15.11.2018 „Kirche lässt sich nur gemeinsam bauen“
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Digitalisierung
„Kirche lässt sich nur gemeinsam bauen“
Ein Blogbeitrag von Digital Native Wolfram Theo Dünkel zur Digitalisierung
Seit rund anderthalb Jahren beschäftigt sich in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg eine Projektgruppe mit dem Thema Digitalisierung. Mit im Team dabei ist Wolfram Theo Dünkel. Als Digital Native und Jüngster der Gruppe, bringt er seine Sicht der Dinge mit ein. Für den Theologiestudenten ist die Digitalisierung „die Chance, das lutherische ‚ecclesia semper reformanda‘ endlich mal wieder ernst zu nehmen“.
Wolfram Theo Dünkel
Sonntagmorgen, 9 Uhr. Wir befinden uns in einer zufällig ausgewählten Gemeinde auf dem Land. Der Pfarrer eröffnet den Gottesdienst. Von 900 Gemeindegliedern sind fünf anwesend. Die Gemeinde singt neben anderen altbekannten Liedern auch „Vertraut den neuen Wegen“ (EG 395). Die Orgel begleitet. In der Predigt geht es darum, dass Gott Neues schafft. In seiner „Uniform“ steht der Pfarrer auf der Kanzel und predigt auf die Gemeinde herab, dass Gott uns aus der Zukunft entgegenkommt, nicht aus der Vergangenheit. Er mahnt an, dass wir als Kirche mehr Visionen haben sollten. Die fünf ergrauten Köpfe nicken zustimmend.
Was hat diese Szene mit Digitalisierung zu tun? Nun, eine ganze Menge. Denn Digitalisierung bedeutet nicht, ein paar Apps zu programmieren und noch ein Tätigkeitsfeld mehr zu haben. Digitalisierung bedeutet, dass uns für jeden einzelnen Arbeitsprozess plötzlich eine Vielzahl von Alternativen zur Verfügung steht. Das wirft zwei grundsätzliche Fragen auf: Zum einen, warum wir das tun, was wir tun und zum anderen, warum wir es auf die Weise tun, wie wir es tun?
Wir haben uns diese Fragen viel zu lange nicht mehr gestellt. Die Eingangsszene verdeutlicht diese Problematik: Inhaltlich wird in unserem Beispielgottesdienst das Neue gefeiert. Der Pfarrer fordert von der Kirche visionärer zu denken. Umgesetzt wird das jedoch nicht. Statt den Gottesdienst innovativ zu gestalten, wird das Alte zelebriert. Wir bezeichnen uns als Volkskirche, sind tatsächlich aber eine hochkulturelle Milieukirche. Wir wollen weltoffen sein, in unseren Gebäuden gibt es jedoch selten WiFi. Wir bekennen das Priestertum aller Gläubigen, trauen uns aber nicht, Pfarrern zu widersprechen. All das zeigt eine hohe Diskrepanz zwischen dem Reden und dem Handeln innerhalb der Landeskirche und ich glaube, wir haben Angst, uns das einzugestehen.
Ich sehe die Digitalisierung als eine riesige Chance, die Probleme anzugehen, über die wir uns seit Jahrzehnten nicht zu sprechen trauen.
Wenn wir uns in unseren kirchlichen Arbeitsbereichen mit Digitalisierung beschäftigen, sehen wir auf der einen Seite, was gut läuft, auf der anderen jedoch auch, was nicht. Gerade deswegen macht die Digitalisierung vielen Mitarbeitern in der Kirche Angst, denn dann werden all die Diskrepanzen sichtbar. Ich sehe die Digitalisierung als eine riesige Chance, die Probleme anzugehen, über die wir uns seit Jahrzehnten nicht zu sprechen trauen. Digitalisierung ist die Chance, das lutherische „ecclesia semper reformanda“ endlich mal wieder ernst zu nehmen.
Aber das geht eben nur auf Kosten der liebgewonnenen Gewohnheiten, die nicht mehr funktionieren. Das geht nur, wenn wir den Mut haben, uns unseren Problemen zu stellen und Verantwortung zu übernehmen. Darin ist die ganz persönliche Angst vieler kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor der Digitalisierung begründet. Denn dann muss sich jede und jeder eingestehen, dass man auch selbst Fehler macht, Dinge übersieht, Angst vor Veränderungen hat, obwohl man vom Vertrauen in die neuen Wege singt.
Nach anderthalb Jahren Digitalisierungsprojekt habe ich den Eindruck, das ist der eigentliche Bewusstseinswandel, den die Digitalisierung in der Landeskirche bringt: Wir nehmen uns und unser Tun ernst. Wir überprüfen, was sinnvoll ist. Wir fördern das, was funktioniert, und verändern das, was nicht funktioniert.
Deswegen möchte ich die Menschen in unserer Landeskirche ermutigen: Denkt Kirche anders! Denkt Kirche neu! Die Projektgruppe Digitalisierung fördert und unterstützt innovative Projekte und Ideen. Denn auch das ist eine Botschaft, die wir bekennen und mit Leben füllen müssen: Kirche lässt sich nur gemeinsam bauen. Vorgestellt werden diese Projekte und Ideen dann bei den Foren Digitalisierung. Das nächste findet am Donnerstag, 7. Februar 2019, von 10:00 bis 15:00 Uhr im Stuttgarter Hospitalhof statt. Dort zeigen wir, wie hell und weit eine digitalisierte Kirche sein kann.
Wie stehen Sie zum Thema Digitalisierung in der Kirche? Teilen Sie Ihre Meinung gerne in den Kommentaren mit, wir kommen gerne mit Ihnen ins Gespräch!
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