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„Zur wirklichen Gleichberechtigung ist es noch ein weiter Weg“

Silke Stürmer, Beauftragte der Landeskirche für die Zusammenarbeit mit Sinti und Roma, zum internationalen Romatag am 8. April

Stuttgart. „Der internationale Romatag am 8. April macht uns darauf aufmerksam, dass für Angehörige der Minderheit der Alltag noch immer aus vielen Diskriminierungen besteht – obwohl sie zum Teil seit mehr als 600 Jahren hier leben.“ Darauf weist Silke Stürmer, Pfarrerin und landeskirchliche Beauftragte für die Zusammenarbeit mit Sinti und Roma hin. Es habe sich in den letzten Jahren zwar vieles gebessert, sagt Stürmer und weist auf den Staatsvertrag zwischen dem Land Baden-Württemberg und dem Landesverband deutscher Sinti als Beispiel hin. Doch noch immer würden Kinder in Schulen benachteiligt, fänden Menschen dieser Minderheit schwerer Wohnungen, obwohl sie Deutsche mit allen Rechten und Pflichten seien. Stürmer konstatiert: „Zur wirklichen Gleichberechtigung ist es noch ein weiter Weg.“

Stürmer betont, die Geschichte der Sinti in Deutschland sei „ein oft vergessener Teil der Geschichte der Christinnen und Christen seit dem 15. Jahrhundert in unserem Land“. Als die Angehörigen der Minderheit um 1400 n. Chr. ins Heilige Römische Reich deutscher Nation geflohen seien, habe nach kurzer Zeit ihre Unterdrückung durch die Christen begonnen. „Diese Diskriminierung zieht sich wie ein Roter Faden durch die Geschichte und gipfelte in der Ermordung von 500.000 Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten, ein Völkermord.“ Auch Pfarrer hätten damals Menschen dem Tod ausgeliefert, so Stürmer.

Hintergrund

Der Gedenktag geht zurück auf den ersten Roma-Kongress vor mehr als 50 Jahren, der den Beginn der Roma-Bürgerrechtsbewegung kennzeichnet. An diesem Tag soll auf die bedrückende Situation der bis heute andauernden Diskriminierung der Minderheit und der Gewalt gegen ihre Angehörigen aufmerksam gemacht werden. Zugleich erinnert der 8. April an den vielfältigen Beitrag von Sinti und Roma zur Kulturgeschichte und daran, diesen angemessen wahrzunehmen und wertzuschätzen. 

Anlässlich des 40. Jahrestages der Gründung des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma im Jahr 2023 hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die Arbeitsdefinition von Antiziganismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) angenommen. Auch auf diese Weise sollen Zusammengehörigkeit und das Zusammenstehen mit Sinti und Roma gegen jede Form von Antiziganismus deutlich werden. In dieser Erklärung heißt es: „Die Abwertung und Ausgrenzung von Angehörigen der Sinti und Roma hat eine Geschichte, die sehr lange zurückreicht. Und nicht nur zur Zeit des Nationalsozialismus und des Völkermordes an Sinti und Roma war die Evangelische Kirche daran beteiligt, Menschen zu verraten und der Verfolgung und Vernichtung auszuliefern.(…) Umso dankbarer sind wir, dass inzwischen unsere Beziehungen gewachsen und gestärkt worden sind.(…) Darüber hinaus wird die Evangelische Kirche die institutionelle Partizipation von Sinti und Roma in Politik und Gesellschaft nach Kräften unterstützen.“


Dan Peter
Sprecher der Landeskirche

Zur Gleichberechtigung noch ein weiter Weg - Zum internationalen Romatag am 8. April
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08.04.2024

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