| Gesellschaft

Warum eine Pfarrerin sich bei Christians for Future engagiert

Rundfunk-Pfarrer Felix Weise im Gespräch mit Pfarrerin Kathrin Fingerle über die Gruppe Christians for Future in den SWR1 Begegnungen.

Omas for Future, Teachers for Future, Science for Future – längst engagieren sich nicht nur Schülerinnen und Schüler für einen Wandel in der Klimapolitik. Mittlerweile gibt es auch Gruppen für alle, die nicht mehr zur Schule gehen. Eine davon ist Christians for Future. Kathrin Fingerle ist bei Christians for Future engagiert. Sie ist Pfarrerin in Sigmaringen und hat dort angefangen, sich neben ihrem Beruf für den Klimaschutz einzusetzen. Wie das kam, darüber spricht sie im Interview.

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Das SWR1 Begegnungen - Interview zum Nachlesen:

Felix Weise: Wie kam es zu Ihrem Engagement bei Christians for Future?

Kathrin Fingerle: Also bei mir war es so, dass seit der Geburt unserer Kinder mich das Thema irgendwie immer mehr beschäftigt hat. Und dann habe ich tatsächlich irgendwas, wie „Fridays for Future und Christentum“ oder so in der Suchmaschine eingegeben und bin dann auf die Christians for Future gestoßen. Habe mit denen Kontakt aufgenommen und dann auch relativ schnell eine Ortsgruppe hier gegründet.

Aber braucht es wirklich so viele Untergruppen? Wäre nicht mehr erreicht, wenn sich alle Klimaaktivisten zu einer Gruppe zusammenschließen würden? Kathrin Fingerle glaubt: es ist sinnvoll, dass es eine christliche Version der „Fridays“ gibt, wie sie Fridays for Future gern abkürzt, denn:

…bei uns sind viele Personen in Gemeinden verankert und können dann in die Gemeinden auch hineinwirken. Und die „Fridays“ haben ja auch nicht den Fokus darauf, gerade in die Kirchenleitung auch hineinzuwirken oder gar in die Strukturen. Von daher find ich das schon eine gute Ergänzung.

Christians for Future wollen in ihren Gemeinden vor Ort etwas für den Klimaschutz tun und das Thema in den Kirchenleitungen stark machen. Das unterscheidet sie von anderen Gruppen. Aber Kathrin Fingerle ist auch überzeugt davon, dass sie als Christen und Christinnen etwas ganz Eigenes in die Klimabewegung mit einbringen können:

Ich glaube, dass Christ:innen auch eine besondere Art von Hoffnung mitbringen können. Wir glauben, dass Gott die Erde geschaffen hat und uns liebt. Und ich glaube auch, dass Gott will, dass wir es schaffen, sozusagen, also Gott will nicht, dass die Erde leidet und dass die Menschen leiden.

Man hört oft als Vorwurf gegenüber Klimaschützern, dass sie gerade nicht Hoffnung verbreiten, sondern eher Angst schüren. Kathrin Fingerle ist klar, dass beides eng zusammenhängt.

Also ich denke schon, dass Angst auf jeden Fall eine Rolle spielt. Also ich würde auch sagen, dass ich jetzt nicht ohne Angst bin. Ich glaub, das ist auch schwierig ohne Angst zu sein, wenn man sich wirklich ehrlich dem stellt, was das bedeuten könnte. Aber ich glaube nicht, dass das jetzt der Antrieb ist, sondern ich glaube, der Antrieb ist eigentlich eher Hoffnung, weil wenn man nur von Angst besetzt wäre, dann müsste man sich ja nicht mehr engagieren.

Und dass man sich engagieren muss, davon ist Kathrin Fingerle überzeugt. Denn trotz allem Gottvertrauen: Die Klimakatastrophe wird nicht einfach durch ein Wunder von oben gelöst werden. Was aber tun? Persönlicher Verzicht, oder warten auf die großen Veränderungen durch die Politik?

Wir sind auch privilegiert, weil wir uns ein Lastenfahrrad kaufen können, weil wir Bio- oder Fairtrade-Lebensmittel kaufen können. Und dass das so ist, ist eigentlich einfach nicht gut. (...) Eigentlich sollte es ja so sein, dass die Wahl, die die klimafreundlichste ist, auch die günstigste ist und die einfachste. Und das ist eben einfach nicht so.

Das ist ein großes Problem. Solange Klimaschutz ein Privileg ist, für das es Zeit und Geld braucht, fühlen sich viele davon abgeschreckt und überfordert. Mit dieser Ablehnung klarzukommen ist nicht immer leicht für die, die sich engagieren. Die Pfarrerin Kathrin Fingerle denkt, auch das ist etwas, womit Christinnen und Christen die Klimabewegung unterstützen können: Seelsorge.

Gerade zu unserer letzten Klimaandacht, da kamen nicht besonders viele Leute. Aber wir hatten hinterher das Gefühl, dass es für die Leute wirklich gut und wichtig war. Weil es eben auch Menschen waren, die sehr engagiert sind und die ja aber auch das Gefühl haben, sie sind so ein bisschen auf verlorenem Posten. Und seelsorgerlich war das, glaube ich, ganz wichtig. Diese Andacht.

Und weil sie gemerkt hat, das ist etwas, was Kraft gibt und wo Christinnen und Christen ihren ganz eigenen Teil zur Klimabewegung beitragen können, hat Kathrin Fingerle ein Buchprojekt mit ins Leben gerufen: „Trösten, Hoffen, Handeln“ heißt das Buch, das sie gemeinsam mit einem katholischen Kollegen herausgibt.

Was für mich eben wichtig war, war Menschen zu finden, die gemeinsam mit mir da unterwegs sein möchten, mit denen ich gerne zusammenarbeite. Also hier vor Ort und bei Christians vor Future. Und dass man vielleicht auch mal was findet, was zu einem passt. Also ich hatte jetzt das Gefühl, eben dieses Buch da rauszugeben, das passt eben auch zu mir und meinem Beruf.

Sich als Christin einzusetzen für die Schöpfung: für die Pfarrerin Kathrin Fingerle ist das eine wichtige Aufgabe. Und dabei verbindet sie Klarsicht mit unerschütterlicher Hoffnung:

Also ich habe nicht die Illusion, dass wir in einer Welt leben werden, die so aussieht wie die heute. Aber ich hoffe, dass es eine Welt ist, in der wir eben auch gelernt haben, dass es anders geht und in der wir anders leben. In der wir wissen, dass Wachstum und Reichtum eben nicht das ist, worauf es ankommt. Und dass wir gelernt haben, das umzusetzen, was der eigentlich auch schon längst wissen.

Meine Hoffnung wäre tatsächlich, dass Gott durch Menschen wirkt und Menschen dazu befähigt und auch beauftragt. Das wäre meine Hoffnung.


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