entwicklung aus Ihrer Sicht weitergehen? Wie stellen Sie sich gute Kinderkirche in 20 Jahren vor?

Wir sind gut darin, zielgruppenspezifische Angebot zu entwickeln und so unterschiedliche Bedürfnisse, Lebenssituationen und Altersgruppen anzusprechen. Das ist wichtig und notwendig. Vielleicht ist ein nächster Entwicklungsschritt, wieder mehr über Angebote nachzudenken, in denen viele unterschiedliche Menschen gemeinsam Gottesdienst feiern.

Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt: Wie können wir auch Kinder und Familien erreichen, die sonst wenig Zugang zu kirchlichen Angeboten haben, aber auch wenig Zugang zu Bildung und Kultur ganz allgemein, etwa weil sie weniger Geld haben, die Sprache nicht verstehen oder andere Themen wichtiger sind?

„Wie können wir auch Kinder und Familien erreichen, die sonst wenig Zugang zu kirchlichen Angeboten haben, aber auch wenig Zugang zu Bildung und Kultur ganz allgemein, etwa weil sie weniger Geld haben, die Sprache nicht verstehen oder andere Themen wichtiger sind?“

Johannes Moskaliuk, Vorsitzender des Württembergischen Evangelischen Landesverbands für Kindergottesdienst e. V.

Wie hat sich die Pandemie auf die Kinderkirche ausgewirkt – und auch auf die Ehrenamtlichen?

Was klar ist: Der persönliche Kontakt hat gefehlt – in den Vorbereitungstreffen und im Gottesdienst. Ich nehme aber auch einen großen Reichtum an Ideen wahr, das Beste aus der Situation zu machen – Kigo in der Tüte, Open-Air-Kinderkirche, Streaming, Gottesdienst im Kinderzimmer. Es begeistert mich, wieviel Kreativität und Innovationskraft die Kirche mit Kindern in der Pandemie bewiesen hat. Und gerade die Kinderkirche lebt stark vom ehrenamtlichen Engagement.

Wie würden Sie jemandem erklären, was die Kinderkirchen-Arbeit lohnend und beglückend macht?

Insbesondere jugendliche Mitarbeitende erzählen oft noch Jahre später begeistert von unseren Kursen. Neben dem Erleben von Gemeinschaft und dem tollen Ambiente im Haus der Kinderkirche spielen auch persönliche Erfolgserlebnisse eine Rolle: Eine Geschichte so erzählen, dass andere begeistert sind, eine stimmige Liturgie gestalten, „vorne stehen“, eigene kreative Ideen ausprobieren und umsetzen. Das alles sind Aspekte, die die Mitarbeit in der Kirche mit Kindern lohnend machen – auch für erwachsene Ehrenamtliche. Und: Kinderkirche bietet die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Kirche gemeinsam zu erleben und zu gestalten.

Wie würden Sie Kindern erklären, dass es sich lohnt, in den Kindergottesdienst zu gehen?

Der Sonntag ist der Tag, an dem wir uns ausruhen. An dem wir uns besonders Zeit für andere nehmen. Der Sonntag soll sich von anderen Werktagen unterscheiden. Dabei kann uns der Gottesdienst helfen. Er macht den Sonntag zum Sonntag, zu einem besonderen Tag, der sich von den anderen Tagen der Woche unterscheidet. Deshalb lohnt es sich, in den Kindergottesdienst zu gehen.


Landeskonferenz „Kirche mit Kindern“

Am Sonntag, 17. Oktober, lädt der Württembergische Evangelische Landesverband für Kindergottesdienst e. V. zur Landeskonferenz unter dem Motto „Begegnung leben“ ein. Die Tagung, die zugleich Fest- als auch Fortbildungstag sein soll, wird an mehreren Orten in Stuttgart ausgerichtet. Zwischen 13 Uhr und 14.15 Uhr findet die Mitgliederversammlung statt. Dort wird eine neue Landesvorsitzende oder ein neuer Landesvorsitzender gewählt. Der langjährige Erste Vorsitzende Johannes Moskaliuk stellt sich nicht mehr zur Wahl und scheidet aus dem Amt. Künstlerische, kreative und theologische Workshops von Tanz bis zur Methode „Bibliolog“ werden angeboten. Auch ein Kinder- und Familienprogramm wird es geben.

Schon gewusst?

elk-wue.de

Mehr News

  • Datum: 19.04.2024

    „Konfirmanden ist Glaube wichtiger als Geschenke“

    Frontalunterricht gibt es kaum noch im Konfi-Unterricht, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ilg von der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg im Interview. Die Konfi-Arbeit sei nach wie vor das Angebot mit der größten Reichweite in der Evangelischen Kirche.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    „Kirche mit Kindern“ ist einfach lebendig

    Vom Kindergottesdienst zu einer Kirche für die ganze Familie: Lebendiger und spannender Gottesdienst mit neuen Herausforderungen. Wir haben Sabine Foth gefragt, wie sich die Kirche mit Kindern zu einer Familienkirche gewandelt hat und was ihr an der Arbeit besonders gefällt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    Video: Multitalent mit Down-Syndrom

    Tamara Röske hat viele Talente: Schauspielern, Modeln und Leichtathletik – trotz Handicap. Die 28-Jährige hat das Down-Syndrom. Wie bringt sie alles unter einen Hut? Darüber spricht sie zusammen mit ihrer Mutter Antje mit „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.04.2024

    „Der Segen Gottes gilt uns allen“

    Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche Mariaberg bei Gammertingen hat am 13. April die ökumenische Woche für das Leben begonnen. Sie stellt unter dem Motto die Lebenswirklichkeiten Jugendlicher und junger Erwachsener mit Behinderungen in den Mittelpunkt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Innovationstag: Jetzt anmelden!

    Frische Ideen fürs Gemeindeleben: Unter dem Motto „#gemeindebegeistert – Kirche lebt, wo dein Herz schlägt“ veranstaltet die Landeskirche am 4. Mai einen großen Innovationstag. In Projektpräsentationen und Workshops gibt’s Austausch und Tipps. Jetzt anmelden

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Segen, Mut & Traubenzucker

    In diesen Wochen stehen an vielen Schulen Abschlussprüfungen an - für Schülerinnen und Schüler eine stressige Zeit. Die Ev. Jugendkirche Stuttgart macht mit einem speziellen PrüfungsSegen Mut und stellt auch anderen Gemeinden Materialien zur Verfügung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Digitaler Notfallkoffer für die Seele

    Hilfe in persönlichen Krisenmomenten bietet die KrisenKompass-App der Telefonseelsorge fürs Handy und Tablet. Sie bietet Unterstützung, um schnell wieder auf positive Gedanken zu kommen oder bei Bedarf rasch professionelle Hilfe finden zu können.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Zum 200. Todestag von Beata Regina Hahn

    Vor 200 Jahren starb Beata Regina Hahn, die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn, Tochter von Johann Friedrich Flattich und Mutter der Schulgründerin Beate Paulus. Als Herausgeberin von Hahns Schriften prägte sie dessen Bild für viele Jahre.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    „Wir beten, dass die zerstörende Gewalt ein Ende nimmt“

    Die Landeskirchen in Württemberg und Baden haben den Jüdinnen und Juden im Land Grüße zum Pessach-Fest übersandt. Darin nehmen Landesbischof Gohl und Landesbischöfin Springhart Bezug auf den Angriff der Hamas wie auch auf den Raketenangriff des Iran auf Israel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    Hoffnung wird durch Menschen vermittelt

    Bei einer religionspolitischen Tagung der SPD-Bundestagsfraktion am 12. April in Berlin unter dem Titel „Mehr Zuversicht! Mit Hoffnung die Zeiten wenden“ betonte Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, wer die Verwurzelung in Jesus Christus spüre, werde für andere zur Hoffnung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.04.2024

    Landesbischof Gohl: "Wir stehen an der Seite Israels"

    "Der Angriff des Iran bedroht die Existenz Israels. Wir müssen daran erinnern, dass alles mit dem Pogrom der Hamas an Israel begann." Gohl weist weiterhin auf die israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas hin.

    Mehr erfahren
  • Datum: 12.04.2024

    Klassik und Pop Hand in Hand

    Die Evangelische Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen hat schon früh einen Studiengang für populare Kirchenmusik eingerichtet und war damit in der EKD Vorreiter. Prof. Thomas J. Mandl und Prof. Patrick Bebelaar erklären, was das Besondere an der HKM ist.

    Mehr erfahren
Mehr laden