„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit“ – dieses Lied werden wir jetzt wieder öfter hören. 1. Advent, Weihnachtsmarkt, Tannenduft, Glühweingewürz, Rentiere mit roten Nasen und mittendrin dieses schöne alte Lied. Auch wenn die offenen Türen in den letzten Monaten politisch für ziemlich viele Diskussionen gesorgt haben, so können sie im Advent doch nicht offen genug sein. Für den Herrn der Herrlichkeit, wie es in dem Lied heißt. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.“
Das Bild klingt für unsere Ohren heute natürlich alt und ungewöhnlich. Aber in der Zeit, als es entstanden ist, da war das was ganz Normales. Stadttore waren verschlossen. Die Stadtmauern wurden gut bewacht. Nur wenn wirklich hoher Besuch kam wie der König zum Beispiel, dann wurden alle Tore und Türen weit geöffnet und der königliche Gast ist mit seinem ganzen Gefolge in die Stadt gezogen.
Moment mal, denken Sie jetzt vielleicht, wie geht das denn jetzt mit Weihnachten und dem Kind in der Krippe in diesem armseligen Stall zusammen? Eigentlich gar nicht. Und doch geht es genau darum im Advent. Das Christkind kommt nicht mit seinem Gefolge in unsere Städte geritten. Es kommt ganz persönlich zu mir. Und zu allen Menschen. Es geht auch nicht um Stadttore oder Haustüren. „Meines Herzens Tür dir offen ist“, so heißt es später noch in dem Lied.
Darum geht es also im Advent: dass ich mich darauf vorbereite, dass Gott mir ganz nahe kommt. Konkret kann das ganz unterschiedlich aussehen, glaube ich. Ich kann Zeit mit anderen verbringen. Mit der Familie ein paar Plätzchen essen. Mit Freunden einen Glühwein trinken. Jemandem zuhören, dem es gerade nicht so gut geht. Ich werde mir dieses Jahr selber wieder einen Adventskalender schenken: jeden Tag einen Menschen anrufen, den ich schon lange einfach mal wieder anrufen wollte. Nicht weil ich muss, sondern weil es uns dann beiden gut tut. Und vielleicht Türen wieder öffnet, die eine ganze Weile verschlossen waren. Damit wir merken, dass Gott es gut mit uns meint.
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes erstes Adventswochenende. Mit ganz vielen offenen Türen.
Pfarrer Thorsten Eißler
Dieser Beitrag lief ursprünglich als „Abendgedanke“ auf SWR 4 am 27. November.