| Flüchtlinge

„Die Homepage ist eine ideale Plattform für die Asylarbeit“

Pfarrer Matthias Ströhle im Gespräch

Welche Initiativen für Flüchtlinge gibt es vor Ort? Welche Hilfen, welche Begegnungsmöglichkeiten werden wo angeboten? Und wie kann ich mich selber sinnvoll einbringen? Wer darüber Auskunft erhalten oder Hinweise geben will, muss sich in der Regel die Informationen von verschiedenen kirchlich-diakonischen, karitativen und kommunalen Einrichtungen und Arbeitskreisen zusammensammeln. Um das zu erleichtern, hat die ökumenische Flüchtlingsarbeit im Landkreis Biberach die Website www.asyl-bc.de eingerichtet. Im Gespräch mit Tabea Frey schildert Matthias Ströhle die Hintergründe der Homepage und die bisherigen Erfahrungen mit ihr.

EMH

Wie kam es zu der Idee, eine Homepage einzurichten?
Matthias Ströhle: Im Landkreis Biberach sind die Kirchen schon seit Jahren in der Flüchtlingsarbeit als Hauptakteure aktiv. Ende 2014 erhielten wir vom Landkreis den Auftrag, die Begleitung der Ehrenamtlichen in diesem Bereich mitzugestalten. Die Asylarbeit ist extrem kommunikationsorientiert, die Liste der Player ist sehr lang: Landratsamt, Sozialverbände, Ehrenamtliche, Kommunen und andere. Deshalb war relativ schnell klar, dass in einem Flächenbezirk wie Biberach eine andere Kommunikationsform gefunden werden muss. Die Homepage ist dabei eine ideale Plattform: Sie vernetzt die einzelnen Arbeitskreise miteinander. Sie führt zu flachen Hierarchien und vermeidet dadurch unnötige Kommunikation. Personen mit einem Anliegen werden direkt mit demjenigen verbunden, der die Frage beantworten kann. Indem Informationen schnell einem großen Teil der Mitarbeitenden zugänglich gemacht werden kann, führt die Homepage zu einem Effizienzgewinn. Außerdem hilft sie den Initiativen bei der Organisationsentwicklung: Ihre klare Struktur wird nun auch bei der Neugründung einer Initiative eingesetzt, zum Beispiel die Unterteilung von Arbeitskreis und Arbeitsgruppen.

Warum starten Sie Ihre „Informationsplattform mit Fragen wie: „Würden Sie Deutschland freiwillig verlassen …?“ und „Würden Sie auf das Grundgesetz verzichten …?“?
Ströhle:
Die Fragen haben die Aufgabe die Besucher und Besucherinnen der Website zum Weiterlesen zu animieren. Sie sollen sich persönlich angesprochen fühlen. Es ist auch der einzige Teil der Homepage, in dem unser ethischer und religiöser Hintergrund zutage tritt. Ansonsten halten wir uns soweit wie möglich an die journalistischen Grundsätze der objektiven Berichterstattung. Neben der Informationsplattform ist die Homepage auch eine Serviceplattform für die Initiativen. Sie versteht sich als Raumgeber für die Ehrenamtlichentätigkeit im Allgemeinen, nicht nur der kirchlichen Arbeit.
Grundsätzlich muss hier die Frage gestellt werden, welche Rolle die Kirche in der Flüchtlingsarbeit einnehmen soll und kann. Für mich besteht die Aufgabe der Kirche nicht nur in der tätigen Unterstützung der Flüchtlinge, sondern auch in der Moderation gesellschaftlicher Prozesse im Rahmen der Flüchtlingsarbeit. Die Homepage ist ein Ausdruck dessen.

Wer sind Ihre Adressaten?
Ströhle:
Das ist ganz unterschiedlich, denn die Homepage ist weit mehr als das, was man sieht. Hinter dem, was man als Außenstehende erkennt, stehen ca. 100 Funktionsmailadressen, Kalendermodule, die von den Initiativen hinzugebucht werden können, ein Sachspendenmarkt, die Möglichkeit des Fundraising, ein großer Benutzerbereich mit Dokumenten sowie verschiedene nichtöffentliche Foren. Das Patenprogramm in Biberach funktioniert zum Beispiel über ein Forum. Die Sache geht folgendermaßen: Ein Auftrag wird eingestellt („Gehe mit einem Flüchtling zum Arzt“). Alle eingetragenen Paten erhalten eine E-Mail. Die Person, die den Auftrag annimmt, bestätigt dies über das Forum. Damit wissen alle, dass der Auftrag angenommen ist. Außerdem befindet sich eine Jobvermittlungsbörse gerade im Aufbau.

Wie hoch ist der Aufwand für die Pflege der Website?
Ströhle:
Der Aufwand beträgt 60 bis 80 Stunden pro Woche, verteilt auf ein Team von Webmastern und mir.

Ist das Modell übertragbar, bietet es vielleicht sogar die Struktur für eine direkte Übernahme durch andere Kirchenbezirke an?
Ströhle:
Ja, dieses Modell ist absolut übertragbar und sinnvoll. Der Mehrwert ist enorm. Man muss allerdings wissen, dass eine solche Homepage nicht zum Nulltarif zu bekommen ist. Dahinter steckt viel Vernetzungsarbeit, Programmieraufwand und journalistische Recherche. Zudem sind wir vor kurzem auf einen professionellen Server umgestiegen, weil wir erkennen mussten, dass ein solches Projekt nicht mehr mit normalen technischen Voraussetzungen zu schultern ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr News

  • Datum: 22.04.2024

    Innovationstag: Jetzt anmelden!

    Frische Ideen fürs Gemeindeleben: Unter dem Motto „#gemeindebegeistert – Kirche lebt, wo dein Herz schlägt“ veranstaltet die Landeskirche am 4. Mai einen großen Innovationstag. In Projektpräsentationen und Workshops gibt’s Austausch und Tipps. Jetzt anmelden

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.04.2024

    KI in der Gemeindearbeit einsetzen

    Was ist Künstliche Intelligenz und was ist damit anzufangen? Eignet sich KI auch für die Gemeindearbeit und wo konkret kann sie dort zielgerichtet angewendet werden? Mit diesen Fragen befasst sich am 16. Mai ein Online-Seminar des Evangelischen Medienhauses.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.04.2024

    „Konfirmanden ist Glaube wichtiger als Geschenke“

    Frontalunterricht gibt es kaum noch im Konfi-Unterricht, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ilg von der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg im Interview. Die Konfi-Arbeit sei nach wie vor das Angebot mit der größten Reichweite in der Evangelischen Kirche.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    „Kirche mit Kindern“ ist einfach lebendig

    Vom Kindergottesdienst zu einer Kirche für die ganze Familie: Lebendiger und spannender Gottesdienst mit neuen Herausforderungen. Wir haben Sabine Foth gefragt, wie sich die Kirche mit Kindern zu einer Familienkirche gewandelt hat und was ihr an der Arbeit besonders gefällt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.04.2024

    Video: Multitalent mit Down-Syndrom

    Tamara Röske hat viele Talente: Schauspielern, Modeln und Leichtathletik – trotz Handicap. Die 28-Jährige hat das Down-Syndrom. Wie bringt sie alles unter einen Hut? Darüber spricht sie zusammen mit ihrer Mutter Antje mit „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.04.2024

    „Der Segen Gottes gilt uns allen“

    Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche Mariaberg bei Gammertingen hat am 13. April die ökumenische Woche für das Leben begonnen. Sie stellt unter dem Motto die Lebenswirklichkeiten Jugendlicher und junger Erwachsener mit Behinderungen in den Mittelpunkt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Segen, Mut & Traubenzucker

    In diesen Wochen stehen an vielen Schulen Abschlussprüfungen an - für Schülerinnen und Schüler eine stressige Zeit. Die Ev. Jugendkirche Stuttgart macht mit einem speziellen PrüfungsSegen Mut und stellt auch anderen Gemeinden Materialien zur Verfügung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Digitaler Notfallkoffer für die Seele

    Hilfe in persönlichen Krisenmomenten bietet die KrisenKompass-App der Telefonseelsorge fürs Handy und Tablet. Sie bietet Unterstützung, um schnell wieder auf positive Gedanken zu kommen oder bei Bedarf rasch professionelle Hilfe finden zu können.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.04.2024

    Zum 200. Todestag von Beata Regina Hahn

    Vor 200 Jahren starb Beata Regina Hahn, die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn, Tochter von Johann Friedrich Flattich und Mutter der Schulgründerin Beate Paulus. Als Herausgeberin von Hahns Schriften prägte sie dessen Bild für viele Jahre.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    „Wir beten, dass die zerstörende Gewalt ein Ende nimmt“

    Die Landeskirchen in Württemberg und Baden haben den Jüdinnen und Juden im Land Grüße zum Pessach-Fest übersandt. Darin nehmen Landesbischof Gohl und Landesbischöfin Springhart Bezug auf den Angriff der Hamas wie auch auf den Raketenangriff des Iran auf Israel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.04.2024

    Hoffnung wird durch Menschen vermittelt

    Bei einer religionspolitischen Tagung der SPD-Bundestagsfraktion am 12. April in Berlin unter dem Titel „Mehr Zuversicht! Mit Hoffnung die Zeiten wenden“ betonte Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, wer die Verwurzelung in Jesus Christus spüre, werde für andere zur Hoffnung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 13.04.2024

    Landesbischof Gohl: "Wir stehen an der Seite Israels"

    "Der Angriff des Iran bedroht die Existenz Israels. Wir müssen daran erinnern, dass alles mit dem Pogrom der Hamas an Israel begann." Gohl weist weiterhin auf die israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas hin.

    Mehr erfahren
Mehr laden