Polizeiseelsorge setzt das Modell „kritische Solidarität“ um
Landesbischof Gohl hält Festvortrag bei der Bundeskonferenz der Evangelischen Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer
Bei der Bundeskonferenz der Evangelischen Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer am 8. Februar in Bad Boll hat Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in seinem Festvortrag darauf hingewiesen, dass die Polizeiseelsorge „zu Unrecht im Schatten anderer Seelsorgedienste der Kirchen stehe“. Gerade hier würde „kritische Solidarität“ in vorbildlicher Weise umgesetzt.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl thematisierte das Modell „kritischer Solidarität“ in der Polizeiseelsorge.Bild: Thomas Rathay
Die Polizeiseelsorge müsse notwendigerweise in ihrem Handeln ethische Fragen und Konflikte einbeziehen. Im Fall der Polizeiseelsorge kreisen diese Konflikte laut Gohl „um die Ausübung legaler Gewalt durch die Polizei und hinterfragen damit das jesuanische Gebot der Friedfertigkeit und Feindesliebe.“ Es gehe darum, wie sich die Arbeit der Polizeiseelsorge in der Institution „Polizei […] von der Polizei abgrenzen lässt und [sie auch] potenzielle Opfer von Polizeigewalt empathisch unterstützen und begleiten kann.“ Gohl beschrieb den Weg, den die Polizeiseelsorge geht, mit der Formel der „kritischen Solidarität“ und führte aus: „Kirchliche Seelsorge weiß um die besonderen ethischen Dilemmata der Polizeiarbeit und ist zu gewaltausübenden Maßnahmen der Polizeiarbeit kritikfähig und kritikbereit, gegenüber den Menschen im Polizeidienst in ihren persönlichen Krisen aber solidarisch verbunden.“
Seelsorge als „Muttersprache der Kirche“
Seelsorge sei „die Muttersprache der Kirche“, zitierte Gohl die Theologin Petra Bosse-Huber und sagte weiter: „In der Sprache, die sie spricht, kommt die Kirche zu sich selbst und […] die Zuwendung zu einem Hilfesuchenden steht im Zentrum kirchlicher Arbeit.“ In der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, dass die Gesellschaft an die Seelsorge hohe Erwartungen knüpfe. Gohl forderte eine entsprechende Ausrichtung der Kirchen: „Wenn Seelsorge zur Muttersprache der Kirche erklärt wird, so muss die Kirche diesem Handeln hohe Priorität zuschreiben. Sie muss die Seelsorgeausbildung stärken, ebenso die ökumenische Kooperation. Sie muss bereit sein, weiter an der Notfallseelsorge mitzuwirken. Und sie muss bereit sein, Menschen dort aufzusuchen, wo sie sind: Im Krankenhaus und Pflegeheim, in der Flüchtlingsunterkunft und im Gefängnis.“ Seelsorge müsse sich den gesellschaftlichen Herausforderungen neu stellen und dabei den Zusammenhang zwischen Seelsorge und Ethik neu bedenken.
Seismografen gesellschaftlicher Veränderungen
Polizei und Kirche seien beide Seismografen gesellschaftlicher Veränderungen und stünden in der Verantwortung, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln „angemessen zu antworten.“ In der Seelsorge gehörten deshalb „die Wahrnehmung eines zuweilen hochambivalenten gesellschaftlichen Kontextes und Fragen der Ethik zusammen“.
Jesus und Zachäus
Landesbischof Gohl illustrierte dies an der biblischen Geschichte über Jesus und Zachäus (Lukas 19,1-10), der sich als Steuereintreiber bereichert hatte und deshalb sozial geächtet war. Man habe diese Erzählung lange als gelungene Bekehrungsgeschichte gelesen. Man könne sie „aber auch als Auseinandersetzung mit den ethischen Dilemmata einer spezifischen Berufsethik lesen. Wieviel ethische Abgründigkeit steckt in meinem Beruf? Kann ich weiter arbeiten, ohne an anderen schuldig zu werden? Wie sieht die Work-Life-Balance zwischen beruflichem Erfolg und Verlust an sozialer Anerkennung aus?“
Prototypisch für eine moderne Seelsorge
Die Geschichte sei „prototypisch für eine moderne Seelsorge. Kirche müsse gerade dort zur Seelsorge bereit sein, wo infolge gesellschaftlicher oder berufsethischer Konflikte spirituelle und ethische Orientierungsrahmen einzuspielen sind. Sie sollte sich auf verstärkte Aushäusigkeit einstellen und Menschen dort aufsuchen, wo sie auch unabhängig von kirchlichen Versorgungsstrukturen aufzufinden sind. Und kirchliche Seelsorge rechnet mit Menschen, deren Beruf oder Tätigkeit Ambivalenzen auslöst.“ Jesus nehme die Probleme ernst: „Er kann das Steuersystem nicht ändern, aber offenbar hat er dem Zöllner geholfen, sein eigenes Verhältnis zu diesem System zu überdenken.“
Verantwortung für eine verunsicherte und konfliktreiche Gesellschaft
So werde dieser Fall zum „exemplarischen Seelsorgefall für eine Kirche, die sich ihrer Verantwortung für eine verunsicherte und konfliktreiche Gesellschaft bewusst wird. Eine Kirche, die mit den Leuten spricht und dabei kritisch hinterfragt und zugleich solidarisch handelt.“
Weltweite Trauer um Dr. Agnes Abuom: Die langjährige Moderatorin des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) ist in der vergangenen Woche in ihrer Heimat Kenia verstorben. In der Landeskirche erinnert man sich an die „wundervolle Ökumenikerin“.
„Jetzt ist die Zeit“ ist das Motto des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der vom 7. bis 11. Juni in Nürnberg stattfindet. Im Gespräch mit Achim Stadelmaier aus dem Evangelischen Medienhaus erklärt Reporter Matthias Huttner, was die Teilnehmenden erwartet.
Im Dialog zwischen Landwirtschaft, Kirche und Gesellschaft
1948 wurde das Evangelische Bauernwerk in Württemberg gegründet. Das Jubiläum wurde am 3. und 4. Juni beim Hohebucher Tag mit einem Festgottesdienst mit Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl gefeiert.
Ernst-Wilhelm Gohl feiert am Samstag, 3. Juni, seinen 60. Geburtstag. „Ermutigung und Hoffnung stark machen – das erlebe ich als unseren Auftrag in diesen Zeiten“, sagt der Landesbischof. „Wir haben allen Grund dazu. Das entspricht der Botschaft des Evangeliums.“
Der Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, sind vor allem Klimaschutz und Klimagerechtigkeit wichtig. Außerdem will sie die Digitalisierung der Kirche voranbringen. Bei „Alpha & Omega” spricht sie über Erreichtes und ihre Vorstellung von der Zukunft der Kirche.
Landesbischof Gohl und Kirchenrätin Dr. Christine Keim haben anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der evangelischen Kirche in Beirut die Schneller-Schulen im Libanon und in Jordanien besucht. Außerdem haben sie in der Gedenkstätte Yad Vashem der Opfer der Shoa gedacht.
Der Islambeauftragte Pfarrer Dr. Friedmann Eißler hat auf einer Studienreise Bosnien und Herzegowina besucht. Thema war das Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen. Eindrücke gibt es auf unserem Instagram-Kanal (Anmeldung ist nicht nötig).
Wie der Heilige Geist die Apostel ermutigt, in die Welt hinauszugehen und von Jesus Christus zu erzählen - das feiern wir an Pfingsten. Und davon erzählt Diakonin Ellen Schneider in ihrem geistlichen Impuls, der heute auch im SWR-Jugendradio „DASDING“ gesendet wird.
Landesbischof Gohl hat Pfingsten in Öhringen mitgefeiert und dort auch gepredigt. Dabei wies er auf den Wert der Vielfalt der Gaben und Glaubensstile hin, mit der sich schon die junge Kirche auseinandersetzen musste. Hier finden Sie Sie die Predigt im Wortlaut.
Wort der vier Kirchen in Baden-Württemberg zu Pfingsten 2023: Zum bevorstehenden Pfingstfest haben die Bischöfin und die Bischöfe der vier großen Kirchen in Baden-Württemberg an die Kraft des göttlichen Geistes erinnert.
„Leben aus der Hoffnung“ – so das Motto des Tags der weltweiten Kirche, den über 20 internationale Gemeinden aus Württemberg am Pfingstmontag als buntes Fest der Begegnung in Stuttgart feiern. Beim Gottesdienst in der Stiftskirche predigt Landesbischof Gohl über Hoffnung.
Rainer Köpf (59) ist zum neuen Dekan des Kirchenbezirks Backnang und zugleich auf die Backnanger Pfarrstelle Stiftskirche West gewählt worden. Er folgt damit auf Wilfried Braun, der zum 1. Juni in den Ruhestand geht. Das Datum des Amtsantritts steht noch nicht fest.