| Landesbischof

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl zur Lage in Israel und im Gaza-Streifen

„Empathie ist nicht teilbar. Unsere Solidarität und unser Mitgefühl gilt allen Opfern im Gaza-Streifen. Das gleiche gilt natürlich auch für die Opfer in Israel."

Durch die Wiedergabe dieses Videos speichert YouTube möglicherweise persönliche Daten wie Ihre IP-Adresse.

Seit dem Massaker der Hamas-Terroristen am 7. Oktober hat sich die Lage im Gaza-Streifen weiter verschärft. Auf beiden Seiten leiden die Menschen. Landesbischof Gohl betont in einem Interview mit dem Evangelischen Gemeindeblatt, dass sein Mitgefühl allen Opfern gilt.

Für Ernst-Wilhelm Gohl ist es erschreckend zu beobachten, dass nach dem Angriff schnell antisemitische Stimmen laut wurden. Die Entwicklung einer gesunden Diskussionskultur hält er für eine Möglichkeit, diesen Stimmen entgegenzuwirken. Hier sieht er die Kirchen in der Pflicht, dafür Grundlagen zu schaffen. 

Rat der Religionen

Beispielhaft nennt Gohl den Stuttgarter Rat der Religionen, der das Ziel verfolgt, Kontakt, Verständnis und Dialog der Religionen in Stuttgart untereinander und mit der Stadtgesellschaft zu fördern und zu pflegen sowie gemeinsam wichtige Themen zu beraten und Positionen dazu abzustimmen.

#VerständigungsOrte

Mit der Initiative #VerständigungsOrte sollen Räume geschaffen werden, in denen sich Menschen mit unterschiedlichen Ansichten austauschen können. EKD und Diakonie laden dazu ein, in Kirchen oder Einrichtungen überall in Deutschland solche Verständigungsorte zur Verfügung zu stellen.

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagt im Interview:

„Mir ist es wichtig, unseren Geschwistern im Gaza-Streifen und den Menschen dort zu zeigen: Wir denken an euch, wir beten für euch und beten, dass dieser Krieg endlich aufhört. Das gleiche gilt natürlich auch für die Opfer in Israel.

Für mich war es entscheidend, nach diesem furchtbaren Angriff am 7. Oktober, dass es anders war als beim Angriff auf die Ukraine, bei dem Tausende auf die Straße gingen. Das Erschreckende war, dass schnell sehr deutliche antisemitische Äußerungen laut wurden. Wenn sich jüdische Gemeindeglieder, auch hier in Stuttgart, nicht mehr trauen, sich als Juden erkenntlich zu geben, dann ist das ein Alarmzeichen.

Unsere Aufgabe ist, dass wir als Kirche zu unseren jüdischen Geschwistern stehen. Beispielsweise, dass man im Rat der Religionen ein friedliches Miteinander der unterschiedlichen Religionen fördert. Alle Muslime gleich unter Generalverdacht zu stellen, ist genauso falsch. Es gibt viele, wie ich aus persönlicher Begegnung erlebt habe, die sagen: Das ist verabscheuungswürdig, was hier geschieht.

Als Kirchen haben wir die große Aufgabe, das Klima zusammenhalten und nicht in ein Schwarz-Weiß-Denken zu kommen. Das ist ein Beitrag, den wir alle ganz konkret vor Ort leisten können. Als lutherische Kirche unterscheiden wir zwischen Person und Werk. Zwischen der Person und der Position, die sie innehat, oder der Aussage, die sie trifft. Wenn ich mir dessen bewusst bin, dann kann ich der Person respektvoll begegnen, auch wenn ich ihre Meinung nicht teile. Ich halte es in diesen aufgeheizten Zeiten für wichtig, dass man sagt: Auch wenn ich deine Meinung absolut nicht teile, höre ich dir mal zu.

Von unserem Hintergrund aus, dass wir in jedem Menschen Gottes Ebenbild sehen, kann der Hass vielleicht gebremst werden. Wenn man sich selbst kritisch fragt, in welcher Blase lebe ich, und ich mir das immer wieder bewusst mache, aber dann aus dem bewusst wieder heraustrete und dann mit meinem Gegenüber ins Gespräch komme –  so funktioniert Demokratie. Nur so.

Nach wie vor gilt, dass dieses Massaker der Hamas, bei dem 1.100 Menschen vom Kleinkind bis zum Greis auf wirklich bestialische Weise umgebracht worden sind, durch nichts zu rechtfertigen ist. Dazu stehe ich nach wie vor. Aber die letzten Monate und Wochen zeigen, wie sich die Lage im Gaza-Streifen für die Menschen dramatisch verschlechtert hat. Die Empathie gilt allen Opfern. Und die Menschenrechte gelten auch allen. Für Christen braucht Barmherzigkeit keinerlei Voraussetzung. Deshalb sind wir hier gefordert, unsere Barmherzigkeit, unsere Solidarität und unser Mitgefühl allen Opfern im Gaza-Streifen zum Ausdruck zu bringen. Empathie ist nicht teilbar und gilt allen.

Ich habe Hoffnung, weil ich als Christ von der Hoffnung lebe. Hoffnung sieht ja immer mehr, als wir vor Augen haben. Wir vertrauen auf Gottes Wirken in der Geschichte. Wir vertrauen auch auf die Macht der Gebete. Das wissen wir von der friedlichen Revolution 89. Und wir vertrauen auch, dass ganz viele Menschen in Palästina und in Israel nur eins wollen: in Frieden und Gerechtigkeit miteinander leben. Das ist meine Hoffnung.“


Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt@elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden.


Schon gewusst?

elk-wue.de

Kirchensteuer wirkt!

Mehr News

  • Datum: 24.10.2024

    „Das Gebet für den Frieden ist der Anfang allen Tuns“

    Friedenspfarrer Stefan Schwarzer und die Ev. Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK-Württemberg) setzen sich für eine differenzierte und umfassend empathische Auseinandersetzung mit dem Ukraine-Krieg und dem Konflikt im Nahen Osten ein.

    Mehr erfahren
  • Datum: 24.10.2024

    Über die landeskirchliche EHZ-Bibliothek

    400.000 Bücher und andere Medien – ihr riesiger Bestand macht die landeskirchliche EHZ-Bibliothek zur größten wissenschaftlich-theologischen Bibliothek in der EKD. Sabine Kreitmann, Leiterin des Möhringer Standorts, gibt Einblicke in die Arbeit der EHZ-Bibliothek.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.10.2024

    Forum Digitalisierung - jetzt anmelden

    Melden Sie sich jetzt an zum 12. Digitalisierungs-Forum am 11.11. - diesmal in Ulm. Das Thema: „Social Media mit Botschaft“. Programm: Neues Sinnfluencer-Netzwerk, Keynote, Projektvorstellungen, Workshops und viel Austausch. Anmeldeschluss: 30. Oktober.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.10.2024

    Die Ehrenamtsarbeit der Kirchengemeinde Neuffen

    Podcast des Innovationstages #gemeindebeigeistert: Frieder Siegloch spricht mit Nabil Atassi über die Evangelische Gemeinde in Neuffen, die seit mehr als 25 Jahren vielfältige ehrenamtliche Projekte erarbeiten, beispielsweise Konzerte, Comedy und mehr ...

    Mehr erfahren
  • Datum: 21.10.2024

    Stiftskirche Tübingen wird „Leer_raum“

    Die Tübinger Stiftskirchengemeinde hat für fünf Wochen (bis 24. November) in der Stiftskirche alle Bänke entfernt und so eine riesige leere Fläche geschaffen um auszuloten, wie sich dies auf das Erleben von Gottesdiensten, Konzerten und anderen Veranstaltungen auswirkt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 20.10.2024

    Herzensanliegen: Liebe mit Gottes Segen

    In der Videoserie der EKD Menschen geben Einblick in ihre Erfahrungen und machen Lust, den eigenen Herzensanliegen nachzuspüren und Worte dafür zu finden. Julia und Frank erzählen, wie Gottes Segen ihnen dabei hilft, an ihrer Ehe zu arbeiten und sie zu pflegen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.10.2024

    TV-Tipp: Seelsorge im (Profi-)Sport

    Den Traum, im Sport Höchstleistungen zu bringen, haben viele Kinder und Jugendliche. Für die meisten wird er sich nicht erfüllen. Wird ein Talent erkannt, stellen sich schon bald komplizierte Fragen. Über diese spricht „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit ihren Gästen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 18.10.2024

    Zum 300. Todestag von Johann Osiander

    Der vor 300 Jahren verstorbene Johann Osiander ist derjenige, nach dem man gesagt hat, dass man aus einem württembergischen Magister alles machen kann. Der Theologe bekleidete nicht nur wichtige Kirchenämter, sondern er war auch Dichter und bereiste als Diplomat Europa.

    Mehr erfahren
  • Datum: 17.10.2024

    50 Jahre Mädchen in Blaubeuren

    Mit einem Begegnungsfest haben die Evangelischen Seminare Blaubeuren und Maulbronn zusammen mit Zeitzeuginnen am 11. Oktober 2024 ein Jubiläum der besonderen Art gefeiert. Seit 1974 können Mädchen dieses Gymnasium mit Internat in Blaubeuren besuchen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.10.2024

    6. Weihnachtssingen im GAZi-Stadion

    Am 22. Dezember 2024 um 17:00 Uhr findet das traditionelle Weihnachtssingen im GAZi-Stadion auf der Waldau statt. Karten können schon jetzt vorbestellt werden. Die Veranstaltung wird zusätzlich per kostenlosem Livestream übertragen. Hier finden Sie weitere Informationen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 16.10.2024

    Nachbarschaftsprojekt Lebenswert

    Podcast des Innovationstages #gemeindebeigeistert: Gabriele Blum-Eisenhardt erzählt vom Nachbarschaftsprojekt Lebenswert. Sie geht mit weiteren Ehrenamtlichen jeden Montag in ein Altersheim und singt mit den Bewohnern Lieder.

    Mehr erfahren
  • Datum: 15.10.2024

    7. baden-württembergische Konfi-Nacht

    Am 18. und 19. Oktober 2024 findet in Mannheim die siebte Konfi-Nacht Baden-Württemberg statt. Rund 430 Jugendliche mit 50 Betreuerinnen und Betreuern kommen an den beiden Tagen zusammen, um unter dem Motto „LOVESTORY²“ an einem vielfältigen Programm teilzunehmen.

    Mehr erfahren
Mehr laden