Die Toten sind nicht allein - geistlicher Impuls zum Ewigkeitssonntag 2020
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Kirchenjahr
Die Toten sind in Gottes liebevoller Gemeinschaft
Ein geistlicher Impuls zum Ewigkeitssonntag 2020
Der Ewigkeitssonntag ist 2020 vielleicht noch wichtiger als in anderen Jahren. Denn unter Corona-Bedingungen waren Beerdigungen nur eingeschränkt möglich. Abschied zu nehmen, das war für viele noch schwerer als sonst. Und zugleich drängt die Pandemie den Tod der anderen, die eigene Sterblichkeit und die der geliebten Menschen mit großer Wucht in unser aller Bewusstsein. Umso wichtiger ist es zu wissen: Die Toten sind nicht allein, nicht irgendwo - sie sind geborgen in Gottes Liebe. Ein geistlicher Impuls von Rundfunkpfarrerin Lucie Panzer.
Was ist mit den Toten? Im November begegnet diese Frage vielen. Auf dem Friedhof muss man die Gräber für die Verstorbenen der Familie „winterfest“ machen. Da kommen solche Gedanken. In diesem Jahr ist vielen das Herz besonders schwer. Wegen der Pandemie konnten Trauerfeiern oft nur sehr eingeschränkt stattfinden. „Wir konnten uns gar nicht verabschieden“, sagen viele. Umso drängender bewegt die Angehörigen jetzt die Frage: Was ist mit den Toten?
Paulus, der erste große Theologe der Christenheit, der antwortet klipp und klar: Wer stirbt, der ist bei Christus. Genauer müsste man vielleicht sagen: Der ist mit Christus da, wo der selber auch ist – bei Gott. Da, wo man nicht mehr weinen muss. Wo alles Leid zu Ende ist, wo alle Fragen Antwort finden. Aufgehoben in Gottes guten Händen. Keine Seelenwanderung also. Kein Aufgehen in der Natur. Kein Nirvana, sondern: Gemeinschaft. Die Toten sind nicht allein in ihrem Grab, nicht allein im Nirgendwo. Sie sind bei Christus. Bei Gott. Genauer beschreibt Paulus das nicht. Aber er sagt: darum ist Sterben für mich ein Gewinn (Phil 1, 21).
Paulus hat das seinen Gefährten in einem Brief aus dem Gefängnis geschrieben. Gefangen in einem antiken Kerker, da kann man sich schon vorstellen, dass einer sich den Tod wünscht.
Aber gleich im nächsten Satz schreibt er: Ich hoffe aber trotzdem, das ich vorerst am Leben bleiben kann und zu euch zurückkehren. Denn ich möchte euch diese Hoffnung weitergeben. Ich möchte euch helfen, genauso wie ich auf Gott zu vertrauen. Dann kann man nämlich getröstet leben und muss keine Angst vor dem Tod haben. Man muss auch keine Angst um die Toten haben. Sie sind bei Gott und Gott war auch bei ihnen, als womöglich kein Mensch bei ihnen sein konnte in ihren letzten Stunden.
Aber diese Hoffnung kann ich nur weitergeben, wenn ich lebe – das hat Paulus bewegt. Dann kann ich euch unterstützen, dann kann ich für euch da sein. Dann kann ich euch Freund sein, dann kann ich euch trösten. Deshalb hoffe ich doch, dass ich noch weiter für euch da sein kann – obwohl ich eigentlich gern sterben und bei Gott sein möchte. Das hat Paulus aus dem Gefängnis an seine Freunde und Mitchristen geschrieben.
Dieser Gedanke von Paulus hat mich schon manchmal getröstet. Die Toten sind nicht allein. Sie sind in Gottes Hand. So wie ich auch. Gott verbindet uns. Wie gut! Und trotzdem ist es wichtig, am Leben festzuhalten solange es geht. Denn: Es gibt doch noch Menschen, die mich brauchen. Denen ich vielleicht helfen kann, die ich trösten kann. Denen ich das Gefühl geben kann: Du bist nicht allein. Ich glaube, dass ich dafür am Leben bin. Und wenn mir auch manchmal zum Weinen ist – dafür lohnt es sich.
„Ich kann die Gebrochenheit in meinem Leben zulassen, weil ich weiß, dass auch ich mit all meiner Bruchstückhaftigkeit, auch mit meinem Scheitern einfach in Gottes Liebe aufgehoben bin“, sagt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in diesem SWR-Gespräch über Karfreitag.
In seiner Osterpredigt weist Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl auf die Heiligkeit des menschlichen Lebens hin und warnt vor gesellschaftlichen Risiken: „Eine Gesellschaft, die meint, sich selbst das Leben zu verdanken, verliert am Ende die Ehrfurcht vor dem Leben.“
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