Gebet und Stellungnahme der christlichen Kirchen in Deutschland
Angesichts neuer, schwerer Konflikte in der Region Berg-Karabach hat Kirchenrätin Dr. Christine Keim, Leiterin des Referats für Mission, Ökumene und Entwicklung im Oberkirchenrat, ein Friedensgebet verfasst. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Deutsche Bischofskonferenz und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland haben zudem eine Stellungnahme zum Konfilkt in der Region Berg-Karabach veröffentlicht, in der sie die Gewalt gegen die Bevölkerung in Berg-Karabach verurteilen. Sie finden den Text unten auf dieser Seite.
Gebet:
Treuer Gott,
wir sind erschüttert über den
massiven Gewaltausbruch in Berg-Karabach und beklagen Menschenleben.
Wir bitten dich, sei du bei den Menschen, die leiden,
Tod und Zerstörung erfahren.
Stärke den Willen zum Frieden,
dass das Blutvergießen ein Ende hat.
Lass die Verantwortlichen andere Wege zur Verständigung finden.
Erbarme dich. Sei du Trost und Hoffnung.
Amen.
Bereits im August hatte Bischof Serovpé lsakhanyan, Oberhaupt der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, in einem Schreiben an die württembergische Landeskirche auf die Notlage der Menschen in Berg-Karabach aufmerksam gemacht. Seit Dezember 2022 sind rund 120.000 Armenier in der Region Berg-Karabach von der Außenwelt nahezu vollständig abgeschnitten aufgrund des gesperrten Latschin-Korridors, der einzigen Verbindungsstraße zwischen Armenien und Berg-Karabach.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Deutsche Bischofskonferenz und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland haben zum aktuellen Konflikt in der Region Berg-Karabach Stellung genommen. Hier das vollständige Statement:
Christliche Kirchen verurteilen Gewalt gegen Bevölkerung in Berg-Karabach
„Die militärische Gewalt und die Blockade der Region müssen unverzüglich enden“
Mit Bestürzung reagieren die christlichen Kirchen in Deutschland auf die neuerliche Eskalation der Gewalt in der Region Berg-Karabach (Arzach). Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, die Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, und der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Erzpriester Constantin Miron, kritisieren gemeinsam das massive militärische Vorgehen der Regierung Aserbaidschans, welches die Existenz der mehrheitlich armenischen Bevölkerung der autonomen Region gefährde. Bereits die über neun Monate andauernde Blockade der einzigen Zufahrtsstraße von Armenien nach Berg-Karabach habe zu einer dramatischen humanitären Situation geführt.
Uns erreichen erschreckende Berichte darüber, wie vom Hunger geschwächte Kinder unter dem Artilleriebeschuss nicht mehr rechtzeitig die Schutzräume erreicht haben. Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus hebt hervor: „Es darf nicht geschehen, dass schwere Menschenrechtsverletzungen abseits der Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit geschehen. Wir verurteilen die militärische Aggression ebenso wie den Einsatz von Hunger als Waffe.“
Der am gestrigen Tag begonnene Angriff aserbaidschanischer Truppen auf die autonome Republik Berg-Karabach droht zu einer Katastrophe zu führen. Erzpriester Radu Constantin Miron, Vorsitzender der ACK befürchtet: „Aufgrund der Machtverhältnisse und der unterschiedlichen Konfliktherde dieser Welt wird kein Land dort einschreiten und für den Schutz der Menschen in Berg-Karabach sorgen. Es darf keine weitere Eskalation der Gewalt geben!“
Die am 20. September vereinbarte Waffenruhe kommt einer Kapitulation der Republik Arzach gleich und wir fürchten eine bevorstehende „ethnische Säuberung“ des Gebiets durch die gewaltsame Vertreibung der etwa 120.000 ethnischen Armenier aus ihrer Heimat. „Wir rufen die Bundesregierung und die Weltöffentlichkeit auf, genau hinzuschauen und Aserbaidschan an die Pflicht zu einem humanen Umgang mit der Bevölkerung zu erinnern. Der Konflikt muss am Verhandlungstisch gelöst werden, statt Fakten durch Vertreibung der einheimischen Bevölkerung zu schaffen,“ so Bischof Georg Bätzing.
Die Erfahrung aus der langjährigen Entwicklung des Berg-Karabach-Konflikts zeigt, dass Menschenrechtsverletzungen wie völkerrechtswidrige Verschleppungen und Misshandlung von Kriegsgefangenen drohen. Daher fordern wir die politischen Verantwortungsträger auf, sich für eine möglichst vollständige Dokumentation der Ereignisse in Berg-Karabach einzusetzen. Den Verantwortlichen in Aserbaidschan muss deutlich werden, dass die Weltgemeinschaft genau hinschaut und auf Völkerrechtsverletzungen reagieren wird.
Da Aserbaidschan Frauen und Kinder in Berg-Karabach aufgerufen hat, über einen humanitären Korridor nach Armenien auszureisen, ist eine dramatische Flüchtlingssituation in Armenien absehbar. Bischof Bätzing appelliert daher an alle Verantwortlichen: „Die europäischen Staaten, aber auch unsere kirchlichen Hilfswerke müssen Vorbereitungen treffen, um Armenien so schnell wie möglich bei der Versorgung der ausgebombten und von der bisherigen Blockade gezeichneten Flüchtlinge zu unterstützen.“
Die Vorsitzenden von EKD, Deutscher Bischofskonferenz und ACK bitten gemeinsam um die solidarische Unterstützung der Menschen im Kaukasus. Als christliche Kirchen rufen wir zum Gebet auf für alle, die unter der gezielt herbeigeführten humanitären Katastrophe und der militärischen Aggression leiden. Wir bitten unsere Gemeinden, die Not der Bevölkerung in Berg-Karabach in ihre gottesdienstliche Fürbitte aufzunehmen.
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