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Ukrainische Freunde in Bedrängnis

Unterstützung und Anteilnahme für ukrainische Gemeinde in Poltawa

Jubiläumsgottesdienst zum 25-jährigen Bestehen der Gemeinde in Poltawa mit Bischof Pawel Schwarz und Gästen aus dem Kirchenbezirk BernhausenEvangelischer Kirchenbezirk Bernhausen

Der Evangelische Kirchenbezirk Bernhausen steht seit 1994 mit der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Poltawa/Ukraine in partnerschaftlicher Verbindung. Christoph Killgus, Vorsitzender der Bezirkssynode Bernhausen, berichtet in diesem Interview über die Partnerschaft und den schweren russischen Angriff auf Poltawa am 3. September.

Wie sieht die Gemeinde in Poltawa aus?

Christoph Killgus: Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde (DELKU) in Poltawa ist klein. Zum Gottesdienst treffen sich wenige Dutzend Leute. Dabei ist die Gemeinde diakonisch sehr aktiv. Schon seit Jahren kümmert sie sich um alte und pflegebedürftige Menschen. Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 sind Tausende Binnenflüchtlige aus der Ostukraine nach Poltawa gekommen. Die Gemeinde kümmert sich um diese Menschen sowohl mit materieller wie auch mit psychologischer Hilfe.

Sind in der Partnerschaft auf Grund des Krieges in der Ukraine besondere Aktionen oder Beziehungen entstanden?

Christoph Killgus: Kurz nach Kriegsbeginn kam eine kleine Gruppe von Frauen und Kindern nach Filderstadt, um hier Sicherheit und Schutz zu suchen. Für einige Tage waren sie zunächst gastfreundlich im Bernhäuser Forst untergebracht. Anschließend nahmen einige Familien die Gäste aus Poltawa für einige Monate auf.

In mehreren Gemeinden trafen sich Menschen zu Friedensgebeten, die es teils bis heute gibt. Mittlerweile sind die Gäste alle wieder nach Poltawa zurückgekehrt. Maßgeblich dafür war zum einen der Wunsch, wieder mit den Familien zusammen zu leben. Zum anderen wollten sich die Leute auch wieder in ihrer Gemeinde in Poltawa engagieren, um Binnenflüchtlingen helfen zu können.

Eine Begegnung gab es zuletzt auf dem Kirchentag in Nürnberg, zu dem Christen und Christinnen aus Poltawa und Kiew kamen. Dort predigte auch Pawel Schwarz, der Bischof der DELKU.

Hatten Sie mit der Gemeinde Kontakt seit dem schweren Angriff? Wie ist die Lage vor Ort?

Christoph Killgus: Wir haben besorgt bei der ehrenamtlichen Gemeindeleiterin Angela Chechotka nachgefragt. Sie schrieb uns:

„Gott sei Dank wurde niemand aus unserer Gemeinde verletzt. Aber all diese Explosionen und schrecklichen Ereignisse fanden weniger als einen Kilometer entfernt von unserer Kirche und den Häusern vieler Gemeindemitglieder statt. Die Fenster der Nachbarhäuser zersprangen. Die Menschen sind sehr verängstigt. Meine Kollegen von der Musikschule haben verletzte Angehörige. Einige liegen noch unter den Trümmern. Die ganze Stadt ist in Trauer. Wir beten und bitten Gott, uns und unsere Angehörigen zu retten. Aber alle sind sehr verängstigt. Der Krieg ist sehr nahe. Wir sind sehr dankbar, dass ihr alle an uns denkt, euch kümmert und für uns betet! Wir spüren das.“

Gibt es Spendenmöglichkeiten?

Christoph Killgus: Wer die Gemeinde in Poltawa unterstützen will, schließt sie bitte vor allem in sein Gebet ein. Wir bitten darum, dass die Menschen dort vor Angriffen bewahrt bleiben, dass sie in der von ständiger Angst geprägten Situation Glaubensmut, Zuversicht und Lebensfreude nicht verlieren und die Kraft haben, sich weiter um Menschen in Not zu kümmern. Wer etwas spenden möchte, kann dies gern mit dem Vermerk „Spende Poltawa“ auf das Konto des Evangelischen Kirchenbezirks Bernhausen tun (IBAN DE 89 6005 0101 0002 082 208).

Wie wurde die Partnerschaft vor Beginn des Krieges gelebt?

Christoph Killgus: Vor Beginn des Krieges gab es in losen Abständen Besuche hin und her und gelegentliche Informationen im Austausch. Seit Kriegsbeginn ist das Miteinander und die gegenseitige Anteilnahme viel intensiver geworden, auch deshalb, weil einige Frauen und Kinder aus Poltawa für einige Zeit bei uns zu Gast gewesen sind.

Wie ist die Partnerschaft zur Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Poltawa entstanden?

Christoph Killgus: Der Kirchenbezirk Bernhausen und die Kirchengemeinde Leinfelden stehen seit 1994 in partnerschaftlicher Verbindung mit der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinde (DELKU) in Poltawa/Ukraine. Erfreulicherweise besteht die Partnerschaft nach Poltawa auch auf kommunaler Ebene: Die drei Filderstädte Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Ostfildern pflegen diese ebenfalls.

Am Palmsonntag 1992 wurde auf dem Zentralfriedhof Poltawa der erste Soldatenfriedhof der Ukraine eingeweiht. Der evangelische Landesbischof Theo Sorg und der katholische Prälat Hubert Bour gehörten zur Filderdelegation. Theo Sorg brachte eine Bibel nach Poltawa. In der Folge begannen Deutschstämmige, die sich in einer Gruppe namens „Wiedergeburt“ (zunächst wohl ohne religiösen Bezug) gesammelt hatten, in der Bibel zu lesen – der Start für die spätere Kirchengemeinde. Seit 1993 wurde in Poltawa eine Evangelisch-Lutherische Gemeinde aufgebaut. Durch die finanzielle Unterstützung des Kirchenbezirks Bernhausen konnte die Gemeinde in Poltawa ein Bethaus erwerben, eine kleine Kirche. Zum 25-jährigen Bestehen der Gemeinde im November 2019 reiste eine kleine Delegation des Evangelischen Kirchenbezirks Bernhausen nach Poltawa.


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