|

Abbas Khider in Stuttgart mit Evangelischem Buchpreis ausgezeichnet

„Schnörkellos und poetisch, ernst und gewitzt“

Der im Irak geborene Autor Abbas Khider ist am 24. Mai im Stuttgarter Hospitalhof feierlich mit dem Evangelischen Buchpreis 2023 ausgezeichnet worden. Khider erhält die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung für sein Buch „Der Erinnerungsfälscher“, in dem er Themen wie Diktatur und Flucht sowie Vorurteile und Schikanen gegenüber geflüchteten Menschen literarisch verarbeitet.

V.l.n.r.: Stefanie Drüsedau, Jury-Vorsitzende; Wiebke Mandalka, Geschäftsführerin Ev. Literaturportal e.V.; Martin Kordic, Lektor des Hanser-Verlags, vertrat den erkrankten Autor; Landesbischof Ralf Meister, Vorsitzender des Ev. Literaturportal e.V.Bild: elk-wue.de

Der Evangelische Buchpreis wird seit 1979 vom Dachverband evangelischer öffentlicher Büchereien, dem Evangelischen Literaturportal www.eliport.de, verliehen. Dessen Vorsitzender, Landesbischof Ralf Meister aus Hannover, überreichte den Preis an Martin Kordic vom Hanser-Verlag, der den erkrankten Abbas Khider vertrat. 

Carsten HueckBild: elk-wue.de

Der Literaturkritiker Carsten Hueck würdigte in seiner Laudatio Abbas Khider als Autor, der „charmant den tiefen Blick in ein schweres Herz in stürmischer Zeit eröffnet“ und sagte weiter, es sei „ein Markenzeichen dieses Autors, schnörkellos und poetisch zu schreiben, ernst und gewitzt, manchmal auch drastisch, das Bitterböse aber mit Galgenhumor zu schildern. Mit Ironie schafft er eine Distanz, die Leser und Leserin im rechten Moment schützt, die tiefe Wirkung des Erzählten aber nicht verringert.“

Weiter sagte Hueck: „Der Erinnerungsfälscher ist kein Reisebericht, keine Reportage, sondern ein Roman. Literatur eben, die ihre eigene Wirklichkeit und Wahrheit erschafft. Und es ist schön und wichtig, dass ausgerechnet so ein Vollbluterzähler, ein deutscher Schriftsteller, dessen erzählerische Wurzeln auch einen uns gemeinhin fremden Kulturkreis berühren, mit dem Evangelischen Buchpreis geehrt wird. Das spricht nicht nur für den Autor, sondern auch für den Preis.“

Abbas Khider konnte den Preis aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst entgegennehmen.Copyright: Peter-Andreas Hassiepen

In ihrer Begründung für die Zuerkennung des Ev. Buchpreises schreibt die Jury: „Mit klaren, schnörkellosen Sätzen, aber nicht ohne Humor, erzählt Abbas Khider von den Themen, die das Leben seines Protagonisten [Said] beherrschen: Die Gefangenschaft in der Diktatur, die lange, entbehrungsreiche Flucht nach Europa und die Vorurteile und Schikanen, denen er in der neuen Heimat immer wieder begegnet. Dies gelingt ihm in beeindruckender Weise. Der Autor, dessen Biographie deutliche Parallelen zu Saids aufweist, lässt uns teilhaben am Prozess des Schreibens und seiner therapeutischen Wirkung, er bedenkt die Wichtigkeit von Literatur für das eigene Leben, er plädiert gegen religiösen Fanatismus, Nationalismus, Rassismus und Ideologien jeder Art und fordert uns zu mehr menschlichem Miteinander auf.“

In seiner Begrüßung hob der gastgebende Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl Stuttgart als Buch- und Lesestadt hervor. Vor über 200 Jahren, im Jahr 1812, wurde hier die Deutsche Bibelgesellschaft gegründet und mit ihr die bis heute maßgebliche Stelle der Bibelverbreitung in Deutschland. Nur wenige Meter vom Hospitalhof entfernt befinde sich das bibliorama – ein interaktives Bibelmuseum, das sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen die Bibel in moderner Weise nahezubringen und Lust auf die Bibellektüre zu machen. Stuttgart sei bis heute eine Bibelstadt, so Gohl. In diesen Tagen erscheine die neue Ausgabe der Stuttgarter Erklärungsbibel. Stuttgart sei aber daneben auch eine bedeutende Bibliotheks- und Verlagsstadt. Hier gibt es 100 Büchereien und Bibliotheken und 67 Verlage. Und natürlich unzählige Leserinnen und Leser. Zurzeit betreue die landeskirchliche Büchereifachstelle 108 Mitgliedsbüchereien mit ca. 400 meist ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ganz Württemberg.

Über Abbas Khider

Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Mit 19 Jahren wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. 2008 erschien sein Debütroman „Der falsche Inder“, es folgten die Romane „Die Orangen des Präsidenten“ (2011) und „Brief in die Auberginenrepublik“ (2013). Abbas Khider lebt zurzeit in Berlin.

Über den Evangelischen Buchpreis

Der Evangelische Buchpreis wird seit 1979 vom Dachverband evangelischer öffentlicher Büchereien, dem Evangelischen Literaturportal www.eliport.de, verliehen. Gesucht werden Bücher, die anregen, über uns selbst, unser Miteinander und unser Leben mit Gott neu nachzudenken. Die Jury wählte neben dem Preisbuch neun weitere Titel für die Empfehlungsliste aus: Romane, Sachbücher, Kinder- und Jugendbücher. Der Jury gehören Mitarbeitende evangelischer Bibliotheken, Bibliothekarinnen und Bibliothekare, Theologinnen und Theologen sowie die Redakteurin des Ev. Literaturportals an.



Schon gewusst?

elk-wue.de

Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt@elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen.

Mehr News

  • Datum: 06.06.2023

    Trauer um Dr. Agnes Abuom

    Weltweite Trauer um Dr. Agnes Abuom: Die langjährige Moderatorin des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) ist in der vergangenen Woche in ihrer Heimat Kenia verstorben. In der Landeskirche erinnert man sich an die „wundervolle Ökumenikerin“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 06.06.2023

    Das wird beim Kirchentag in Nürnberg geboten

    „Jetzt ist die Zeit“ ist das Motto des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der vom 7. bis 11. Juni in Nürnberg stattfindet. Im Gespräch mit Achim Stadelmaier aus dem Evangelischen Medienhaus erklärt Reporter Matthias Huttner, was die Teilnehmenden erwartet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 05.06.2023

    Im Dialog zwischen Landwirtschaft, Kirche und Gesellschaft

    1948 wurde das Evangelische Bauernwerk in Württemberg gegründet. Das Jubiläum wurde am 3. und 4. Juni beim Hohebucher Tag mit einem Festgottesdienst mit Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl gefeiert.

    Mehr erfahren
  • Datum: 03.06.2023

    Landesbischof Gohl wird 60

    Ernst-Wilhelm Gohl feiert am Samstag, 3. Juni, seinen 60. Geburtstag. „Ermutigung und Hoffnung stark machen – das erlebe ich als unseren Auftrag in diesen Zeiten“, sagt der Landesbischof. „Wir haben allen Grund dazu. Das entspricht der Botschaft des Evangeliums.“

    Mehr erfahren
  • Datum: 02.06.2023

    Anna-Nicole Heinrich im Gespräch

    Der Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, sind vor allem Klimaschutz und Klimagerechtigkeit wichtig. Außerdem will sie die Digitalisierung der Kirche voranbringen. Bei „Alpha & Omega” spricht sie über Erreichtes und ihre Vorstellung von der Zukunft der Kirche.

    Mehr erfahren
  • Datum: 01.06.2023

    Landesbischof besucht Schneller-Schulen

    Landesbischof Gohl und Kirchenrätin Dr. Christine Keim haben anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der evangelischen Kirche in Beirut die Schneller-Schulen im Libanon und in Jordanien besucht. Außerdem haben sie in der Gedenkstätte Yad Vashem der Opfer der Shoa gedacht.

    Mehr erfahren
  • Datum: 01.06.2023

    Bosnienreise: Dialog zwischen den Religionen

    Der Islambeauftragte Pfarrer Dr. Friedmann Eißler hat auf einer Studienreise Bosnien und Herzegowina besucht. Thema war das Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen. Eindrücke gibt es auf unserem Instagram-Kanal (Anmeldung ist nicht nötig).

    Mehr erfahren
  • Datum: 28.05.2023

    „Pfingsten – Happy Birthday, Kirche“

    Wie der Heilige Geist die Apostel ermutigt, in die Welt hinauszugehen und von Jesus Christus zu erzählen - das feiern wir an Pfingsten. Und davon erzählt Diakonin Ellen Schneider in ihrem geistlichen Impuls, der heute auch im SWR-Jugendradio „DASDING“ gesendet wird.

    Mehr erfahren
  • Datum: 28.05.2023

    „Kein Raum für Überheblichkeiten“

    Landesbischof Gohl hat Pfingsten in Öhringen mitgefeiert und dort auch gepredigt. Dabei wies er auf den Wert der Vielfalt der Gaben und Glaubensstile hin, mit der sich schon die junge Kirche auseinandersetzen musste. Hier finden Sie Sie die Predigt im Wortlaut.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.05.2023

    „Gottes Geist verändert und verbindet“

    Wort der vier Kirchen in Baden-Württemberg zu Pfingsten 2023: Zum bevorstehenden Pfingstfest haben die Bischöfin und die Bischöfe der vier großen Kirchen in Baden-Württemberg an die Kraft des göttlichen Geistes erinnert.

    Mehr erfahren
  • Datum: 25.05.2023

    Tag der weltweiten Kirche in Stuttgart

    „Leben aus der Hoffnung“ – so das Motto des Tags der weltweiten Kirche, den über 20 internationale Gemeinden aus Württemberg am Pfingstmontag als buntes Fest der Begegnung in Stuttgart feiern. Beim Gottesdienst in der Stiftskirche predigt Landesbischof Gohl über Hoffnung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 24.05.2023

    Rainer Köpf wird Dekan in Backnang

    Rainer Köpf (59) ist zum neuen Dekan des Kirchenbezirks Backnang und zugleich auf die Backnanger Pfarrstelle Stiftskirche West gewählt worden. Er folgt damit auf Wilfried Braun, der zum 1. Juni in den Ruhestand geht. Das Datum des Amtsantritts steht noch nicht fest.

    Mehr erfahren
Mehr laden